
Gina Kaus’ Memoiren als Dokument weiblicher Exilerfahrung
Forschungsprojekt
- Dauer: Oktober 2022 bis September 2026
- Projekttitel: „German-Jewish Women’s Life Writing in Exile: Vicki Baum, Gina Kaus, Gabriele Tergit, Salka Viertel“
- Projektleitung: Anna Marion Weber
- Kooperationspartner*innen: Wienbibliothek im Rathaus
- Fördergeber*innen: Leo Baeck Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes
Projektbeschreibung
Die Wienerin Gina Kaus (1893-1985) verfasste mit ihren Memoiren „Und was für ein Leben ... mit Liebe und Literatur, Theater und Film“ (1979) ein autobiographisches Dokument, das nicht nur ihre beeindruckende Karriere als Bühnenautorin, Literatin und Bestsellerautorin, Journalistin und Individualpsychologin Adlerscher Prägung nachzeichnet, sondern auch ihre Flucht 1938 als ‚verbrannte Autorin‘ und Jüdin in die USA beschreibt. In der Forschung wurden Kaus‘ Memoiren bislang meist als Quelle für biographische Informationen und zur Kontextualisierung ihres anderweitigen literarischen Schaffens herangezogen. Eine eigenständige Analyse des Textes inklusive seiner Entstehungs- und Publikationsgeschichte als unter schwierigen Bedingungen im (Nach-)Exil verfasstes autobiographisches Dokument steht noch aus.
Der einwöchige Forschungsaufenthalt in der Wienbibliothek dient der Sichtung der Korrespondenz zwischen Friedrich Torberg und Gina Kaus. Während Torberg 1951 aus dem Exil nach Wien zurückgekehrt war, hatte sich Gina Kaus für den Verbleib in den USA entschieden. Im Verlauf der 1970er-Jahre korrespondierte sie mit dem ihr aus Wiener Zeiten bekannten Kollegen über mögliche Verlage für ihren Text, sowie auch eingehend über dessen inhaltliche Gestaltung.
Die Recherche in der Wienbibliothek erfolgt als Teil einer Promotion zum Thema „German-Jewish Women’s Life Writing in Exile: Vicki Baum, Gina Kaus, Gabriele Tergit, Salka Viertel“, betreut von Prof. Dr. Sandra Richter am Deutschen Literaturarchiv Marbach sowie Prof. Dr. Áine McMurtry am King’s College London. Das Projekt wird gefördert durch das Leo Baeck Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ziel der Dissertation ist es, durch einen produktionsorientierten Ansatz die Entstehungs- und Veröffentlichungsbedingungen der vier im (Nach-)Exil verfassten Memoiren der Autorinnen Vicki Baum, Gina Kaus, Gabriele Tergit und Salka Viertel nachzuvollziehen und auf dieser Basis die jeweiligen Texte eigenständig als autobiographische Dokumente zu analysieren. Besonders in den Blick genommen werden dabei genderspezifische sowie literatursoziologische Aspekte, etwa in Bezug auf die Positionalität der Verfasserinnen als jüdische Autorinnen auf dem nachkriegsdeutschen Buchmarkt.
Kontakt
Wienbibliothek im Rathaus
Forschung und Partizipation, Wien Geschichte Wiki
Mag.a Dr.in Dr.in Katharina Prager (Leitung)
katharina.prager@wienbibliothek.at
Anna Marion Weber
anna-marion.weber@ilw.uni-stuttgart.de