Sie sind hier
Objekt des Monats Oktober 2015: Zum 70. Todestag von Felix Salten
Vor siebzig Jahren, am 8. Oktober 1945, ist in seinem Züricher Exil der Wiener Autor Felix Salten verstorben. Dass er es nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich überhaupt schaffte, seine Heimatstadt mit dem Ziel Schweiz zu verlassen, verdankte er seiner Tochter. Sie hatte 1929 einen Schauspieler geheiratet, der aus dem Kanton Zürich stammte. Dessen Staatsbürgerschaft ging mit der ehelichen Verbindung auch auf die in Wien geborene Anna Katharina Salten über. Dass ihr Mann darüber hinaus den Namen Rehmann trug, wird Vater Felix, seines Zeichens Autor des Welterfolgs "Bambi" (1923), mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen haben. Nach dem Einmarsch von Hitlers Truppen scheint die schweizerische Tochter ihren Eltern jedenfalls so viel Schutz geboten zu haben, dass die Saltens einen nicht geringen Teil ihrer Habe – von Möbeln über die Bibliothek bis hin zum literarischen Archiv – mit ins Exil nehmen konnten: Ein einzigartiger Glücksfall.
Berufsverbot im Exil
Das Exil bot für Felix Salten vielerlei Unbill. Wie beinahe allen geflohenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern war auch ihm die Ausübung seines Berufs verboten. Selbst durch gelegentliche Arbeiten für Schweizer Zeitungen konnte er das schmale Budget nicht aufbessern. Dabei eilte Salten – wie der abgebildete Ausweis aus dem Jahr 1932 nahelegt – ein sehr guter Ruf als Publizist voraus. Diesen hatte sich der am 6. September 1869 als Siegmund Salzmann in Budapest geborene Salten als umtriebiger Autor erworben, der für alle literarischen Periodika aktiv war, die sich um die Durchsetzung der "Moderne" bemühten. Das passte bestens zu seinem illustren Freundeskreis, verkehrte er doch regelmäßig in den Wiener Literatencafés Central und Griensteidl, wo er zahlreiche Freundschaften schloss, etwa mit Peter Altenberg, Richard Beer-Hofmann, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler oder Stefan Zweig. Allesamt zählten zum Kreis des sogenannten "Jung Wien" um Hermann Bahr, mit dem er lebenslang verbunden bleiben sollte. Einzig mit Karl Kraus brach Salten in drastischer Weise, als er diesem in aller Öffentlichkeit eine schallende Ohrfeige verpasst haben soll.
Bambi, Renni und Perri
Mit dreißig Jahren schrieb Salten für alle wichtigen Blätter im deutschsprachigen Raum. Er vergaß jedoch nicht, parallel seine Karriere als Schriftsteller voranzutreiben. Das literarische Debüt feierte er 1899 mit dem im Wiener Verlag erschienenen Novellenband "Die Hinterbliebene". Saltens Wechsel nach Berlin, wo er 1906 Chefredakteur der "Berliner Morgenpost" wurde, brachte auch den Autor voran, denn der legendäre Samuel Fischer wurde sein literarischer Verleger. Bis 1914 brachte Salten knapp zwanzig Bände auf den Markt, darunter auch den bebilderten Essay "Wurstelprater" (1911). Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er im Kriegsarchiv, wo erfahrene Publizisten für Propagandaaufgaben gefragt waren. Salten nahm an organisierten Fronttouren teil und lieferte zahlreiche Kriegsberichte, vor allem für die "Neue Freie Presse". Den endgültigen Durchbruch als literarischer Star erreichte Salten – übrigens ein passionierter Jäger – mit dem schon erwähnten "Bambi", das durch die Verfilmung von Walt Disney im Jahr 1942 eine nicht mehr überbietbare Berühmtheit erlangen sollte. Im Exil besann sich Salten erneut auf seinen literarischen Dauerbrenner. 1940 erschien die Fortsetzung "Bambis Kinder" im Züricher Verlag von Albert Müller. Dort kamen in der Folge auch weitere Tierbücher Saltens auf den Markt, nämlich "Renni, der Retter. Das Leben eines Kriegshundes" (1941), "Die Jugend des Eichhörnchens Perri" (1942) oder "Djibi das Kätzchen" (1945).
Nachlass in der Wienbibliothek
Das Grab des überzeugten Zionisten, der 1925 den Bericht seiner Palästina-Reise unter dem Titel "Neue Menschen auf alter Erde" vorgelegt hatte, findet sich auf dem israelitischen Friedhof Unterer Friesenberg in Zürich. Der einzigartige Nachlass von Felix Salten konnte nun von der Wienbibliothek im Rathaus erworben werden.
Archiv der Objekte des Monats 2015
- September 2015: Taschenfahrplan der Wiener Tramway-Gesellschaft
- August 2015: Ein armenischer Wien-Führer aus dem Jahr 1829
- Juli 2015: Künig von Hungern, Polen, Boehem. Wiener Fürstentag 1515
- Juni 2015: Vorsicht beim Hantieren! Plakate zur Unfallverhütung
- Mai 2015: Song Contest: Udo Jürgens zu Gast bei "Star-Archivar" Pepi Treitl
- April 2015: Gewinnen mit der Ringstraße
- März 2015: Elise Richter zum 150. Geburtstag
- Februar 2015: "...dem Schweben des Vogels ähnlich, der keinen Fittich rührt...". Eislaufen vor zwei Jahrhunderten
- Jänner 2015: Der Makart der Musik. Zum 100. Todestag von Carl Goldmark