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Objekt des Monats Juni 2017: Zum 150. Todestag von Kaiser Maximilian I. von Mexiko

Lithographie, Die Landung des Kaisers Maximilian I. in Mexico, WBR

Die Diskussionen um die Besucherzahl bei der Einführung Donald Trumps in das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika sind noch frisch in Erinnerung. Obwohl Luftbilder deutlich machten, dass der Inauguration von Barack Obama deutlich mehr Gäste beigewohnt hatten, behaupteten die Offiziellen der neuen Regierung rundweg das Gegenteil und lieferten die mittlerweile sattsam bekannten "alternative facts", die besagen, noch nie wären so viele Besucher bei einer Amtseinführung gewesen wie bei jener von Trump.

Die Strategie, derlei "alternative Fakten" zu präsentieren, blickt auf eine lange Tradition zurück. Auch die von Carl Rechlin Sohn stammende Lithographie mit dem Titel "Die Landung des Kaisers Maximilian I. in Mexico" lässt sich in diese Art Propaganda einreihen, denn das Kaiserpaar war mitnichten so stürmisch und begeistert begrüßt worden, wie es die Darstellung aus der Sammlung von Brigitte Hamann suggeriert. Von den lokalen Honoratioren fehlte am 28. Mai 1864 bei der Ausschiffung Charlottes und Maximilians in der keineswegs schmucken, sondern völlig heruntergekommenen Hafenstadt Veracruz jede Spur, auch blumengestreutes Pflaster hat es eher nicht gegeben, vielmehr hätte sich das helle Kleid der Kaiserin bald dunkel gefärbt vom Dreck der morastigen Wege. Die Spitze der "Fake News" ist die salutierende Figur in der linken Bildhälfte, die dem französischen Kaiser Napoléon III. zum Verwechseln ähnlich sieht. Aber selbstverständlich war der französische Herrscher, auf dessen Betreiben dem Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. die mexikanische Krone angeboten worden war, bei Maximilians Ankunft nicht vor Ort.

Die geschönte Darstellung passt bestens zum rundum missglückten Übersee-Engagement des Habsburgers, an dessen Beginn bereits ein gefälschter Volksentscheid stand. Maximilian hatte für die Annahme der Krone zur Bedingung gemacht, dass das mexikanische Volk sich ihn als Herrscher wünsche – dies gaukelte man ihm erfolgreich vor. Doch das Gros der Mexikaner hielt weiterhin Präsident Benito Juárez die Treue, den die Franzosen abgesetzt hatten.

Diese zogen sich nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs auf Druck der USA aus Mexiko zurück, was der Anfang vom Ende Maximilians war. Mit den letzten Getreuen versammelte er sich in der Stadt Querétaro, wo man ihn am 15. Mai 1867 gefangen nahm. Maximilian wurde von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 19. Juni 1867 mit zwei seiner Generäle erschossen. Seine Gattin Charlotte war bereits am 9. Juli 1866 nach Europa aufgebrochen, um für ihren Mann um Hilfe zu bitten. Vergeblich. Sie starb – geistig umnachtet – am 19. Januar 1927 im belgischen Schloss Bouchout.

Archiv der Objekte des Monats 2017