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Objekt des Monats April 2022: Wien hat immer Saison

Wien hat immer Saison - Wien erwartet auch Sie ... ÖBB, ca. 1958, P-26114, Wienbibliothek im Rathaus

„Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?
Haben Sie das schon erlebt?
Man sieht zwar nicht, ob die Bäume blüh'n,
welche besonders beliebt.“

(Rainhard Fendrich, 1985)

Das Bild von Wien bei Nacht ruft, je nach Generation oder Musikgeschmack, Erinnerungen an das Lied von Rainhard Fendrich oder Voodoo Jürgens „Wien bei Nacht“ (2016) wach.

Lichter der Großstadt

Bilder von Großstädten bei Nacht zeigen – wie dieses um 1958 – Hochhäuser mit hell erleuchteten Fenstern, Leuchtreklame und –schilder an den Fassaden sowie Lichter der fahrenden Autos und öffentlichen Verkehrsmittel. All das evoziert Bilder von Raketenschweif und Sternenbahnen. Zu Bildern der spezifischen Großstadt werden sie, indem Wahrzeichen der Stadt – hier der Stephansdom und der Ringturm – als Versatzstücke, wenn auch im vorliegenden Fall topografisch nicht korrekt, platziert werden. Zudem nimmt der Entwurf das Motiv der Leuchtschrift auf, um den Namen der Stadt gelb-weiß prominent in Szene zu setzen.

Die Bildgestaltung ist aufwändig und die Komposition einem Gemälde gleich entworfen. Das Bild alleine könnte als Schmuck an der Wand zuhause oder am Arbeitsplatz dienen. Das Plakat soll im besten Sinne ein Flair und ein Gefühl von Großstadt vermitteln und so zur Tourismuswerbung tauglich sein. Als Betrachter*in wird man neugierig (gemacht): Hier kann man was erleben! Schriftzüge wie „Theater“, „Bar“ oder „Espresso“ künden verheißungsvoll vom mondänen Stadt- und aufregendem Nachtleben. Kommen Sie, kommen Sie, schauen Sie sich das an!

Wien erwartet auch Sie

Am unteren Bildrand ist eine grüne Zuggarnitur der Österreichischen Bundesbahnen zu sehen, die für das zweite Werbeziel des Plakats, nämlich die bequeme und sichere Anreise per Bahn, wirbt. Es dürfte sich um einen der Leichtschnellzugwagen der ÖBB handeln, die damals im Einsatz waren. Im Zentrum steht als verbindendes Element der Slogan: „Wien hat immer Saison! Wien erwartet auch Sie!“

Ende der 1950er Jahre hatte sich die wirtschaftliche Lage in Wien soweit konsolidiert, dass die wiedergewonnene Kaufkraft es bereits 95 Prozent der Haushalte ermöglichte ein Radio und ein Bügeleisen zu besitzen. Die individuelle Mobilität war im Vergleich zu heute an ihren Anfängen. 34 Prozent der Haushalte verfügten über ein Fahrrad, zehn Prozent über ein Motorrad und gut zwei Prozent über ein Auto. Das Stadtbild war noch immer von monotonen Grau- und Brauntönen geprägt. Plankenzäune, die vor Baulücken nach Bombentreffern aufgebaut wurden, gehörten ebenso zum Alltagsbild, wie Schutthaufen und einsturzgefährdete Gebäudereste. Doch Reisen wurde wieder möglich und zeugte von der Sucht nach Erlebnis und dem Versuch Versäumtes aufzuholen. Der Inbegriff der Auslandsreise wurde der Aufenthalt in Italien und dem galt es mit Bewerbung der inländischen Ziele entgegen zu halten und eine Alternative zu bieten.

Die Plakatgestaltung stammt aus dem Atelier von Walter Harnisch. Harnisch war von 1957 bis 1975 Konsulent der Österreichischen Verkehrswerbung, die ab 1955 ausschließlich für die Bewerbung von ÖBB und Post zuständig war und bis dahin auch die touristische Bewerbung Österreichs im Ausland verantwortet hatte. Mit dem Monogramm „ET“ signierte Harnischs Mitarbeiter Ernst Trauner. Trauner war circa von 1953 bis 1957 bei Harnisch tätig und hat davor, sowie danach selbständig als Grafiker gearbeitet.

Harnischs Konsulententätigkeit zog keinesfalls einem Exklusivvertrag für sein Atelier oder eine Alleinbeschäftigung als Grafiker nach sich. Unter den Grafiker*innen der 1950er und 1960er Jahren, die für die Österreichische Verkehrswerbung tätig waren, finden sich so klingende Namen wie Paul Aigner, Hermann Kosel, Andreas Hemberger, Otto Stefferl (alleine und mit Hansjörg Swetina als Teil des Ateliers "Das Kleeblatt"), das Atelier Koszler und das Atelier Kral / Johannes Kral.

Weitere Plakate mit dem selben Slogan

          
Kulturamt (1970)          /          Österreichische Bundesbahnen (1973)

Link in den Katalog

Archiv der Objekte des Monats 2022