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Objekt des Monats Oktober 2013: Tristan und Isolde von Wolfgang Amadeus Mozart

Hans Horwitz: Tristan und Isolde von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) / Aida von Richard Wagner, eigenhändige Musikhandschrift, Mai 1968. 34 x 27 cm, MHc-15360

Vor 200 Jahren wurden zwei der bedeutendsten Opernkomponisten aller Zeiten geboren: Richard Wagner (22. Mai 1813) und Giuseppe Verdi (10. Oktober 1813). Die Wienbibliothek verfügt aus dem Nachlass Hans Weigels über eine Musikhandschrift, die beide Komponisten auf humorvolle Weise miteinander verbindet. Der Text der parodistischen Auseinandersetzung mit diesen beiden Ikonen der Operngeschichte stammt von Weigel, die Musik von Hans Horwitz, natürlich unter Verwendung von Zitaten aus den im Titel genannten Opern.

Hans Horwitz (1909–1969) war ein äußerst vielseitiger Musiker. Er war vor dem Zweiten Weltkrieg sowohl als Dirigent an verschiedenen Wiener Theatern als auch als Konzertpianist tätig. Daneben trat er im Kabarett "Stachelbeere" und in der "Literatur am Naschmarkt" auf. 1938 musste er wegen seiner jüdischen Abstammung Österreich verlassen. Er emigrierte zunächst nach New York und nahm den Künstlernamen Henry Holt an. 1956 gründete Horwitz die West Bay Opera in Palo Alto, deren Leitung nach seinem Tod seine Frau Maria Holt übernahm.

Den Kontakt zu seiner Heimat ließ Horwitz allerdings nicht abreißen. Er trat nach dem Krieg wiederholt auf Wiener Kleinkunst-Bühnen auf, meist in Verbindung mit Hans Weigel (1908–1991), und veröffentlichte eine Schallplatte unter dem Titel "Musikalische Blödeleien". Tristan in der Türkei, Lohenmaus und Fledergrin oder Sissy, die Fliegende Holländerin hießen einige der darauf von ihm eingespielten und komponierten Stücke.
Weigel und Horwitz hatten Spaß bei der Erstellung der beiden Parodien

Während diese "Kompositionen" sämtlich für Klavier solo gesetzt sind, tritt in den im gegenständlichen Manuskript überlieferten beiden Parodien Tristan und Isolde von Wolfgang Amadeus Mozart und Aida von Richard Strauss noch eine Singstimme hinzu. Deren Text besorgte wiederum Weigel, der auch zu den prägnanteren und aussagekräftigeren Titeln Tristan und Susanne bzw. Der Pyramidenkavalier fand. Isoldens Liebestod verkommt in der Verballhornung der beiden Autoren zu einem komischen Duett, in der Tristan zu einer musikalischen Verquickung von Figaro-Arie und Liebestod-Motiv stets die Worte Isolde-Susannes in der Ich-Form wiederholt. Aus der berühmten Arie des Radames, "Celeste Aida", wurde ebenfalls ein Duett, beginnend mit den Worten [Er:] "ida celesta!“ [Sie:] "Damdam mein Besta!" In Anlehnung an die Richard Strauss’sche Vertonung des Gedichts Zueignung ("Ja, du weißt es, teure Seele") von Hermann von Gilm fährt Radames fort: "Ja, du weißt es, teure Zofe, daß mich schaudert vor dem Hofe." Dass Weigel und Horwitz selbst Spaß bei der Erstellung der beiden Parodien hatten, lässt sich an der aufwändigen Gestaltung der Titelseite des nicht für die Veröffentlichung bestimmten Manuskripts ersehen. Während für die mittelalterliche Anmutung von Tristan und Isolde die Verwendung der Frakturschrift genügte, stellt die Initiale von Aida einen stilisierten altägyptischen Tempel oder Palast samt davor platzierter Sphinx dar und der Namenszug "Richard Strauss" ist dem Autogramm des Komponisten nachgebildet.

Bei welcher Gelegenheit die beiden 1968 entstandenen Parodien aufgeführt wurden, ist nicht bekannt. Sie sind jedoch fraglos Kinder einer Zeit, in der vehement an Denkmälern gerüttelt wurde.

Archiv der Objekte des Monats 2013