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Sammlung Friederike Mayröcker, Teilnachlass Heinz Grill, Teilnachlass Paul Wimmer

Sammlung Friederike Mayröcker (ZPH 1453)

Im März 2009 hat die Handschriftensammlung einen Teil des literarischen Archivs von Friederike Mayröcker übernommen. Der Bestand umfasst vor allem unveröffentlichte Lyrik und Prosa aus den Jahren 2008 und 2009. Darunter befinden sich der Prosatext "da ist mein schmerz", den Mayröcker posthum Gert Jonke widmet, eine Arbeit über das Radierwerk von Markus Vallazza, die Gedichte "Himmel 1 Taube oder 1 Spalt", "ja die Amsel das Lied", "die Mimosen im weißen Gewand", "Maiglöckchen" (dem Autor Georg Kierdorf-Traut gewidmet) sowie "1 Dattelkern auf dem Küchenboden". Der Bestand beinhaltet die neuesten Arbeiten von Friederike Mayröcker und dokumentiert zugleich deren Entstehungsgeschichte. Damit ist das literarische Archiv von Friederike Mayröcker in der Handschriftensammlung auf dem aktuellen Stand.

Teilnachlass Heinz Grill (ZPH 1446)

Im Februar 2009 erwarb die Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus einen Teilnachlass des Wiener Historikers, Archivars und Schriftstellers Heinz Grill (1909-1983). Der Sohn einer großbürgerlichen Wiener Beamtenfamilie fand schon bald nach dem mit der Promotion abgeschlossenen Geschichtsstudium seine berufliche Zukunft im Archivwesen, so arbeitete er seit 1934 im Archiv des Innen- und Justizministeriums. Im Jahr 1941 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, seinen Wehrdienst konnte er in Wien ableisten.

Politisch unbelastet machte er ab 1946 Karriere am Haus-, Hof- und Staatsarchiv, wo er zum Staatsarchivar I. Klasse und stellvertretenden Leiter avancierte. Diese Karriere als Archivar wurde durch seine Verhaftung im Jahr 1951 abrupt beendet: Grill hatte beträchtliche Mengen Edelmetalls aus Archivbesitz verkauft und wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, aus der er Ende 1955 vorzeitig entlassen wurde. Grill betätigte sich fortan – unter den Pseudonymen Hans Steinburg und Heinz Wolfhart – erfolgreich nicht nur als Verfasser historischer Werke, sondern auch als Autor von Abenteuergeschichten im Stile Karl Mays. Für dessen Werk galt Grill als ausgewiesener Experte, was sich auch im angekauften Bestand widerspiegelt. Dort befindet sich nicht nur das Typoskript seines Romans "Der Schatten des Schah-in-Schah", einer Fortsetzung von Mays Silberlöwen-Zyklus, die im Jahr 2006 im Bamberger Karl-May-Verlag erschien und bemerkenswerte Kritiken erhielt. Zum Teilnachlass zählen zudem auch Zeugnisse der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem meistgelesenen deutschsprachigen Autor, wie etwa der Essay "Karl May und der Rassenwahn", der im Zusammenhang mit der großen Karl-May-Ausstellung im Wiener Völkerkundemuseum 1949 entstand. Darüber hinaus ist die Korrespondenz Grills mit dem Karl-May-Bund aus den frühen 1940er Jahren und dem Karl-May-Verlag besonders erwähnenswert.

Seiner Berufung zum Archivar ist es wohl geschuldet, dass Grills Teilnachlass nicht nur den Bestandsbildner selbst dokumentiert, sondern auch ein wertvolles Archiv seiner Familie (von Wohlfahrt, Schullerus) ist, was sich zum einen in schriftlichen Dokumenten manifestiert, die weit ins 19. Jahrhundert zurückgehen, zum anderen in einem äußerst interessanten Bestand an Fotografien, die Grill bisweilen instruktiv kommentiert hat.

Teilnachlass Paul Wimmer (ZPH 1447)

Im Februar 2009 erwarb die Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus einen Teilnachlass des Wiener Autors, Literaturvermittlers, Rundfunkjournalisten und Funktionärs Paul Wimmer (1929-2008). Wimmer, der über 30 Buchveröffentlichungen vorweisen kann, war zwischen 1964 bis 1975 Generalsekretär des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Als Übersetzer – vor allem von Literatur aus dem Flämischen – war er Ehrenmitglied der Belgischen Akademie für Niederländische Sprache und Literatur.

Wimmer entwickelte als Lyriker schon in den 1940er Jahren eine ungeheure Produktivität, was sich im überlieferten Bestand eindrucksvoll widerspiegelt. Ungleich produktiver war er noch als Literaturkritiker und Radioessayist: Hier haben sich zahllose Beiträge erhalten, die Wimmer über Jahrzehnte hinweg als Rundfunkmitarbeiter geliefert hat. Dass der Rundfunk für Wimmer wohl das wichtigste Medium war, belegen außer den Radioessays und -porträts auch seine teils umfänglichen Bearbeitungen für den Funk, etwa von Texten solch bekannter Autoren wie Hermann Hesse und Stefan Zweig. Sein Interesse für den medialen Aspekt der Literatur zeigen auch die im Bestand enthaltenen Arbeiten für den Film. Seine Tätigkeit als Literaturvermittler trat zudem im "Wegweiser durch die Literatur Tirols seit 1945" zutage, ein Werk, für das Wimmer in bemerkenswertem Umfang Recherchen angestellt hat. Zum Bestand gehören darüber hinaus Briefe von und an Paul Wimmer sowie etliche Texte Dritter. Ein Prunkstück ist sicher ein Widmungsexemplar von Adolf Loos an Oskar Maurus Fontana.

Besondere Erwähnung verdient die im Teilnachlass enthaltene Sammlung von literarischen Werken Jeannie Ebners, vielfach mit eigenhändigen Anmerkungen und Korrekturen der Dichterin, die in unmittelbarer Nähe Wimmers wohnte und mit diesem gut befreundet war. Das Material ist eine schöne Ergänzung zu dem bereits an der Wienbibliothek befindlichen Nachlass von Jeannie Ebner (ZPH 708, 799, 884, 1302).

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