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152 Jahre "Allgemeine illustrierte Weltausstellungs-Zeitung"

Anlässlich 150 Jahre Wiener Weltausstellung

Allgemeine Illustrirte Weltausstellungs-Zeitung, Band I, Nummer I vom 24. Jänner 1872. C-3961, Wienbibliothek im Rathaus

von Isabella Wasner-Peter,
9. Juni 2023

Schon auf den Wiener Gewerbeausstellungen 1835, 1839 und 1845 konnte sich das Publikum von der Innovationskraft österreichischer Unternehmen überzeugen. Als 1851 in London die "Great Exhibition of the Industry of all Nations" auf Initiative von Prinz Albert von Sachsen-Coburg nichts weniger als den technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt der gesamten Menschheit dokumentieren sollte, war die Idee der Weltausstellungen geboren. Sowohl an dieser als auch an den nachfolgenden Weltausstellungen in Paris (1855 und 1867) und London (1862) waren namhafte Wiener Firmen vertreten und bald wurden Stimmen laut, die sich auch eine Wiener Weltausstellung wünschten.

Wien am Weg zur Weltausstellung

Durch die Schleifung der Basteien ab den späten 1850er-Jahren konnten die städtebaulichen Grundlagen für diese Großveranstaltung geschaffen werden. Mit der Anlage der Ringstraßenzone und der Einbeziehung der Vororte war Wien auf dem besten Weg zur modernen Metropole. Auch wenn die Stadt in vielen Bereichen im Weltausstellungsjahr 1873 eher einer Großbaustelle als der repräsentativen Hauptstadt eines Kaiserreiches glich, beschleunigte die Weltausstellung aufgrund des erwarteten Zustroms von 15 Millionen internationaler Gäste vor allem Verkehrsinfrastrukturprojekte und gab dem Wohnungs- und Hotelbau neue Impulse. Wahnwitzige Immobilienspekulationen blieben dabei nicht aus. Selbst die heute noch bestehenden Baulinien im Wurstelprater sind auf Regulierungen im Zuge der Planung der Wiener Weltausstellung zurückzuführen.

Selbstredend, dass die Weltausstellung im Zeitungswesen der gesamten Monarchie breiten Raum einnahm. Bereits in den 1860er-Jahren diskutierten die Blätter verschiedene Expositionsprojekte sehr ausführlich. Mit der kaiserlichen Entschließung vom 24. Mai 1870 trat die Planung der Wiener Weltausstellung schließlich in eine konkrete Phase und ab August 1871 versorgte die Weltausstellungs-Correspondenz als offizielles Nachrichtenorgan die Presse detailreich mit Informationen über das Projekt.

Die "Wiener Weltausstellungs-Zeitung" erscheint

Noch im selben Monat erschien die erste Nummer der "Wiener Weltausstellungs-Zeitung". Chefredakteur war Johann Christian Schreyer. Das Blatt berichtete zunächst im zweiwöchigen Rhythmus über die Vorbereitungen zum Großereignis, wurde während der Ausstellungsdauer zur Tageszeitung und versuchte sich danach als "Internationale Ausstellungs-Zeitung" zu etablieren. Dem entsprechend war der Untertitel ab 15. November 1873 "Central-Organ für die Weltausstellung im Jahre 1873, für die internationale Textil-Industrie-Ausstellung in Berlin im Jahre 1874, für die Weltausstellung in Philadelphia 1876 und für alle übrigen Ausstellungen im In- und Auslande".

Die Konkurrenz

Im Jänner 1872 bekam die "Wiener Weltausstellungs-Zeitung" mit der "Allgemeinen illustrierten Weltausstellungs-Zeitung" Konkurrenz, die nach Eigendefinition "in einer Ausstattung erscheinen [werde], wie solche der heutige Standpunkt der graphischen Kunst gebietet". Unterstützung fand das Publikationsunternehmen durch Gewerbevereine und Handelskammern, für die es ein erfolgsversprechendes Werbemedium war.

Zunächst erschien das reicher illustrierte Blatt zweimal im Monat und berichtete sowohl von vorangegangenen Großausstellungen als auch vom aktuellen Projekt. Ab Jänner 1873 erschien die Zeitung einmal wöchentlich, nach der Eröffnung der Schau zweimal wöchentlich. Der Titel wird von einer Vogelschau-Ansicht des Ausstellungsgeländes geziert. Gut kann hier der Baufortschritt beobachtet werden, denn während der erste Jahrgang nur den über 900 Meter langen Industriepalast mit der Rotunde und die Maschinenhalle zeigt, sind in den späteren Nummern auch alle Pavillons in der parkähnlichen Anlage gut erkennbar.

Titelseite Band 1, Nummer 1 vom 24. Jänner 1872 / Titelseite Band 5, Nummern 11 und 12 vom 23. November 1873


Die "Allgemeine illustrierte Weltausstellungs-Zeitung" erschien auch auf Ungarisch und Französisch und galt als offizielles Ausstellungs-Organ der deutschen, portugiesischen und ungarischen Ausstellungskommission.

Am Tag der Ausstellungseröffnung, dem 1. Mai 1873, wirft der Herausgeber Ferdinand Springmühl in seinem Leitartikel noch einen sehr optimistischen Blick auf die Zukunft des "Riesenwerkes", gefolgt vom fünf-strophigen Widmungsgedicht "Zum Eröffnungstage" von Balduin Groller.

Im Sommer 1873 fusionierte die "Allgemeine illustrierte Weltausstellungs-Zeitung" mit der "Illustrierten Wiener Weltausstellungs-Galerie", worauf der Titelzusatz "Vereinigte Blätter" hinwies.

Börsenkrach und Choleraepidemie

Das Ergebnis der Weltausstellung fiel ernüchternd aus: Der Börsenkrach kurz nach der Eröffnung und die Choleraepidemie im Sommer waren mit ein Grund dafür, dass nur rund die Hälfte der erwarteten Besucherinnen und Besucher tatsächlich kam. Die Ausstellung wurde schließlich mit einem finanziellen Defizit von 14,8 Millionen Gulden beendet.

Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Problemfeldern sucht man in den beiden Weltausstellungszeitungen vergebens. Als Propagandamedien berichten sie nur von den schönen Seiten der Wiener Weltausstellung 1873.

Weiterführende Information

In unserer Digitalen Bibliothek finden Sie eine eigene Sammlung zur Wiener Weltausstellung 1873 mit über 80 Titeln.

Quellen

Links in die Wienbibliothek Digital

Weiterlesen im Wien Geschichte Wiki

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