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Objekt des Monats März 2018: Die (mutmaßlich) erste Hakenkreuzfahne auf dem Wiener Rathaus

Die nationalsozialistische Revolution in Wien. Bildbericht über die Wiener Ereignisse vom 11. März bis 10. April 1938, Wien: Pressestelle der Stadt Wien 1938, WBR, DS, B-88155.

Das Objekt des Monats, auf dem eine nationalsozialistische Fahne von einer Person mutmaßlich aus dem Fenster eines Büroraums im Rathaus gehalten wird, stammt aus der Propagandaschrift "Die nationalsozialistische Revolution in Wien", die von der  Pressestelle der Stadt Wien 1938 publiziert wurde. Auf rund 100 Seiten werden Wiener Ereignisse und Stimmungen eines Monats, von der Machtübernahme im Inneren und dem Einmarsch der Wehrmacht in Österreich bis zur Volksabstimmung über den bereits vollzogenen "Anschluss", jeweils unterlegt mit propagandistischen Bildtiteln, gezeigt.

Der "Anschluss" Österreichs

Am 11./12. März wurde der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich durch Druck von außen (deutsche Ultimaten, Einmarsch der Wehrmacht) und im Inneren (Besetzung öffentlicher Gebäude, scheinlegale Übernahme der Regierung durch den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart), von Teilen der Bevölkerung mit Jubel begleitet, vollzogen. Der Versuch des autoritär regierenden Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg, mit einer kurzfristig für 13. März 1938 anberaumten Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs die Flucht nach vorne anzutreten, war gescheitert. Mit erheblichem Werbeaufwand vorbereitet, fand diese unter dem Druck der Ereignisse nicht mehr statt.

Nationalsozialistische Übernahme des Magistrats und des Rathauses

Schon in den Tagen zuvor waren nationalsozialistische Aktionen immer häufiger geworden, offenbar auch im Magistrat, wie ein Erlass vom 8. März 1938 erahnen lässt. Darin heißt es unter anderem: "Das Tragen von Hakenkreuzen und anderen parteiamtlichen Abzeichen der NSDAP und ihren Formationen, von Wimpeln und dergleichen, ebenso wie der Wortgruß 'Heil Hitler!‘ sind nach den allgemein geltenden Vorschriften verboten."

Am Abend des 11. März – der amtierende Bürgermeister Richard Schmitz hatte das Rathaus absperren und von etwa 100 schwer bewaffneten Männern der Rathauswache sichern lassen – verschaffte sich Vizebürgermeister Fritz Lahr, ein Exponent des deutschnationalen Flügels der Heimwehren, Einlass und forderte Schmitz zum Rücktritt auf. Dieser musste seinen Widerstand aufgeben, als Angehörige der SA das Rathaus besetzten. Vorerst unter Hausarrest gestellt, kam Schmitz mit dem sogenannten "Prominententransport" in das KZ Dachau. Von der Nacht auf 12. März muss auch das hier gezeigte Foto stammen.

Änderungen unter Bürgermeister Lahr

Lahr fungierte für zwei Tage als geschäftsführender Bürgermeister. Zu seinen ersten Maßnahmen gehörte die Umbenennung des Rathausplatzes in "Adolf Hitler-Platz" sowie die Neubesetzung von Schlüsselstellen in der Stadtverwaltung. So wurde der bisherige Magistratsdirektor noch in der Nacht auf 12. März von Rudolf Hornek abgelöst, das Personalamt am 12. März dem Nationalsozialisten Karl Palme übertragen. Die reibungslose  Machtübernahme war auch deshalb möglich, weil ein illegales nationalsozialistisches Netzwerk unter den städtischen Bediensteten existiert hatte. Bereits am 13. März wurde Hermann Neubacher, ein enger Vertrauter von Arthur Seyß-Inquart, zum neuen Bürgermeister bestellt. Zu Vizebürgermeistern avancierten in einem Akt des innernationalsozialistischen Macht- und Interessenausgleichs der Wiener Gauleiter Franz Richter, SA-Führer Thomas Kozich und zwei Tage später der SS-Führer Hanns Blaschke.

Exemplare in der Wienbibliothek

Von der Jubelbroschüre, mit vollem Titel "Die nationalsozialistische Revolution in Wien. Bildbericht über die Wiener Ereignisse vom 11. März bis 10. April 1938", sind in der Druckschriftensammlung der Wienbibliothek drei Exemplare erhalten geblieben; zwei sind zeitgenössische Erwerbungen, das dritte stammt aus dem Nachlass von Sophie und Paul Schick. Letzterer war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Exil gegangen und arbeitete nach 1945 in der Wiener Stadtbibliothek (heute: Wienbibliothek im Rathaus).

Archiv der Objekte des Monats 2018:

 

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