Sie sind hier
Objekt des Monats Juni 2015: Vorsicht beim Hantieren! Plakate zur Unfallverhütung
Sicherheit in Beruf und Alltag ist heute selbstverständlich. Dieser erfreuliche Zustand kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern bedarf eines komplexen Netzwerkes technischer Einrichtungen, Organisationen, Überwachungsmethoden und Gesetzen. Während die gesetzliche Unfallversicherung auf Drängen der Arbeiterschaft nach sozialer Absicherung im November 1889 in der österreichischen Hälfte der Donaumonarchie eingeführt wurde, fand die Unfallverhütung erst Jahrzehnte später Eingang in gesetzliche Regelungen. Zu groß waren die Widerstände der Arbeitgeber/innen, wie aber auch der Arbeiterschaft selbst, welche wegen des damals bestehenden Akkordsystems befürchtete, das Einhalten von Unfallvorschriften führe bloß dazu, dass sie weniger leisten und damit weniger verdienen würden. Überdies waren die Schutzeinrichtungen oft kaum zu gebrauchen, die Schutzbrillen etwa waren sehr schwer, taten bei längerem Tragen weh und beschlugen sich im Sichtbereich. Somit fehlte der Unfallversicherung die gesetzliche Grundlage, einen eigenen Unfallverhütungsdienst einzurichten. Die AUVA (Arbeiterunfallversicherungsanstalt) subventionierte daraufhin das "Gewerbe-hygienische Museum", welches hauptsächlich Unfallschutzeinrichtungen und Konstruktionen zu Vermeidung von Berufskrankheiten präsentierte und 1910 ins Technische Museum eingegliedert wurde.
"Gib Acht!"-Kampagne in Österreich
Als nach dem Ersten Weltkrieg die Unfallzahlen dramatisch anstiegen und die Unfallversicherungsanstalten damit immer höhere Entschädigungskosten aufzubringen hatten, wurde 1926 die Österreichische Zentralstelle für Unfallverhütung (ZEFU) als quasi Lobby- und PR-Agentur gegründet. Angesiedelt im Technischen Museum, in den Räumlichkeiten des ehemaligen "Gewerbe-hygienischen Museums", feilte die ZEFU an einer modernen Dauerausstellung, sowie mehreren weiteren, thematischen Wanderausstellungen. Nach dem Vorbild der US-amerikanischen "Safety first"-Plakataktion, entwickelte sie Anfang der 1930er Jahre zudem die bemerkenswerte "Gib Acht!"-Kampagne, die Kinofilme, Radiosendungen, Broschüren und Plakate umfasste. Ihr Ziel war ein Sicherheitsbewusstsein unter Einbeziehung aller Informationskanäle mithilfe leicht verständlicher Bilder von Gefahrensituationen des Alltags und Berufsleben zu schaffen. Das allmähliche Absinken der zuvor ständig gestiegenen Unfallzahlen kann daher auch als sichtbarer Erfolg für die Arbeitssicherheit durch die ZEFU-Werbung gewertet werden. 25 dieser Unfallverhütungsplakate, welche kostenlos an österreichische Betriebe verteilt wurden, sind heute in der Plakatsammlung der Wienbibliothek erhalten, wie unter anderem auch das Objekt des Monats Juni.
Sichere Übersiedlung der Plakatsammlung
Dieses Plakat haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Plakatsammlung, bei der gerade stattfindenden Übersiedelung ihrer Bestände in ein neues Depot, besonders zu Herzen genommen – zeigt es doch das richtige Hantieren mit Kisten und Beladen von LKWs. Dabei muss heute neben den präventiven Unfallschutzmaßnahmen natürlich auch den konservatorischen Anforderungen der teils über 200 Jahre alten Plakatbestände Rechnung getragen werden. So werden annähernd 500.000 Plakatblätter mit einem Gesamtgewicht von 60 Tonnen einzeln revisioniert, kontrolliert und sorgfältig verpackt. Der leichteren Vorstellbarkeit wegen sei folgender plakativer Vergleich erlaubt: Wollten wir all diese Blätter nebeneinander legen, würde das Plakatband bis Berlin reichen.
Archiv der Objekte des Monats 2015
- Mai 2015: Song Contest: Udo Jürgens zu Gast bei "Star-Archivar" Pepi Treitl
- April 2015: Gewinnen mit der Ringstraße
- März 2015: Elise Richter zum 150. Geburtstag
- Februar 2015: "...dem Schweben des Vogels ähnlich, der keinen Fittich rührt...". Eislaufen vor zwei Jahrhunderten
- Jänner 2015: Der Makart der Musik. Zum 100. Todestag von Carl Goldmark