Bitte beachten Sie unsere Öffnungszeiten zu den Feiertagen:

Schließzeit zu Weihnachten
Von 23. Dezember 2024 bis inkl. 1. Jänner 2025 bleibt die Bibliothek geschlossen.
Ab 2. Jänner 2025 sind wir wieder für Sie da! 

Sie sind in:

Objekt des Monats Mai 2019: Zur Eröffnung des Staatsopern-Gebäudes vor 150 Jahren

Franz von Dingelstedt an Marie van der Nüll, Brief in Kanzlistenschrift mit eh. Unterschrift, 21.10.1869, WBR, HS, H.I.N.-227496.

Franz von Dingelstedt (1814–1881), der seit Juli 1867 die Stelle des Direktors des k. k. Hofoperntheaters innehatte, eröffnete das nach den Plänen von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg erbaute neue Haus am Ring am 25. Mai 1869 feierlich mit Mozarts "Don Giovanni".

Zwei Sitzplätze im Parkett...

Im Oktober desselben Jahres antwortete er auf einen Brief einer Frau namens Marie, die im Alter von fünfundzwanzig Jahren bereits verwitwet und darüber hinaus Mutter eines Kleinkindes war. Sie hatte um "Bewilligung ständigen freien Eintritts in das K. K. Hofoperntheater" ersucht – ein nicht gerade bescheidener Wunsch, den Dingelstedt auch erfüllt hätte, wenn dies in seiner Macht gewesen wäre. Entscheidungen dieser Tragweite jedoch fielen in die Kompetenz der "General-Intendanz der K. K. Hoftheater, resp. deren hohen Chef, Freiherrn von Münch-Bellinghausen." Somit stellte Dingelstedt lediglich das in Aussicht, was in seiner Macht stand und versicherte, er werde "bereitwillig, in dankbarster Erinnerung, an die Verdienste Ihres seeligen Gatten, meines unvergeßlichen Freundes, Ihre desfallsigen Wünsche bei Seiner Exzellenz befürworten." Auch sei er bereit, bis zur Entscheidung, "Ihnen 2 Parquetsitze bei Herrn Sekretair Rank für je zwei Vorstellungen in der Woche an[zu]weisen, welche Sie im Sekretariat (neues Opernhaus) während der Vormittag-Stunden abholen lassen wollen."

...für Marie van der Nüll

Diese Freigiebigkeit erklärt sich aus dem Umstand, dass es sich bei der Bittstellerin um Marie van der Nüll (1842–1913) handelt, die nach dem Freitod ihres Mannes am 4. April 1868 nicht nur hochschwanger, sondern auch so gut wie mittellos dastand, wie einer Meldung aus der Grazer "Tagespost" vom 11. April zu entnehmen ist, nach der van der Nüll "nicht mehr als 800 fl. hinterlassen haben" soll, "so dass für seine Witwe eine Subscription eingeleitet wurde, die bisher 12.000 fl. als Ergebnis zu liefern verspricht". Ob Marie van der Nülls "desfallsigen Wünsche" erfüllt oder Opernbesuche letztlich aus der erwähnten Spendensammlung finanziert wurden, bleibt offen.

Archiv der Objekte des Monats 2019: