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Diskurse zum Klimawandel – (k)ein junges Phänomen? | 23.10.2024

Aus der Forschungswerkstatt

Illustrierte Kronen-Zeitung, 12.2.1929 © Wienbibliothek im Rathaus

Ort und Zeit

Mittwoch, 23. Oktober 2024, 17.00 Uhr
Loos-Räume der Wienbibliothek
Bartensteingasse 9/5, 1. Stock, 1010 Wien

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Zur Veranstaltung

Wien ist als Großstadt vom menschengemachten Klimawandel besonders betroffen. Am deutlichsten spürbar ist die Zunahme heißer Tage. Besonders belastend für die Menschen sind die immer häufiger auftretenden und länger andauernden Hitzewellen mit kaum Abkühlung in der Nacht. Der Klimawandel führt – wie wir es vor Kurzem erlebten – aber auch zur Zunahme von Starkregenereignissen, die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachen.
Bereits im späten 18. Jahrhundert führte der in kaiserlichen Diensten stehende Bildhauer und Architekt Wilhelm Beyer die großen Schäden durch das Wienfluss-Hochwasser 1785 auf Abholzungen im Wienerwald und die Denaturierung der Wasserläufe zurück. Er nahm damit einen Diskurs vorweg, der erst über 200 Jahre später wieder aufgenommen wurde.
Der Historiker Falko Schnicke geht in seiner wissenschaftlichen Arbeit frühen Spuren der Thematisierung des menschengemachten Klimawandels im 19. und 20. Jahrhundert nach. Er konnte nachweisen, wie früh bereits Ideen zirkulierten, die einen Zusammenhang zwischen der gerade erst einsetzenden Industrialisierung – explizit dem Ausstoß von Kohlenstoff – und Änderungen des Klimas herstellten. War das Thema auch kein vorrangiger Gegenstand des medialen Diskurses, war es aber auch nicht marginal. Vielfach wurden derartige Überlegungen unter anderen Begriffen als dem heute etablierten „Klimawandel“ angestellt. Egal, ob von „Klimaveränderung“, „Klimatendenzen“ oder „Klimawechsel“ die Rede war, eine Erderwärmung oder aber eine neue Eiszeit prognostiziert wurde – lange vor der umwelthistorischen Wende um 1970 wurden Veränderungen wahrgenommen und thematisiert.
Schnickes Forschungen zeigen aber auch die oftmals naive Fortschrittsgläubigkeit auf, die mit dem Phänomen verbunden war. So wurden neue Siedlungsmöglichkeiten in bislang menschenleeren Gebieten ebenso positiv gewertet wie wärmeres Wasser in den Meeren, das der Schifffahrt zugutekäme. Der sich langsam abzeichnende Klimawandel wurde immer wieder auch humoristisch oder sarkastisch aufgegriffen.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „‚Die Hitze in diesen Tagen wird nachgerade unerträglich‘ – Das Wetter in den Sammlungen der Wienbibliothek“ statt.

Zur Veranstaltungsreihe

Unsere Reihe „Aus der Forschungswerkstatt“ ist als Werkstattgespräch angelegt, das Einblick in Forschung „in progress“ gibt und Möglichkeiten zur Diskussion sowie zur Vernetzung bietet. Es holt jene Menschen vor den Vorhang, die sich forschend mit unseren Beständen befassen und anhand derer vielfältige spannende Fragen bearbeiten.

Programm

Im Gespräch
Falko Schnicke, Historiker – Senior Lecturer am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der JKU Linz
Christian Mertens, Historiker – Wienbibliothek im Rathaus