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Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Diskussion und Ausstellungsführung

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Brotverkauf in der Thaliastraße. Wien Museum

Ort und Zeit

20. November 2013, 18.30 Uhr
Lesesaal der Wienbibliothek, Rathaus Eingang Felderstraße, Stiege 6, 1. Stock, 1082 Wien

Programm

  • Begrüßung: Alfred Pfoser (Wienbibliothek)
  • Diskussion: Alfred Pfoser, Andreas Weigl (Wiener Stadt- und Landesarchiv) und Michael Geyer (Department of History, University of Chicago) diskutieren in der Wienbibliothek über die Ausstellung "Wohin der Krieg führt. Wien im ersten Weltkrieg" und die Publikation "Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg".

Zur Tagung

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation des IFK mit dem Wiener Stadt- und Landesarchiv und der Wienbibliothek im Rathaus und findet im Rahmen der Konferenz "A Time for Destruction – The Geo-Politics, Techno-Politics and Sensory Politics of World War I" (Der Erste Weltkrieg als Laboratorium für eine Politik der Sinne) statt.

Wer hätte es nicht gelesen – oder vielleicht überlesen – unter dem Eindruck der starken Zeile „Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang“? Kaum sechs Zeilen weiter heißt es in Rilkes Erster Duineser Elegie: "…und die findigen Tiere merken es schon, dass wir nicht sehr verlässlich zu Hause sind in der gedeuteten Welt." Die Verunsicherung der Sinne, das Ausein-anderbrechen der gedeuteten Welt hat längst schon vor dem Ausbruch des Weltkriegs begonnen. Die Schrecken der Vernichtung und Zerstörung haben aber diesen Prozess rabiat vertieft. Gewalt im Krieg hat eine unmittelbar sinnliche Dimension. Es ist dann allerdings schon möglich, dass die Tiere diese letzte Schrecklichkeit des Krieges, die Zerstörung der Sicherheit der Wahrnehmung, eher begriffen haben als die Menschen, die Kombattanten wie die Nicht-Kombattanten. Denn die Menschen waren und sind gerade in Zeiten extremer Gewalt findig. Sie entwickeln scheinbar aus der hohlen Hand, in Wirklichkeit aber in Anverwandlung allgemein anthropologischer und partikulär kultureller Reservoirs von Selbst-Versicherungen, Taktiken und Politiken der Wahr-nehmung, die ihnen auch eine zerstörte Sinneswelt lesbar machen. Sie erweitern und verengen "den Blick"; sie hören Gefahr; sie fühlen Tod; sie panzern den Körper der Wahrnehmung. Diese Politik der Sinne im Krieg ist Gegenstand der Tagung über den Weltkrieg als Laboratorium der Sinne, deren grundlegende Dimensionen im Vorstellen, Darstellen, Vertreten und nicht zuletzt im Verkörpern der Sinneswahrnehmungen – eben einer Politik der Sinne – bestehen. Politik im Krieg, so die These, ist zuerst Versicherung von Wahrnehmungsweisen und Sinnzuschreibungen angesichts der überwältigenden, die gedeutete Welt zerstörenden Konfrontation mit menschengemachtem Massentod.