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Objekt des Monats Dezember 2018: Rettungsaktion im ewigen Eis – Das Filmplakat zu "SOS Eisberg"

Robert Fuchs / Atelier Muchsel-Fuchs, SOS Eisberg Wien, K. Piller´s Nfg., 1933, Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung P-13088.

Ein Flieger zieht kreisend seine Bahnen über dem Eismeer Grönlands auf der Suche nach einer verschollenen Polarexpedition. In der Ferne hört eine Frau, von der Kälte gebeutelt und dem Tod nahe, das Dröhnen der Maschinen. Mit letzter Kraft besteigt sie die Spitze des nahegelegenen Eisbergs, richtet sich auf und winkt dem Flugzeug mit beiden Armen zu. Der Flieger erblickt die Silhouette am Horizont – die Crew ist gerettet.

Diese Szene, die den Höhepunkt des Filmes darstellt, ziert unser Objekt des Monats Dezember: das Filmplakat zu "SOS Eisberg", in der Regie von Arnold Fanck und 1933 in den Wiener Kinos gezeigt. Während im Hintergrund die Rettungsszene abgebildet ist, steht die winkende Person im Vordergrund in Großaufnahme. Der Film zeigt diese beiden Aufnahmen nacheinander, auf dem Plakat sind sie simultan ins Bild gesetzt. Ein pikantes Detail: Das Plakat zeigt Leni Riefenstahl, die im Film die Rolle von Hella Lorenz, Ehefrau des vermissten Polarforschers Konrad Lorenz, gespielt von Gustav Diessl, übernimmt. In der ursprünglichen Fassung war diese Figur gar nicht vorgesehen und wurde erst durch Insistieren der Produktionsfirma Universal nachträglich ins Drehbuch hineingeschrieben.

Expedition ins Eis

Regisseur Fanck, der sich in den 1920er Jahren mit seinen Spielfilmen einen Namen als begnadeter Naturfilmer machte, wurde 1932 nach Hollywood in die Universal Studios eingeladen. Die eigentliche Idee der Produktionsfirma, einen Film über den Mount McKinley zu drehen, scheiterte noch während der Verhandlungen. Fanck schlug Universal hingegen einen Film über einen verschollenen Forscher auf Grönland vor, der an Originalschauplätzen gedreht werden soll. Universal war begeistert und finanzierte gleich drei Filme, die alle in Grönland spielen: "SOS Eisberg", die englische Fassung "SOS Iceberg" und "Nordpol-Ahoi".

Im Sommer 1932 stach die Filmcrew, begleitet von drei Forschern, von Hamburg aus in See. Um überhaupt eine Drehgenehmigung zu bekommen, wurde die Reise als wissenschaftliche Expedition deklariert. Neben dem 40 Personen umfassenden Produktionsteam waren auch lebende Eisbären und Seehunde im Gepäck, da Fanck befürchtete, vor Ort keine vor die Kameralinse zu bekommen.

Die Natur erleben

Gedreht wurde bis Ende Oktober und Fanck scheute keine Mühen für spektakuläre Bilder: Für Panoramaaufnahmen mussten die Operateure das schwere Material zu Fuß auf die Gletscher tragen, ungewöhnliche Perspektiven waren nur durch den Einsatz von Steigeisen und einer speziellen Verankerung der Kameras möglich. Die unberechenbare Bewegung des Eises erschwerte die Arbeit zusätzlich.

"SOS Eisberg" verlässt sich somit gänzlich auf die Schauwerte der Aufnahmen: tosend ins Meer fallende Eisbrocken, kollidierende Eisschollen, Schneestürme, kämpfende Eisbären, peitschender Wind und ein ins Eismeer stürzendes Flugzeug. Durch den Einsatz von an Booten und Fliegern fixierten Kameras wird die Landschaft Grönlands für das Publikum sowohl vom Wasser als auch aus der Luft erlebbar. Das Neue Wiener Tagblatt resümierte entsprechend: "Ein großes Werk ist hier geschaffen worden. Das Kino sprengt seine Grenzen, die Kamera wird zum Auge, das die Weite der Welt einfängt und zurückstrahlt." (Nr. 290 vom 20. Oktober 1933, S. 9)

An der Zensur vorbei

Bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jänner 1933 wurden erste Zensuren und Verbote gegen Filme ausgesprochen. Obwohl sich das Produktionsteam von "SOS Eisberg" aus einer Reihe von Personen jüdischer Herkunft zusammensetzt – Universal-Eigentümer Carl Laemmle, der böhmisch-stämmige Produktionsleiter Paul Kohner, der aus Deutschland stammende wissenschaftliche Begleiter und Betreuer des Filmteams Fritz Loewe sowie der Hamburger Filmmusikkomponist Paul Dessau –, wurde der Film nicht verboten, da die Zensur der Nationalsozialisten vorwiegend auf die Inhalte und weniger auf die Herkunft der Beteiligten abzielte. "SOS Eisberg" wurde am 30. August 1933 in Berlin uraufgeführt und feierte wenig später am 19. Oktober Österreich-Premiere im Apollo-Kino in Wien.

Filmplakate in der Wienbibliothek

Unser Objekt des Monats Dezember steht stellvertretend für die etwa 11.000 Filmplakate und die ca. 6.000 für Litfaßsäulen vorgesehenen Plakatstreifen, die in der Wienbibliothek aufbewahrt werden. Die Sammlung reicht von frühen Stummfilmen der 1910er Jahre bis in die jüngste Vergangenheit und beinhaltet nahezu alle in Wien affichierten Filmplakate.

Archiv der Objekte des Monats 2018:

[Anonym], SOS Eisberg, Wien, K. Piller´s Nfg., Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung P-13518
 

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