
Wienbibliothek lädt zum Mitmachen ein
Presseinformation 9. Oktober 2025
Weitere Briefe und Postkarten von Wienerinnen und Wienern transkribieren
Seit 2022 läuft das einzigartige Projekt crowdsourcing.wien der Wienbibliothek im Rathaus: Einer breiten Öffentlichkeit werden historische Briefe und Postkarten durch das gemeinsame Transkribieren zugänglich gemacht. Tausende Korrespondenzen aus den Jahren 1914–1919 und 1920–1934 wurden von der Wienbibliothek im Rathaus digitalisiert und bereits von der Crowdsourcing-Community transkribiert. Und Inhalte in Kurrent- oder lateinischer Handschrift durch ihre Hilfe lesbar.
So wird das schriftliche Kulturerbe Wiens lebendig, das die Wienbibliothek im Rathaus als zentraler Wissensspeicher sammelt, bewahrt und erschließt. Viele der Briefautor*innen zählen zu den maßgeblichen Vertreter*innen des Wiener Geisteslebens – Künstler*innen, Intellektuelle und Persönlichkeiten wie Marie von Ebner Eschenbach, Marianne Hainisch, die Familie Strauss, Gustav Mahler, Karl Kraus und viele andere, die die Zeit zwischen 1914 und 1934 entscheidend geprägt haben. Ihre Briefe bieten spannende Einblicke in das private, kulturelle und gesellschaftliche Wiener Leben dieser bewegten Jahrzehnte.
Jetzt mitmachen und Teil der Community werden!
Bisher haben bereits hunderte Freiwillige am Crowdsourcing-Projekt mitgewirkt – und einen Großteil der Briefe und Postkarten transkribiert. Die Wienbibliothek lädt die Bevölkerung dazu ein, ebenso Teil der Community zu werden, um gemeinsam das Gedächtnis der Stadt in Wissen für zukünftige Generationen zu verwandeln.
Brief an Karl Kraus: Einblick in den Alltag
Zu entdecken gibt es u. a. spannende Einblicke in das private Leben bedeutender Persönlichkeiten und Wiener Familien der Zeit: Ein Beispiel dafür ist ein Brief von Emma Fridezko (1860–1942) aus London an ihren Bruder Karl Kraus (1874–1936) vom 13. Jänner 1920. Darin listet Emma Lebensmittel auf, die sie ihm aus Großbritannien geschickt hat – ein Paket mit Kuchen, Sardinen, Chocolade, Bisquits, Bovril, Horlick’s Malted Milk und Bonbons, insgesamt circa elf Pfund. Emma betont ihre Bemühungen, die besten verfügbaren Produkte zu wählen, um ihm eine Freude zu bereiten. Leider kam das Paket nie bei Kraus an, wie er auf dem Brief notierte: „nicht eingelangt“, was auf die chaotischen Zustände im Post- und Transportsystem jener Zeit hindeutet.
Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren in Wien von enormen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen geprägt. Die Lebensmittelversorgung war stark eingeschränkt, und die Bevölkerung litt unter Mangelernährung. Rationierungen, Inflation und politische Unruhen erschwerten die Situation zusätzlich. In diesem Umfeld war es für Privatpersonen nahezu unmöglich, Lebensmittelpakete sicher und zuverlässig zu versenden oder zu erhalten. Dies macht den Brief nicht nur zu einem persönlichen Dokument, sondern auch zu einem Zeugnis der damaligen Zeit.
Brief von Emma Fridezko an Karl Kraus hier
Mithilfe lohnt sich!
Jeder kann Alltagsgeschichte lesbar machen: Nach der Registrierung auf crowdsourcing.wien können die Briefe und Postkarten transkribiert werden, diese Inhalte wiederum können von anderen engagierten Freiwilligen bearbeitet werden. Alle aktiv Mitwirkenden werden zweimal pro Jahr zum „Crowdsourcing Café“ in die Wienbibliothek im Rathaus eingeladen – mit exklusiven Führungen, fachlichem Austausch und der Möglichkeit der Vernetzung.
Alle crowdsourcing.wien Projekte der Wienbibliothek im Rathaus im Überblick:
Briefe 1914–1919 (urheberrechtsfrei, digitalisiert & online)
Information – Wienbibliothek im Rathaus Crowdsourcing
Briefe 1920–1934 (urheberrechtsfrei, digitalisiert & online)
Information – Wienbibliothek im Rathaus Crowdsourcing
22.136 Theaterzettel digital verfügbar
Information – Wienbibliothek im Rathaus Crowdsourcing
Mehr Informationen unter crowdsourcing.wien
Hier können Sie die Presseaussendung als pdf herunterladen.
PRESSEKONTAKT
vielseitig ||| Valerie Besl
m: +43 664 8339266
valerie.besl@vielseitig.co.at