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Bestandsumsiedelung
Ab 2. April 2024 wird ein Teil unserer Bibliotheksbestände in ein Außendepot übersiedelt. Diese Bestände stehen deshalb für rund zwei Monate leider nicht zur Verfügung und können in dieser Zeit auch nicht bestellt werden. Sie erkennen die nicht verfügbaren Bestände an der Kennzeichnung "Außendepot – wegen Übersiedlung derzeit nicht bestellbar" in unserem Katalog. Wir bitten um Ihr Verständnis!

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Neuerwerbung der Druckschriftensammlung: Von A(stesanus) bis Z(eitung)

Textus canonum penitentionalium von Astesanus de Ast, [c. 1496]. A-370303, Wienbibliothek im Rathaus

Astesanus

Im Herbst 2021 konnte für die Wienbibliothek im Rathaus ein Wiegendruck des 15. Jahrhunderts (Inkunabel) angekauft werden. Es handelt sich dabei um die „Canones poenitentiales“ des piemontesischen Kirchenrechtlers Astesanus de Ast (gest. ca. 1330), gedruckt um 1496 in der Werkstatt des ersten in Wien ansässigen Buchdruckers Johann Winterburger (1460/65-1519). Das neu erworbene Exemplar (Sign. A-370303, digitalisiert) stammt aus der Sammlung des Wiesbadener Rechtsanwalts Dr. Detlef Mauss (1943-2009) und bereichert nun die kleine, aber feine Inkunabelsammlung der Wienbibliothek im Rathaus als deren zwanzigstes Stück.

Ballspenden

Auch die Ballspenden-Sammlung der Wienbibliothek konnte wieder um einige exquisite Stücke erweitert werden: ein Miniaturbuch zum Mariahilfer-Bürgerkränzchen vom 14. Februar 1883 im roten Samtbeutel (Sign. G-368490), weiters ein schmuckes Büchlein zum „Bürgerball“ Alsergrund am 23. Jänner 1901 (Sign. G-368491) sowie die Gaben zum „Ball der Stadt Wien“ der Jahre 1912 und 1914 in dekorativen Jugendstil-Kassetten (Sign. G-369856 und G-369857). Besondere Erwähnung verdient aber die Damenspende zum „Ball der Stadt Wien“ des Jahres 1897, die ganz dem Gedenken des hundertjährigen Geburtstags von Franz Schubert gewidmet war (Sign. G-369855).

Einblattdrucke

Ein weites Feld in der Sammeltätigkeit unserer Bibliothek nehmen Einblattdrucke ein – sowohl in ihrer thematischen Bandbreite, als auch als jenes Sammelfeld, in dem sich vielleicht am häufigsten seltene, ja unikale Drucke auffinden lassen. Das Spektrum reicht dabei von repräsentativen, illustrierten Drucken aus dem Umfeld des Kaiserhauses bis hin zu ephemeren Kleinstdrucken, die kaum zum Überdauern der Jahrhunderte bestimmt waren. Am einen Ende dieses Bogens wären als Neuzugänge in der Sammlung das Blatt „Die von der Zeit eröffnete Gardine“ zu erwähnen, das 1745 anlässlich der Krönung Maria Theresias erschienen ist (Sign. E-364628, digitalisiert), sowie eine prunkvolle Lithographie aus der Druckerei Wallishausser anlässlich der Hochzeit von Franz Joseph I. und Elisabeth im Jahre 1854 (Sign. D-369912). Bei Ankündigungszetteln für Veranstaltungen, wie die des „Wiener Affentheaters“ in München (Sign. D-79738/20, digitalisiert) oder der aus Wien stammenden Akrobatenfamilie Haiberger, die um 1830 vermutlich in Karlsruhe auf Tournee einen Zwischenhalt einlegte (Sign. E-369635, digitalisiert), handelt es sich um eine Textsorte, die irgendwo im Graubereich zwischen Flugblatt und Plakat angesiedelt ist. Weiters sind hier gedruckte Rechtstexte (Generalmandate u.a.) zu erwähnen, die nicht selten handschriftliche Unterschriften des Kaisers oder seiner Amtsträger aufweisen: mehrere Stücke des 16. und frühen 17. Jahrhunderts sind nun neu in unserer Bibliothek; exemplarisch sei auf jenes von Maximilian II. vom 20. August 1565 hingewiesen, das rechtliche Vorschriften bezüglich der Verpfändung von Grundherrschaften verhandelt (Sign. E-364536).

Ein rares Belegstück für Volksfrömmigkeit in Wien aus der Zeit um 1735 ist ein Einblattdruck (Sign. E-369456, digitalisiert), der als Echtheitszertifikat für Kontaktreliquien mit dem Heiligen Nagel in der Wiener Schatzkammer diente: Die Reste des roten Lacksiegels, die händische Ausfertigung durch den Kustos der Burgpfarre, Sebastian Anton Stoyc, sowie deutlich sichtbare Gebrauchsspuren beweisen, dass das Blatt tatsächlich und vermutlich für längere Zeit seine Aufgabe zu erfüllen hatte.


Daß gegenwertiger Nagel jenem Heiligen Nagel ganz gleichförmig gemacht seye ..., [ca. 1735]. E-369456, Wienbibliothek im Rathaus

Fremdsprachendruck

Im späten 18., vor allem aber im 19. Jahrhundert wurde Wien zunehmend zum Zentrum des Buchdrucks auch in nichtlateinischen Sprachen und Schriften. Besonders taten sich dabei die Druckereien von Joseph von Kurzböck, Anton von Schmidt und Adolf Holzhausen hervor. Aus der Werkstatt des letzteren stammt der lithographische Druck einer Übersetzung der Thora (Pentateuch) ins osmanische Türkisch (Tevrat, 1877, Sign. A-371162) durch den deutsch-amerikanischen, protestantischen Missionars William Gottlieb Schauffler (1798-1883), die er in seiner Zeit in Wien von 1874 bis 1877 erarbeitete. Der im zaristischen Odessa aufgewachsene Schauffler war 1826 in die Vereinigten Staaten emigriert, kehrte aber schon 1832 mit dem Auftrag nach Europa zurück, die sephardischen Juden Konstantinopels zu missionieren. Später wandte er sich auch der Mission der armenischen und türkischen Untertanen des Osmanischen Reiches zu, was in der erwähnten Thora-Übersetzung ins Osmanisch-Türkische, damals noch in arabischer Schrift geschrieben, gipfelte.

Um nichts weniger interessant sind zwei neugriechische Drucke des frühen 19. Jahrhunderts, ebenfalls aus Wien. Beim ersten handelt es sich um das mit Holzschnitten illustrierte Spielebuch „Istorikon chartopaignion periechon epitomēn tēs ellēnikēs istorias“ (Ιστορiκον χαρτοπαιγνιον περιεχον επιτομην της ελληνικης ιστοριας, 1808. Sign. A-369361, digitalisiert) des griechischen Kaufmannes und Aufklärers Alexandros Vasileiou (1760-1818). Das in der Druckerei des Georgios Bentotes (Georg Vendoti) erschienene Buch ist ein schönes Beispiel für das aufkeimende hellenische Nationalbewusstsein, das wenig später im Unabhängigkeitskrieg der Griechen (1821-1829) gipfeln sollte.


Holzschnitt Perikles, Spielebuch „Istorikon chartopaignion periechon epitomēn tēs ellēnikēs istorias“ (Ιστορiκον χαρτοπαιγνιον περιεχον επιτομην της ελληνικης ιστοριας, 1808. A-369361, Wienbibliothek im Rathaus

Kurz nach der griechischen Revolution der 1820er-Jahre erschien eine ebenfalls sehr seltene, griechische Schulgrammatik („Γραμματικη δια σχολεια“, 1833. Sign. A-369362, digitalisiert) aus der Feder des Konstantinos M. Koumas (1777-1836), die sich nun ebenfalls in der Druckschriftensammlung der Wienbibliothek befindet. Der Autor, Altphilologe und Philosoph, war durch den Ausbruch der Ereignisse der 1820er-Jahre ins Exil nach Wien gezwungen worden und starb wenig später als Schuldirektor in Triest. Gedruckt wurde das Buch bei Anna Haykul, der Witwe des Buchdruckers Anton Haykul (ca. 1764-1824).

„Jugend und Volk“ und „Österreichischer Bundesverlag“

Neu in die Bibliothek gelangten auch seltene Verlagskataloge, Buchanzeigen und -prospekte der (vorwiegend pädagogisch orientierten) Verlagshäuser „Österreichischer Bundesverlag“ und „Deutscher Verlag für Jugend und Volk“, wie das 1921 gegründete, gemeindenahe Unternehmen von seinen Anfangsjahren bis 1945 hieß. Besonders hervorgehoben werden sollten dabei die „Verlags-Verzeichnisse“ des letzteren aus den Jahren 1924 bis 1929 (Sign. A-349959), die eine schmerzliche Lücke in unserer Kenntnis der Frühzeit dieses Verlags schließen.

Der „Bundesverlag“ wiederum wurde als staatlicher Schulbücher-Verlag schon 1772 von Maria Theresia gegründet, und auch die nun neu an die Wienbibliothek gekommenen Verlagskataloge reichen ins 19. Jahrhundert zurück. Zusammen mit Materialien, die sich nun in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek befinden (darunter auch Dokumente von Viktor Fadrus sen.), stammt der Bestand aus der Sammlung des Musikologen und Kinderbuchforschers Prof. Dr. Friedrich C. Heller, der sie der Bibliothek als Schenkung überlassen hat.

Kalender

Aus dem Antiquariatshandel konnte ein kleines Konvolut von sechs Kalendern aus dem Besitz oder dem Umfeld des kaiserlichen Hofkammerrats Johann Baptist Marco von Zuana (1683-1746) erstanden werden. Die Schreibkalender aus der Zeit zwischen 1718 und 1741 sind nicht nur aufgrund ihrer teils ausführlichen handschriftlichen Einträge eine interessante kulturhistorische Quelle, sondern auch als Druckwerke wahre Raritäten. Hervorgehoben seien dabei die beiden ältesten: ein bibliographisch bislang nicht nachgewiesener „Geburts- und Namens-Täg Calender“ (1718; Sign. A-369612/1718, digitalisiert) aus der Druckerei von Johann Baptist Schönwetter sowie ein früher Jahrgang des (quart-formatigen) „Hof- und Ehrenkalenders“ (1720; Sign. A-39351/1720), ein Schematismus des Wiener Hofstaats unter Karl VI.

Mit dem „Allgemeinen Handelstands-Kalender für das Jahr 1796“ (Sign. A-3175/1796, digitalisiert) ist ein weiterer, überaus seltener Kalender und zugleich bemerkenswertes Viennense in unsere Sammlung gelangt – ein Adressbuch, in dem auch bereits zahlreiche jüdische Händler verzeichnet sind. Der Band stammt aus der Sammlung des jung verstorbenen, unter Viennensia-Forschern jedoch wohl bekannten Kunsthistorikers und Bibliographen Heinrich Kábdebo (1853-1881).

Religion

Einen großen Teil der Buchproduktion vergangener Jahrhunderte nimmt theologische Literatur ein, dementsprechend häufig sind religöse Bücher auch heute noch in Antiquariaten zu finden. Ein besonderer Band sind aber „Die bekanntesten Heiligen mit ihren Lebensbeschreibungen“, die von dem Kupferstecher Sebastian Langer 1819 verlegt und bei Leopold Grund in Wien gedruckt wurden. Von 107 Kupferstichen begleitet bietet der Band einen Überblick über die hierzulande wichtigsten Heiligen des Kirchenjahres (Sign. A-369906, digitalisiert). Auch der neu erworbene Sammelband mit 15 Predigten aus der Zeit zwischen 1741 und 1745 des Barnabiten und Sonntagspredigers in der Wiener Michaelerkirche, Pius Manzador (1706-1774) hat einige seltene Drucke zu bieten und ist in seiner Geschlossenheit ein interessantes Zeitdokument (Sign. B-370161, digitalisiert).

Türkenbelagerung

Erneut konnte auch die Sammlung an Drucken zu den beiden Belagerungen Wiens durch das osmanische Heer 1529 und 1683 um zwei bemerkenswerte Stücke bereichert werden. Es handelt sich dabei zum einen um einen Kupferstich von Erasmus Andresohn aus der Zeit um 1683 („Warhaffte Abbildung der belägerten Stadt Wien“, Sign. E-369980, digitalisiert) mit Begleittext aus dem Verlagshaus des Justinus Brand in Leipzig, zum anderen um einen bibliographisch bislang nicht nachgewiesenen Einblattdruck, der – wie sich aus dem Text ergibt – noch während der Belagerung 1683 entstanden sein dürfte (Sign. E-369737, digitalisiert).


Die rechte und nach ihrer ietzigen Fortification eingerichtete Warhaffte Abbildung der belägerten Stadt Wien, Ausschnitt, [1683]. E-369980, Wienbibliothek im Rathaus

Zeitungen

Auch unser Verständnis der Zeitungslandschaft des josephinischen Jahrzehnts konnte durch einen aktuellen Ankauf um zwei Mosaiksteinchen bereichert werden. Denn die bislang in Privatbesitz befindlichen Nummern der „Wiener Nachrichten“ (aus dem „Revolutionsmonat“ Juli 1789, Sign. A-83005/1789,7, digitalisiert) sowie der „Wiener Fama“ aus dem September 1785 (5 Nummern, Sign. A-80416/9,1-6, digitalisiert) waren zwar bibliographisch bekannt, befinden sich nun aber erstmals in öffentlicher Hand und können auch bereits online in der Digitalen Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus recherchiert werden.

Archiv der Neuerwerbungen 2022

 

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