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Objekt des Monats Juli 2009: Die römische Reise von Bundeskanzler Dollfuß 1934

Le giornate romane del cancelliere Dollfuß e del generale Goemboes. Roma: Fotvedo 1934. Wienbibliothek, Tagblattarchiv, TF 999130

Das Foto zeigt den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, den ungarischen Premierminister Gyula Gömbös und den italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini, die im März 1934 in Rom zusammentrafen, um mit der Unterzeichnung der "Römischen Protokolle" eine Vereinbarung über die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der drei Staaten zu treffen. Gemeinsam mit den drei europäischen Regierungschefs ist das Herrscherpaar von Siam - später Thailand - König Prajadhipok und Königin Ramphaiphanni (Rambhai Barni) zu sehen, das sich zu dieser Zeit auf einem ausgedehnten Staatsbesuch durch neun europäische Länder befand. Das Zusammentreffen fand am 14. März 1934 anlässlich einer Reitaufführung in der Militärschule von Tor di Quinto statt, die für die Staatsgäste organisiert worden war.

Während Dollfuß noch vor Antritt der Reise in einer Stellungnahme vor der internationalen Presse die Ausschaltung des Parlaments und den nur einen Monat zurückliegenden blutigen Bürgerkrieg in Österreich rechtfertigte, und sowohl Gömbös als auch Mussolini als Vertreter faschistischer Diktaturen noch versuchten, einen unabhängigen Kurs gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland aufrechtzuerhalten, vertrat das thailändische Herrscherpaar eine differenzierte politische Haltung. König Prajadhipok (1893-1941) war der letzte absolute und der erste konstitutionelle Monarch Thailands. Als im Juli 1932 unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise die Volkspartei Khana Ratsadon die Macht ergriff, wurde eine Verfassung eingeführt, was der König durchaus begrüßte. Der zunehmend antidemokratische Kurs der Khana Ratsadon unter Feldmarschall Pibulsongkram zerstörte jedoch das gute Einvernehmen zwischen ihm und den Parteiführern.

Obwohl Mussolini alles tat, um den König von der faschistischen Regierungsform zu überzeugen, war Prajadhipok nicht begeistert. In seinem offiziellen Reisetagebuch heißt es: "Es kann nicht bestritten werden, dass die faschistische Regierungsform eine gewisse Gewalt beinhaltet. In dem Punkt ähneln sich alle Diktaturen. […] Deshalb ziehen zivilisierte Länder es vor, von einem Parlament und einem Senat regiert zu werden, die von den Bürgern des Landes gewählt werden".

König Prajadhipok trat 1935 aus Protest gegen die japanfreundliche Politik Pibulsongkrams zurück und ging gemeinsam mit Königin Ramphaiphanni ins Exil nach Großbritannien, wo er 1941 starb. Als ein halbes Jahr nach seinem Tod japanische Truppen Thailand besetzten und es in einen Krieg gegen USA und Großbritannien zwangen, wurde die im Exil lebende ehemalige Königin, die das Free Thai Movement unterstützte, zum Symbol des Widerstands. 1949 kehrte Ramphaiphanni nach Thailand zurück, wo sie 1984 starb und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt wurde.

Das beschriebene Foto ist eines von rund 300 zeitgeschichtlichen Fotos aus dem 2002 von der Arbeiterkammer übernommenen Tagblattarchiv, die vor allem den Zeitraum der Ersten Republik dokumentieren und die mit Juli 2009 erstmals über den Katalog der Sammlung "Dokumentation" recherchiert und online betrachtet werden können. Neben diesem Fotobestand enthält das Tagblattarchiv rund 25.000 Personenfotos. Der Porträtfotobestand wird in den nächsten Monaten sukzessive in die Datenbank eingearbeitet und über den Online-Katalog zugänglich gemacht.

Archiv der Objekte des Monats 2009