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Das Pädagogische Institut der Stadt Wien 1938
Forschungsprojekt
- Dauer: 01.03.2020 bis 15.09.2021
- Projektteam: Mag. Dr. Josef Pircher, Mag.a Maria Czwik
- Kooperationspartner*innen: Univ.-Prof. Dr. Wilfried Datler, Dekan, Leiter des Arbeitsbereichs Psychoanalytische Pädagogik (Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien), Ass.-Prof. Mag. Dr. Johannes Gstach, Privatdoz. (Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien), Wienbibliothek im Rathaus
- Fördergeber*innen: Zukunftsfonds der Republik Österreich, Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Projektbeschreibung
Das Projekt erforscht die Folgen der nationalsozialistischen Machtübernahme 1938 auf das Pädagogische Institut der Stadt Wien (PI). Der Fokus liegt auf den zwischen 1938 und 1945 diskriminierten und verfolgten Lehrenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des PI. Ihre Biografien werden mit der radikalen Umbildung der Pflichtschullehrer-/innenbildung in Bezug gesetzt.
Das PI war als Aus- und Fortbildungseinrichtung für Lehrerinnen und Lehrer in vielerlei Hinsicht einzigartig. Die Vorläuferinstitution, das Pädagogium der Stadt Wien, wurde bereits 1868 eröffnet und etablierte sich bis zum Ende des 19. Jh. in Österreich-Ungarn als erste Ausbildungsstätte für Pflichtschullehrerinnen und -lehrer überhaupt. Durch die Rolle Wiens als Reichs- und Residenzstadt der Habsburgermonarchie und Wissenschaftsmetropole der Jahrhundertwende erreichte das Pädagogium internationale Bedeutung. Ab 1905 war das Land Niederösterreich Träger der Institution. Im Jahr 1922 wurde die Einrichtung wieder der kommunalen Hoheit Wiens unterstellt und am 13.1.1923 als Pädagogisches Institut neu eröffnet.
Ab diesem Zeitpunkt war das PI integraler Bestandteil der Schulreformbewegung im Roten Wien. Durch die Anbindung des neu gegründeten Psychologischen Instituts an das PI und dessen gemeinsame Nutzung mit der Universität Wien entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit von psychologischer Forschung und Lehrerbildung. Das PI stand in der Zwischenkriegszeit ohne vergleichbares Pendant da und erreichte zwischen 1923 und 1934 eine international anerkannte Blüte. Bereits 1934 erfuhr das PI massive Einschnitte, die in Hinblick auf ihren Umfang und die Folgen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1938 nochmals übertroffen wurden.
Die nationalsozialistische Machtergreifung hatte den Austausch fast aller Lehrenden des PI im Rahmen der Vereinnahmung der Aus- und Fortbildung der Pflichtschullehrer-/innen zur Folge. 1938 verschwanden die Namen von über hundert Personen aus dem Vorlesungsverzeichnis, die zuvor über Jahre hinweg in den laufenden Betrieb eingebunden waren. Ausdruck findet diese Zäsur ebenso in der Beseitigung pluralistischer Lehrinhalte und Strukturen sowie der Implementierung nationalsozialistischer Ideologie im Lehrplan.
Die Vorlesungsverzeichnisse des Pädagogischen Instituts wurden im Zuge des Forschungsprojektes in der Digitalen Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus zur Verfügung gestellt.
Kontakt
Institut Wiener Kreis
Universität Wien
Mag. Dr. Josef Pircher
josef.pircher@univie.ac.at
Wienbibliothek im Rathaus
Forschung und Partizipation, Wien Geschichte Wiki
Mag.a Dr.in Dr.in Katharina Prager (Leitung)
katharina.prager@wienbibliothek.at
Bildquelle: Viktor Fadrus: Die Neugestaltung der Lehrerbildung in Deutschland und Österreich, Schulreform, 5. Jg., Jänner 1926