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Neu in der Benützung: Literarisches Teilarchiv Paula von Preradović (ZPH 1786)

Zehn junge Damen, die 1913 in München eine Ausbildung zur freiwilligen Schwester beim Roten Kreuz absolvierten. Ganz rechts die 26-jährige Paula von Preradović. Foto: Adalbert Werner, München. WBR, HS, Lit. Teilarchiv Paula von Preradović, ZPH 1786

Das 2019 aus Familienbesitz übernommene literarische Teilarchiv enthält eine große Menge eigenhändiger Manuskripte von Paula von Preradović. Dazu zählen neben hunderten von Gedichten, oft in verschiedenen Fassungen, dramatische Versuche, Prosa, Essays und Vorträge. Vor allem die Gedichtbände „Südlicher Sommer“ und „Dalmatinische Sonette“ befinden sich in zahlreichen Handschriften und Arbeitsstufen beim Bestand, zu dem auch das eigenhändige Manuskript „Bericht 1945 (an meine Söhne)“ mit 57 Blatt gehört, das unter dem Titel „Wiener Chronik 1945“ erstmals 1995 selbständig veröffentlicht wurde. Das Highlight stellt allerdings das Konvolut zum wohl bekanntesten Erzählwerk von Paula von Preradović dar: Der Roman „Pave und Pero“ ist nicht nur mit rund 450 eigenhändigen Seiten in Bleistift vertreten, sondern auch mit den Quellen, auf die sich die Autorin bezog. So beruht die menschliche Tragödie, die in „Pave und Pero“ erzählt wird, auf der knapp 100 Blatt umfassenden Korrespondenz zwischen ihrem Großvater, dem kroatischen Nationaldichter Petar von Preradović („Pero“), und dessen Frau Paolina de Ponte („Pave“) aus den Jahren 1854 und 1855. Die Existenz dieser Schreiben war zwar laut Auskunft der „Gesammelten Werke“ bekannt, doch kommen sie erst jetzt ans Licht der Öffentlichkeit, mitsamt den von der Enkelin vorgenommenen Abschriften und Übersetzungen (14 Bl.) – ein ganz wunderbares Konvolut von musealem Rang. Selbstverständlich gibt es darüber hinaus eine Dokumentation zur Bundeshymne.

Auch die Korrespondenzen von und an Paula von Preradović dürfen einige Aufmerksamkeit beanspruchen, stammen sie doch von namhaften Schreiberinnen und Schreibern wie Christine Busta, F. T. Csokor, F. K. Ginzkey, Paula Grogger, Annette Kolb, Alexander Lernet-Holenia, Max Mell, Erika Mitterer, Felix Salten, Ina Seidel, Othmar Spann und Josef Weinheber. Von Werner Bergengruen gibt es indessen neben wichtigen Korrespondenzstücken auch etliche eigene Texte, die der in Opposition zu den NS-Machthabern stehende Autor meist mit Widmung, ja sogar mit Korrekturen, an Preradović sandte. Dazu zählt das berühmte Gedicht „Dies Irae“. Auch Enrica Handel-Mazzetti ist nicht nur mit rund 50 Briefen und Karten aus den Jahren von 1928 bis 1941 vertreten, sondern zudem mit einem stattlichen eigenhändigen Konvolut früher Lyrik. Beide Frauen hatten sich im Pensionat des Instituts B. Mariae der Englischen Fräulein zu St. Pölten kennengelernt, das Preradović von 1901 bis 1905 besuchte. Zu den Korrespondenzen zählt schließlich auch ein umfangreiches Kondolenz-Konvolut zum Tode Paula von Preradovićs am 25. Mai 1951. Zu den Trauernden, die Ernst Molden ihr Mitgefühl aussprachen, gehörten u. a. Hugo Adolf Bernatzik, Alfred Kubin, Julius Meinl, Robert Neumann, Hans Weigel oder Paul Zsolnay.

Anhand der im Bestand überlieferten Lebensdokumente lassen sich zentrale biographische Aspekte intensiver beleuchten. Vorhanden sind Schulzeugnisse, Ausweise, Verlagsverträge und mehrere Dutzend Fotografien aus allen Lebensaltern der Dichterin, etwa ein Gruppenfoto aus der Zeit ihrer Ausbildung zur freiwilligen Hilfsschwester des Roten Kreuzes, die sie 1913 in München absolviert hat. So verwundert es nicht, dass Paula von Preradović während des Ersten Weltkriegs als Pflegeschwester im Universitätsspital Wien Dienst tat, eine Tätigkeit, von der nicht nur etliche Aufnahmen erzählen, sondern die auch durch die Silberne Ehrenmedaille vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration dokumentiert wird, die ihr im November 1915 verliehen wurde.

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Archiv der Neuerwerbungen 2021