Objekt des Monats Mai 2015: Song Contest: Udo Jürgens zu Gast bei "Star-Archivar" Pepi Treitl
2015 findet der Eurovision Song Contest nach 48 Jahren wieder in Wien statt. Dass Wien 1967 schon einmal Austragungsort der Musikveranstaltung war, ist bekanntlich dem Sieg von Udo Jürgens mit "Merci Chérie" 1966 in Luxemburg zu verdanken. Davor war er bereits 1964 mit "Warum nur, warum?" in Kopenhagen und 1965 mit "Sag ihr, ich lass sie grüßen" in Neapel angetreten.
Schon vor seiner ersten Teilnahme am Musikwettbewerb hatte Udo Jürgens Josef (Pepi) Treitl, den besessenen Sammler von Autogrammen und Prominentenfotos, kennengelernt, wie die Fotos vom Oktober 1963 zeigen.
Pepi Treitl war seit seiner frühesten Jugend von der Film- und Theaterwelt fasziniert. Um seinen Idolen nahe zu sein, verdiente er bereits nach der Hauptschule als Film- und Theaterkomparse seinen Lebensunterhalt, später arbeitete er als Feuerwächter im Theater in der Josefstadt und wurde schließlich Billeteur im Akademietheater.
Seine berufliche Tätigkeit bot die ideale Voraussetzung, seiner Leidenschaft, dem Sammeln von verschiedensten Materialien über Schauspielerinnen und Schauspieler, Theater und Film nachgehen zu können. Von den 1930er-Jahren bis zu seinem Tod 2001 schuf Pepi Treitl so eines der größten Privatarchive Österreichs. In erster Linie enthält es Zeitungsausschnitte, Fotos und Autogramme von österreichischen und internationalen Schauspielern, Opern- Operetten- und Schlagersängern, Showstars, Kabarettisten, Dirigenten und Tänzern. Umgekehrt kannten viele Stars Treitl, was zahlreiche Widmungen und Grußkarten belegen: so bevollmächtigten ihn etwa Curd Jürgens und Toni Sailer, sie betreffende Zeitungsausschnitte zu sammeln. Rita Hayworth und Richard Widmark besuchten ihn in seiner kleinen Wohnung in Hernals, die gleichzeitig sein Archiv beherbergte. Unser Objekt des Monats zeigt, dass auch Udo Jürgens zu Gast war und bei Tee bzw. Kaffee in einem von Treitls Alben blätterte. Star und Sammler trafen immer wieder aufeinander und standen jahrelang in Briefkontakt.
Treitls Prominentenarchiv wurde als die weltweit größte Sammlung mit über "vier Millionen Künstlerabbildungen, davon über 300.000 signiert" ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Schon zu Lebzeiten hatte er der Wienbibliothek im Rathaus Teile seiner Sammlung geschenkt. 1978 wurde die von Edith Koll gestaltete Ausstellung "Sammlung Pepi Treitl - Autogramme, Theaterprogramme, Zeitungsausschnitte" gezeigt.
Nach Treitls Tod wurde die Sammlung zur Gänze von der Bibliothek übernommen. Der Nachlass umfasste 118 Übersiedlungskisten mit geschätzten drei Millionen Einzelobjekten.