Am Donnerstag, 25. April ist die Benützung unserer Bestände nur bis 16 Uhr möglich. Leseplätze sind bis 19 Uhr verfügbar.

Eingeschränkte Benützung von Druckwerken
Seit 2. April 2024 steht ein Teil unserer Bestände für zwei Monate nicht zur Verfügung. Die betroffenen Druckwerke tragen im Katalog die Info "Außendepot – wegen Übersiedlung derzeit nicht bestellbar". Wir bitten um Ihr Verständnis!

Sie sind in:

Sie sind hier

Objekt des Monats Mai 2018: Karl Marx in Wien

"Wiener Zeitung" vom 27. August 1848, WBR, DS, F-19111/1848.

Der Geburtstag von Karl Marx, Philosoph, Ökonom und politischer Journalist, jährt sich am 5. Mai 2018 zum 200. Mal. Die bedeutendste Leistung von Karl Marx war es, die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte von ökonomischen Entwicklungen und Konflikten zu erkennen und zu analysieren. Marx engagierte sich auch persönlich stark und konfliktreich in der internationalen sozialistischen Bewegung. Er war überzeugt, dass nur die Arbeiterklasse die gestaltende Kraft der Zukunft sein könne und dass es ihre Aufgabe sei, den Sozialismus zu erkämpfen.

Revolution 1848 und Ankunft in Wien

Die Bezüge von Marx zu Wien sind vielfältig, jedoch war er nur ein einziges Mal für ein paar Tage in der Stadt. Die Nachrichten über die revolutionären Februarereignisse in Paris 1848 konnten von der Metternich‘schen Zensur nicht aufgehalten werden und erreichten Ende Februar Wien. Am 13. März folgte in Wien der Aufstand, es wurde geschossen, Fabriken in Brand gesetzt, Zolllinien gestürmt – und die verhasste Symbolfigur der Restauration, Staatskanzler Metternich, trat zurück und floh vorerst bis 1851 nach London.

Am 23. August 1848 fand die sogenannte "Praterschlacht" statt, eine ArbeiterInnendemonstration, die erste Frauendemonstration in Österreich - am Praterstern, die als Reaktion auf eine Lohnkürzung für NotstandsarbeiterInnen hervorgerufen worden war. Sie wurde von Einsatzkräften brutal niedergeschlagen, es gab 18 Tote und knapp 300 Verletzte. In seinem Bestreben, die revolutionäre Bewegung zu unterstützen, kam Karl Marx im August 1848 nach Wien.

Kein österreichisches Medium berichtete im Vorfeld über den geplanten Aufenthalt von Karl Marx in Wien, einzig die Wiener Zeitung vom 27. August 1848 platziert zwischen den Meteorologischen Beobachtungen, Meldungen über Verstorbene und Inseraten verschiedenster Dampfschifffahrts-Gesellschaften, in der Rubrik "Angekommen: den 27. August" eine kleine Notiz: "Dr. Carl Marxe, Dr. der Philosophie, von Paris".

Marx in Wien: Vortragstätigkeit und Schreiben für "Die Presse"

Marx nahm am 28. August 1848 als Redner bei einer vom Demokratischen Verein veranstalteten Diskussion über die Arbeiterfrage im Wiener Gasthaus "Zum Engeländer" (ehemals "Zum goldenen Engel"; 9, Währinger Straße 30) teil, am 30. August und 2. September 1848 sprach er auf Einladung des "Ersten Allgemeinen Arbeitervereins" in den Sträußelsälen des Theaters in der Josefstadt über "Die sozialen Verhältnisse in Westeuropa" und über "Lohnarbeit und Kapital". Am 7. September 1848 reiste Marx vom Nordbahnhof aus Wien wieder ab.

Ein zweiter direkter Bezug Marx‘ zu Wien betrifft ein Arbeitsverhältnis: Während der Revolution lernte Marx Ferdinand Lassalle in Frankreich kennen, dessen Cousin Max Friedländer Chefredakteur bei der 1848 gegründeten, konservativen, österreichischen Tageszeitung "Die Presse" war. Friedländer konnte 1861 Karl Marx als "London Korrespondent" gewinnen und es entwickelte sich eine einigermaßen problematische Zusammenarbeit, die nur von kurzer Dauer war. Am 25.Oktober 1861 erschien sein erster Artikel "Der nordamerikanische Bürgerkrieg" ohne Namensnennung, im Laufe des Jahres wurden weitere 50 Artikel von ihm veröffentlicht und am 4. Dezember 1862 schrieb Marx den letzten Beitrag über den amerikanischen Sezessionskrieg unter dem Titel "Englische Neutralität - Zur Lage in den Südstaaten" für diese Zeitung.

Weiterführendes

Biografie von Karl Marx im Wien Geschichte Wiki

Der Waschsalon im Wiener Karl-Marx-Hof begibt sich anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx auf die Spuren des großen Theoretikers. In Szene gesetzt werden die einzelnen Stationen Karl Marx’ in Wien durch den deutschen Illustrator P.M. Hoffmann.

Die Wienbibliothek präsentiert am 16. Mai 2018 die Publikation von Günther Haller: "Marx und Wien. Von den Barrikaden zum Gemeindebau", erschienen im Molden Verlag.

Archiv der Objekte des Monats 2018: