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Objekt des Monats Jänner 2019: Theuerdank - Zum 500. Todestag von Kaiser Maximilian I.

Kap. 36: Wie Unfalo Tewrdannckh in ein Andre geferlichait füret vnnder ein Schne leen / In Hall in Tirol gehen drei große Lawinen in Theuerdanks Nähe ab. Ill.: Hans Burgkmair. In: "...Tewrdannckhs", Augspurg 1519, WBR, D-243890.

Vor 500 Jahren, am 12. Jänner 1519, starb der knapp sechzigjährige Kaiser Maximilian I. Sein Image bei den Nachgeborenen, sein "gedechtnus", war Maximilian ein wirkliches Anliegen, sollten hier ja seine historischen Leistungen für die Nachwelt festgehalten werden. Als Herrscher, der an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit stand, war sich Maximilian auch der Bedeutung des neuen Mediums Buchdruck für Repräsentationszwecke bewusst, wovon unser Objekt des Monats Jänner Zeugnis ablegt.

Versepos "Theuerdank"

Anders als das autobiografische Opus "Weißkunig" und das Turnierbuch "Freydal" wurde das Versepos "Die geuerlicheiten [= Gefährlichkeit] vnd einsteils der geschichten des loblichen streytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters herr Tewrdannckhs", kurz "Theuerdank", noch zu Lebzeiten des Herrschers vollendet. Dieses an der Form der spätmittelalterlichen Heldenbücher orientierte Werk erzählt in 118 Kapiteln die Brautfahrt des Titelhelden zu Fräulein Ernreich, wobei der Ritter die verschiedensten Gefahren zu bestehen hat. Jedes dieser Abenteuer wird von einem Holzstich illustriert, die fast alle den drei Hauptmeistern Leonhard Beck, Hans Burgkmair und Hans Schäufelein zugeordnet wurden. Die Schrift, die der Augsburger Drucker Johann Schönsperger verwendet hat, ahmt die hochmittelalterliche Kalligrafie nach und ist als "Theuerdank-Fraktur" in die Druckgeschichte eingegangen.

Das Konzept stammt vom Maximilian selbst, redaktionell wurde der Stoff unter anderem von seinen Sekretären Marx Treitzsauerwein und Melchior Pfintzing bearbeitet. Der Letztgenannte war es auch, der in einer beigebundenen Clavis (Schlüssel) die realen Personen, die hinter den "erdachten namen" – wenn auch nur in Initialen, die für gebildete Zeitgenossen jedoch leicht aufzulösen waren – nennt: Der Held Theuerdank, dessen Name mit der "Großgesinnte" bzw. der "edel Denkende" übersetzt wird, repräsentiert den Kaiser selbst, Fräulein Ernreich ("Ehrenreich") steht für Maria von Burgund, Maximilians erste Frau,  und deren Vater, Karl der Kühne, tritt als Romreich ("Ruhmreich") in Erscheinung.

Auch die historischen Ereignisse, die vielen Abenteuern zugrunde liegen, werden im Anhang aufgelöst. Der Theuerdank gilt damit als der erste Schlüsselroman der deutschen Literaturgeschichte.

Verbreitung

Der Adressatenkreis dieses Werkes war ein kleiner, exklusiver: von der ersten Auflage 1517 druckte der Hofbuchdrucker Hans Schönsperger 40 Exemplare auf Pergament und 300 auf Papier. Maximilian soll in seinem Tross stets auch einen Sarg mitgeführt haben, in dem einige Exemplare des "Theuerdanks" lagen. Zu seinen Lebzeiten kamen die Drucke nicht in Umlauf. Erst nach dem Tod des Kaisers, aber noch bevor die Drucke von 1517 verteilt worden waren, druckte Schönsperger eine Neuauflage für den Handel.

"Theuerdank" in der Wienbibliothek

1999 hat die Wienbibliothek (damals noch die Wiener Stadt- und Landesbibliothek) ein Exemplar des Theuerdanks im Antiquariatshandel erworben. Es trägt den Erscheinungsvermerk "Gedruckt in der Kayserlichen Stat Augspurg durch den Eltern Hansen Schönsperger im Jar Tausent fünffhundert vnd im Neunczehenden", doch weist es auch Merkmale der ersten Ausgabe von 1517– wie etwa orthografische Abweichungen im Titel – auf. Das "Verzeichnis der Drucke des 16. Jahrhunderts" (VD 16) kennt kein identes Exemplar.

Unser Objekt des Monats zeigt den Beginn des 36. Abenteuers. Der Held wird von seinem Begleiter, dem allegorischen Unfalo, überredet, auf der Jagd in ein verschneites Tal zu reiten, wo ein Knecht Unfalos riesige Schneebälle von den Bergen auf Theuerdank wirft. Nach Melchior Pfintzings Clavis spielt diese Episode auf drei Schneelawinen im Inntal nahe Hall an.

Auf dem Stich von Hans Burgkmair sieht man neben dem Titelhelden und Unfalo am linken Bildrand Theuerdanks treuen Begleiter Ehrenhold. Auf allen Darstellungen ist letzterer leicht am Glücksrand der Fortuna, das er am Umhang trägt, zu erkennen.

Quellen

  • Stephan Füssel: Der Theuerdank von 1517. Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit. Eine kulturhistorische Einführung. Köln [u. a.]: Taschen, 2003.
  • Manfred Hollegger: Maximilian I. (1459 – 1519). Herrscher und Mensch der Zeitenwende. Stuttgart: W. Kohlhammer, 2005.
  • Maximilian I.: Theuerdank 1517. Mit einem Nachwort von Horst Appuhn. Dortmund: Harenberg, 1979.
  • Jan-Dirk Müller / Hans-Joachim Ziegeler: Maximilians Ruhmeswerk. Künste und Wissenschaften im Umkreis Kaiser Maximilians. Berlin / Boston: Walter de Gruyter, 2015.
  • Hermann Wiesflecker: Maximilian I. Die Fundamente des habsburgischen Weltreiches. Wien: Verlag für Geschichte und Politik / München: R. Oldenburg Verlag, 1991.
Kap. 42: Ein gross geferlichait dem hochberümbten Tewrdannck im Stifft von Vtrich mit zweyen Lewen / Theuerdank drängt in einem Utrechter Kloster zwei Löwen in ihren Käfig zurück. Ill.: Hans Schäufelein. In: "...Tewrdannckhs", Augspurg 1519, WBR, D-243890
Kap. 52: Wie Tewrdannck aus Unfalo anschickung das wetter erschlagen haben solt / Theuerdank wäre beinahe von drei Blitzen im "Inthal zu Steyr" erschlagen worden. Ill.: Leonhard Beck. In: "...Tewrdannckhs", Augspurg 1519, WBR, D-243890.
Kap. 72: Abermalen leyd der Edel Tewrdannckh ein grosse wassernot durch einen graussamen sturm windt / Vor Seeland gerät der Held in Seenot. Ill.: Hans Schäufelein. In: "...Tewrdannckhs", Augspurg 1519, WBR, D-243890.
Kap. 77: Wie der Tewrlich Held Tewrdanck eins sorglichen Kampff tet vnd den gewan / Theuerdank gewinnt einen Turnierkampf gegen einen 'hochberühmten' Ritter. Ill.: Leonhard Beck. In:"...Tewrdannckhs", Augspurg 1519, WBR, D-243890.