Eingeschränkte Benützung von Druckwerken
Seit 2. April 2024 steht ein Teil unserer Bestände für zwei Monate nicht zur Verfügung. Die betroffenen Druckwerke tragen im Katalog die Info "Außendepot – wegen Übersiedlung derzeit nicht bestellbar". Wir bitten um Ihr Verständnis!

Sie sind in:

Sie sind hier

Tanzsignale 2014: Kolloquium, Symposium, Matinee

Alle unsere gestreamten Veranstaltungen finden Sie auf unserem YouTube-Kanal zum Nachschauen.

Ort und Zeit

13. März 2014, 19 Uhr, Eröffnungskolloquium, Residenz Zögernitz, Döblinger Hauptstraße 76 -78, 1190 Wien
14. März 2014, 14 bis 21 Uhr, Symposion, Großer Hörsaal des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Wien, Universitätscampus Altes AKH / Hof IX, Garnisongasse 13, 1090 Wien
15. März 2014, 9 bis 13 Uhr, Symposion, Großer Hörsaal des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Wien, Universitätscampus Altes AKH / Hof IX, Garnisongasse 13, 1090 Wien
16. März 2014, 11 bis 14 Uhr, Matinee, Zum Guten Grinzing, Himmelstraße 7, 1190 Wien

Zu den Tanzsignalen 2014

Strauss-Musik – "Weltmusik"? "Seine Popularität ist geradezu unermesslich: in allen Weltteilen erklingen Straußsche Melodien und in unserem Weltteile fast aus jedem Hause." Überschwänglich huldigte der gefürchtete Musikkritiker Eduard Hanslick Johann Strauss (Sohn) zur Feier des 40-jährigen Künstlerjubiläums. Zum "Markenzeichen" war der Name Strauss aber schon früher geworden. Bereits 1847 zählte Musikdirektor Philipp Fahrbach sen. in seiner Geschichte der Tanzmusik seit 25 Jahren Walzer-Komponisten auf, deren lokale Bedeutung mit dem Prädikat "Strauss" – bezogen auf Johann Strauss (Vater) – hervorgehoben wurde: "Brünner Strauß" (Judex), "Böhmens-Strauß" (Labitzky), "Münchner-Strauß" (Streck), "Berliner-Strauß" (Gungl), "Pariser-Strauß“ (Musard), "Pesther-Strauß" (Morelly).

"Ich sehe mich daher gerne bei fremden Nationen um und rate jedem, es auch seinerseits zu tun. Nationalliteratur will jetzt nicht viel sagen, die Epoche der Weltliteratur ist an der Zeit, und jeder muß jetzt dazu wirken, diese Epoche zu beschleunigen." Mit diesen Worten brachte Goethe im Gespräch mit Johann Peter Eckermann Weltoffenheit zum Ausdruck. Auf die Musik angewandt folgerte Richard Strauss: "Wenn Goethe den Begriff der Weltliteratur schuf, so sollten wir daran glauben, daß einmal die Stunde sein wird, in der Musik die Geister der Welt eint. Wenn es mir in diesem Sinne vergönnt sein sollte, einen bescheidenen Beitrag zu einer Art Weltmusik zu leisten, so wäre ich glücklich und zufrieden." Strauss sah darin mustergültige Kompositionen der abendländischen Musikgeschichte. Durch die Musikethnologie und im Zuge der Vereinnahmung durch die Popularmusik-Industrie erfuhr der Begriff "Weltmusik" während der letzten Jahrzehnte einen Bedeutungswandel.

Der Frohsinn, mein Ziel, bekannte Johann Strauss (Vater) im Titel seiner im Mai 1833 uraufgeführten Walzer. Sie sind für das alljährlich in Wien stattfindende Sophienfest, also für ein Wiener Publikum, komponiert worden, und ihr musikalischer Charakter lässt die vertraute Wiener Tradition erkennen. Doch war im damaligen Wien nicht nur Wiener Musik zu hören. Hierorts ansässige Volksgruppen des österreichischen Vielvölkerstaates hatten zu ihrem "Frohsinn" die eigene Musik mitgebracht, Volksmusik jener Länder, aus denen sie zugezogen waren. Es ergab sich zwangsläufi g, dass auf musikalischer Ebene ein Kulturaustausch stattfand. Für Strauss (Vater) musste es selbstverständlich gewesen sein, etwa Ungarische Galoppe darzubieten. Dasselbe trifft natürlich auch auf Johann Strauss (Sohn) zu, der sich 1846 mit dem Pesther Csárdás dem ungarischen Publikum vorstellte oder 1847 für eine „Musikalische Abendunterhaltung der Slawen“ ein Slaven Potpourri nach deren Melodien arrangierte. Als 1839 aus Böhmen die erste Polka nach Wien kam, löste der neue Tanz spontan Begeisterung aus. Johann Strauss (Vater) landete gleich mit seinen ersten Polka- Kompositionen im Jahr 1842 – Beliebte Sperl-Polka und Beliebte Annen-Polka – einen großen Erfolg. Schon ein Jahr später fand sich die Beliebte Sperl-Polka mit russischem Text unterlegt im Vaudeville Der Bäckerladen, oder: Der Petersburger Deutsche von Pjotr Karatygin, obwohl Strauss (Vater) nie in Russland war. Die Konzertreisen aller Sträusse bedeuteten nicht nur Musikexport, sondern auch Musikimport. Johann (Vater) führte die französische Quadrille in Wien ein. Johann (Sohn) scherzte gegenüber seinem Verleger Carl Haslinger, „Beiliegend fi nden Sie ,Alexandra Walzer‘ im rußischen Geschmacke gehalten, daher unverdaulich. N o. 5 dieser Walzer besteht aus zwei rußischen Liedern.“ Strauss-Musik – Musik für die Welt und ein Kulturträger gestern, heute und morgen! (Norbert Rubey)

Programm

Das Programm ist auf der Website des Wiener Instituts für Strauss-Forschung abrufbar.