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Rautenstrauchs "Biedermänner"

Johann Rautenstrauchs "Biedermannskronik" (1784) mit der überstempelten Bandzählung.

In seiner 1784 anonym erschienenen "Biedermanns-Chronik" legte der aus Erlangen stammende Schriftsteller Johann Rautenstrauch (1746-1801) ein positiv formuliertes Gegenstück zum "Katholischen Fantasten- und Prediger-Almanach", einer im Geist des josephinischen Antiklerikalismus gehaltenen satirischen Zeitschrift, vor. In Form eines biographischen Lexikons werden darin die Verdienste der wichtigsten Schriftsteller und Intellektuellen seiner Zeit umfassend gewürdigt, wobei Rautenstrauch auch nicht an Eigenlob spart: auf über zwölf Seiten breitet Rautenstrauch seine Querelen mit Buchhändlern, Predigern und Beamten vor dem lesenden Publikum aus. Vielleicht auch deshalb konnte er seine anonyme Deckung nicht lange wahren; noch im gleichen Jahr schrieb ein gewisser Michael Kubal "daß der Belletrist R - ch, als Verwalter der verfaßten B. Chronik" anzusehen sei.

Nicht weniger interessant als der Inhalt ist aber auch die Geschichte der Drucklegung des Werks. Von dem fingierten Verlagshaus der "Gebrüder van Redlich" ("Freiheitsburg" = Wien) wurde es offensichtlich in zwei parallelen Ausgaben in Druck gegeben: Deren erste (mit dem Titel "Biedermanns-Chronik") wird von einer Titelvignette geziert, die eine Steinplatte mit der Aufschrift "Bene merentibus" zeigt; sie erschien zunächst 256seitig, wurde später um einen Nachtrag auf 262 Seiten erweitert und verlor in der letzten Stufe den Zusatz "Erster Theil" – offenbar war klar geworden war, dass nun keine weiteren Bände mehr erscheinen würden.

Die Parallelausgabe hingegen zeichnet sich durch den leicht abweichenden Titel "Biedermannskronik" sowie eine Titelvignette mit Gehöft und Bäumen aus (Abbildung); sie war auf 252 Seiten angelegt (wobei der auf Seite 213 beginnende "Nöthige Anhang" zunächst noch getrennt paginiert war), wie im Fall der ersten Ausgabe wurde auch dieser Ausgabe später ein Nachtrag angefügt – hier in Form eines halben, nicht paginierten Bogens –, und im letzten Schritt verlor auch diese Ausgabe die Bandbezeichnung "Erster Theil".

Das nunmehr für die Wienbibliothek erworbene Exemplar (Sign. A-329862) ist ein weiteres, interessantes Dokument für die skizzierte, etwas verworrene Entstehungsgeschichte. Es nimmt gleichsam eine Zwitterstellung zwischen den beiden Ausgaben ein und steht chronologisch zwischen mehrbändiger und monographischer Ausgabe: grundsätzlich zur zweitgenannten Satzausgabe gehörig stammt der beigelegte Nachtrag aus der ersten, die noch eingedruckte Bandzählung aber wurde nachträglich, offensichtlich noch in der Druckerei, überstempelt und das ursprünglich als erster Band konzipierte Bändchen auf diese Weise zur Monographie gemacht.

Weitere Neuerwerbungen

  • Pistorius, Johann: Kurtzer, doch gründtlicher vnd warhaffter Bericht, Vom Brauch der einen oder beyden Gestalten im H. Sacrament deß Altars. Wienn in Osterreich: Leonhart Formica, 1599.
  • Hviid, Andreas Christian: Udtog af en Dagbog holden i Aarene 1777-1780 paa en Reise igennem Tyskland, Italien, Frankrige og Holland. [Kopenhagen]: Sebastian Popp Popp, [1787]. Etwa die Hälfte dieser seltenen dänischen Reisebeschreibung berichtet von der Stadt Wien.
  • Kosteletzky, Johann (Hrsg.): Biblia Sacra, oder die heilige Schrift des neuen Testaments. Wien: 1790.
  • Geistliches Gnaden-Brünnelein mit zwölf Röhren und eine Geschichte oder Exempel, welche sich zu Dorfen in Unter-Lands-Bayern mit unser lieben Frauen, und einem armen Hirtenmägdlein zugetragen. [S.l.] 1816.
  • Goßner, Johannes: Das Herz des Menschen ein Tempel Gottes oder eine Werkstätte des Satans. 8., durchaus verb. Aufl. Wien: Härter, 1832.
  • Jahresberichte der Hilfsarbeiter-Krankenkasse der Genossenschaft der Friseure, Raseure und Perückenmacher, 1891 – 1912. (Sign. A-329726)
  • Borkowski, Carl von: Die Cottage-Anlage in Wien-Währing. Wien: Karlmann & Franke, [ca. 1900].
  • Dandin: Daçakumâracaritam. Die Abenteuer der zehn Prinzen. München: Bruckmann, 1903. Mit einer Widmung des Übersetzers Michael Haberlandt an Rosa Mayreder.
 

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