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"Für Paul Celan" - neue Widmungsexemplare in der Wienbibliothek

Das neuerworbene Konvolut umfasst sieben Bücher mit Widmungen aus der Zeit zwischen 1908 und 1959. Drei der gewidmeten Bücher stammen von Franz Theodor Csokor (1885-1969) - unter anderem an seinen Schulfreund, den Burgschauspieler Raoul Aslan. Felix Braun (1885-1973) wiederum widmete 1959 der Schriftstellerin Emma Urban-Reininghaus ein Exemplar seiner Essaysammlung "Die Eisblume", in den familiären Bereich weisen die Weihnachts- bzw. Nikologeschenke Richard von Schaukals (1874-1942), die dieser seiner Frau Fanny und seinem Sohn Okl (dem Maler Wolfgang Schaukal) mit Kurzgedichten aus eigener Feder widmete. Letztere ergänzen die Schaukal-Sammlung aus dem Nachlass Josef Johann Horschiks, die erst jüngst von der Bibliothek erworben werden konnte.

Besonders hervorzuheben ist aber Werner Riemerschmids Zueignung vom 14. April 1948 an den Dichter Paul Celan (1920-1970), der wenig später durch sein Gedicht "Todesfuge" Weltruhm erlangen sollte. Der Schriftsteller Werner Riemerschmid (1895-1967) gibt in der Widmung seiner Hoffnung auf einen "hoffentlich immer noch herzlicher" werdenden Kontakt Ausdruck. Welcher Art dieser Kontakt gewesen sein mochte, lässt sich nicht sagen, jedenfalls trennten die beiden Autoren ideologisch Welten: Riemerschmid hatte sich nach dem Anschluss Österreichs durch einen Beitrag im "Bekenntnisbuch österreichischer Dichter" für die nationalsozialistische Sache exponiert, galt aber offenbar nicht als belastet genug, um nicht nach 1945 beim wiedererstandenen österreichischen Rundfunk als Regisseur wieder aufgenommen zu werden. Celan wiederum litt sein Leben lang unter den Folgen der Shoa, die auch seine Eltern das Leben gekostet hatte. Er befand sich im Nachkriegs-Wien gleichsam nur auf der Durchreise: genau für diese kurze Wiener Zeit in der Biographie Paul Celans ist das neue Widmungsexemplar der Wienbibliothek ein interessantes Dokument.

Archiv der Neuerwerbungen 2010