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Ausstellung "Beethoven und seine Verleger"

28. Februar bis 20. November 2020

Montag bis Freitag 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr
Wienbibliothek im Rathaus, Musiksammlung (Loos-Räume)
1., Bartensteingasse 9, 1. Stock, Freier Eintritt!
Ausstellungseröffnung am 27. Februar 2020

Die Wienbibliothek im Rathaus verfügt über eine beachtliche Anzahl von Briefen Ludwig van Beethovens, die auch online in der Sammlung der Digitalen Wienbibliothek verfügbar sind. Diese Briefe bilden zusammen mit einer Auswahl an Kompositionen Beethovens sowie zahlreichen Erst- und Frühausgaben den Kern der Ausstellung zum Beethoven-Gedenkjahr 2020: "Beethoven und seine Verleger" (28. Februar bis 30. Oktober 2020) gibt Einblicke in die Lebensumstände einer ambivalenten Künstlerpersönlichkeit und zeigt einen Grenzgänger zwischen höchsten künstlerischen Idealen und den Erfordernissen des Alltags. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 27. Februar wird ein kurzes, bisher nicht bekanntes Klavierstück Ludwig van Beethovens uraufgeführt.

"Musiker zur Zeit Ludwig van Beethovens waren auf meist adelige Mäzene angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Davon zeugen auch die zahlreichen Widmungen der Werke Beethovens wie zur Ouvertüre "Zur Weihe des Hauses" – ein Fragment aus der autographen Partitur bildet einen der Glanzpunkte der Ausstellung", so Anita Eichinger, Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus. "Beethoven konnte durch Widmungen sein Einkommen sichern, als er ab 1792 in Wien sesshaft wurde. Immer wieder versuchte er aber, sich davon zu emanzipieren um finanziell, aber auch künstlerisch unabhängig zu werden, und gab seine Werke bei zahlreichen Musikverlegern in Druck. In der in der Ausstellung zum Beethoven-Jahr gezeigten Auseinandersetzung des Komponisten mit seinen Verlegern wird der Konflikt zwischen höchsten künstlerischen Idealen und den Erfordernissen des Alltagslebens in zugespitzter Form deutlich."

"ein Magazin der Kunst in der Welt"

Themen von "Beethoven und seine Verleger" sind daher u. a. die Bedeutung des Mäzenatentums und andere finanzielle Aspekte sowie das Musikverlagswesen zu Beethovens Zeit. "(…) es sollte nur ein Magazin der Kunst in der Welt seyn, wo der Künstler seine Kunstwerke nur hinzugeben hätte, um zu nehmen, was er brauchte", schrieb Beethoven 1801 an den Leipziger Verleger Franz Anton Hoffmeister.

"Dieser Wunsch des Komponisten ist bezeichnend für seine Haltung und seinen Unwillen, sich um die profane Vermarktung seiner Kunst kümmern zu müssen", betont Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung und Kurator der Ausstellung. Denn die Realität sah anders aus: Zusammen mit der aufstrebenden bürgerlichen Musikkultur um 1800 nahm auch das Musikverlagswesen einen rasanten Aufschwung. Dabei entstand ein Wildwuchs, der erst in späteren Jahrzehnten nach und nach einer Regulierung unterworfen wurde und Beethoven zu einer vermehrten, ihm im Grunde fremden Beschäftigung mit merkantilen Angelegenheiten zwang.

Beethoven konnte zwar die Konkurrenz der zahlreichen jungen Unternehmungen für sich nützen und zum Teil ein und dasselbe Werk an verschiedene Firmen verkaufen – musste sich aber u. a. gegen nicht autorisierte Nachdrucke seiner Werke und fehlerhafte Ausgaben seiner Verleger zur Wehr setzen. Für das Frühwerk Beethovens nach dessen Übersiedelung nach Wien war die Firma Artaria & Comp., die schon Hauptverleger Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts war, von zentraler Bedeutung.

Die Materialien des von der Wienbibliothek im Rathaus verwahrten Teilarchivs der Firma beleuchten u. a. den Rechtsstreit, der sich um die Veröffentlichung des Streichquintetts op. 29 entsponnen hatte: Ohne den Komponisten davon in Kenntnis zu setzen hatte der Mäzen und Bankier Moritz Christian Johann Graf von Fries sein Widmungsexemplar dem Artaria-Verlag zur Veröffentlichung übergeben – während Beethoven die Komposition Breitkopf & Härtel angeboten hatte. In der Wiener Zeitung sprach Beethoven sich daraufhin mit einer Anzeige "An die Musikliebhaber" gegen die Ausgabe bei Artaria aus, "weil diese (...) höchst fehlerhaft, unrichtig, und für den Spieler ganz unbrauchbar sei", wurde aber gerichtlich zu einem Widerruf verpflichtet.

"hol euch der Teufel? behüt euch Gott"

Das Verhältnis zu seinen Musikverlegern blieb ambivalent ("hol euch der Teufel? behüt euch Gott"), doch Beethoven bewies im Umgang auch Humor: In seinen Briefen an Sigmund Anton Steiner, 1815 bis 1817 dessen Hauptverleger, bezeichnete sich der Komponist als Generalissimus, machte Steiner zum Generalleutnant und dessen Kompagnon Tobias Haslinger zum Adjutanten. "Man hat den adjutanten beym linken Ohrläppchen etwas stark anzuziehen", schrieb Beethoven an Steiner. Und da dies wirkungslos geblieben schien: "da der Adjutant hiebey neulich seine Verrätherischen u. aufrührerischen Gesinnungen durch Reden wieder gezeigt, so ist solcher sogleich heute beim rechten Ohr derb anzufaßen u. zu zupfen, die weitere Execution behalten wir unß vor, um selbe in unsrer (...) Gegenwart vollziehen zu lassen."

"Beethoven und seine Verleger" dokumentiert weiters die Versteigerung von Beethovens Nachlass nach dessen Tod 1827 in Wien und zeigt schließlich die Anläufe zu einer noch vom Komponisten selbst angeregten Gesamtausgabe seiner Werke.

Begleitprogramm

Im Rahmen des Begleitprogramms können diese Einblicke in die Lebensumstände einer ambivalenten Künstlerpersönlichkeit und den Mythos Beethoven vertieft werden: U. a. wirft die Buchpräsentation "Beethoven Visuell. Der Komponist im Spiegel bildlicher Vorstellungswelten" (Hollitzer Verlag) ein neues Licht auf die beeindruckende "Ikonografie" des Komponisten (Dienstag, 26. Mai 2020, Musiksammlung der Wienbibliothek, 19:00 Uhr). Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, widmet seinen Vortrag im Rahmen des Beethoven-Festivals dem Thema der Ausstellung (Donnerstag, 25. Juni 2020, Beethoven Museum, 18:30 Uhr) und der Schauspieler Wolfram Berger liest aus den Briefen Beethovens aus dem Bestand der Wienbibliothek im Rathaus (Donnerstag, 24. September 2020, Musiksammlung der Wienbibliothek, 19:00 Uhr).

Links

Presseaussendung: Ausstellung "Beethoven und seine Verleger" (PDF)

Informationen zur Ausstellung, das gesamte Begleitprogramm sowie Fotos

Digitalisierte Briefe und Billetts von Ludwig van Beethoven in der Digitalen Bibliothek (inkl. Transkribitionen)

Ouvertüre zur "Die Weihe des Hauses" in der Digitalen Bibliothek

Pressekontakt „Beethoven und seine Verleger“

vielseitig ||| Valerie Besl
t: +43 1 522 4459 10, m: +43 664 8339266, valerie.besl@vielseitig.co.at