
10 JAHRE WIEN GESCHICHTE WIKI
Presseinformation 23.10.2024
Das Gedächtnis der Stadt und das Wissen der Vielen. Eine Einladung zum Mitmachen
Das Wien Geschichte Wiki sammelt als historische Wissensplattform seit 10 Jahren das Wissen der Stadt und macht es für alle zugänglich. Als Mitmachportal führt es das Wissen der interessierten Öffentlichkeit mit dem von Expert:innen aus verschiedenen Forschungsbereichen zusammen. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv und die Wienbibliothek im Rathaus, Träger des Wien Geschichte Wiki, laden zum Jubiläum des weltweit größten Stadt(geschichts)wikis zu einem Fest.
„Digitale Lexika wie das Wien Geschichte Wiki verbinden das Wissen der Vielen mit den technologischen Möglichkeiten unserer Gegenwart. Gerade in Zeiten von ‚alternative facts‘ sind sie die Basis, um kritisches Denken mit überprüfbarem Wissen zu unterstützen und unsere Demokratie zu stärken“, zeigt sich Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler überzeugt.
Das größte Stadt(geschichts)wiki der Welt
Am 11. September 2014 ging das Wien Geschichte Wiki mit ca. 27.500 Beiträgen online und war vom Start weg das größte Stadt(geschichts)wiki der Welt. Die Grundlage bildete das „Historische Lexikon Wien“ des früheren Archivdirektors Felix Czeike. Heute umfasst das Wiki über 50.000 Beiträge, verfügt über mehr als 17.500 Abbildungen und wird monatlich durchschnittlich von ca. 300.000 Personen genutzt.
„Wir freuen uns, dass dieses digitale Wissensuniversum und die Wien Geschichte Wiki-Community täglich wächst – alle sind herzlich eingeladen, das Gedächtnis der Stadt nicht nur zu nutzen, sondern es auch selbst mitzugestalten. Mit dem Wiki gestalten wir den digitalen Wissensraum partizipativ und nehmen damit die Rolle der Bibliothek als Garant für eine gleichberechtigende Basis der Gesellschaft neu ein“, unterstreicht Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger.
„Originalquellen aus Archiven, Bibliotheken und Museen bilden das Fundament des Wien Geschichte Wikis“, erläutert Brigitte Rigele, Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs. „Über das Wiki ermöglichen wir einen niederschwelligen Zugang zu historischen Informationen, in verständlicher Form aufbereitet und frei verfügbar. Gleichzeitig betreiben und fördern wir damit moderne Stadtgeschichtsforschung, um so das historische Wissen über unsere Stadt immer weiter zu vergrößern.“
Das Wien Geschichte Wiki ist ein semantisches Wiki, was bedeutet, dass es neben informativen Texten auch systematisch Daten zu Bauwerken, Personen, topografischen Objekten, Organisationen und mehr erfasst und miteinander verbindet. Diese Daten werden als Open Government Data (OGD) zur Verfügung gestellt und können für Abfragen genutzt werden. Darüber hinaus bietet das Wien Geschichte Wiki digitalisierte Bilder und Filme, interaktive Karten, semantische Abfragen, Portale, Themenschwerpunkte und Recherchetools an.
Aus dem Themenschwerpunkt „Die Wiener Wasserversorgung: Vom Hausbrunnen zur Hochquellenleitung“ des Wiener Stadt-und Landesarchivs: Pläne für das Projekt einer neuen Wasserleitung der Stadt Wien; aus dem Wiener Neustädter Schifffahrtskanal (1864) sowie der Donnerbrunnen am Neuen Markt (1980, Fotograf: Hans Matz). © Wiener Stadt- und Landesarchiv
Digitales Universum
Das Wien Geschichte Wiki schafft einen Mehrwert, indem es auf Materialen – digital oder analog – des Wiener Stadt- und Landesarchivs (MA 8), der Wienbibliothek im Rathaus (MA 9), des Wien Museums und weiterer Archive und Sammlungen verweist. „Diese Verlinkungen zu den Originalquellen und Datenbanken machen das Wien Geschichte Wiki zum zentralen Ort der Verknüpfung von Wissen. Es erschafft ein Netzwerk an Möglichkeiten, den Geschichten der Stadt auf die Spuren zu kommen“, so Christoph Sonnlechner, Leiter des Wien Geschichte Wiki-Teams des Wiener Stadt-und Landesarchivs.
Das Wien Geschichte Wiki ist dadurch heute weit mehr als ein digitalisiertes Lexikon – es hat sich zu einem vielfältigen digitalen Universum entwickelt, in dem man hochvernetzte Zeitschichten des historischen Stadtwissens erforschen kann. In zumeist anlassbezogenen „Themenschwerpunkten“ werden einzelne Aspekte der Wiener Stadtgeschichte als ansprechende Einstiege in die Welten der Stadt aufbereitet. Dazu werden Texte verfasst, Objekte digitalisiert und online gestellt, interaktive Karten erstellt und begleitende Vorträge angeboten.
So findet man etwa unter dem Themenschwerpunkt „Die Wiener Wasserversorgung: Vom Hausbrunnen zur Hochquellenleitung“ des Wiener Stadt-und Landesarchivs einen Gesamtüberblick über alle historischen Wasserleitungen Wiens und ihre Auslaufbrunnen. Neben den bereits bekannten treibenden Kräften aus dem Entstehungszusammenhang der Ersten Hochquellenleitung werden erstmals auch weniger bekannte Personen und ihre Verdienste um das überaus bedeutende Infrastrukturprojekt der Stadt biografisch dargestellt. Eine interaktive Karte bietet einen schnellen Überblick über den Verlauf der wichtigsten Wasserleitungen, während ein eigenes Wasserversorgungs-Portal im Wiki alle Informationen rund um das Thema zusammenbindet.
Highlights
Als eines der ersten Projekte wurden die im „Historischen Lexikon Wien“ enthaltenen Straßennamen mit Stand 2004 vom Wiener Stadt- und Landesarchiv um fehlende aktuelle und historische Straßennamen ergänzt und als „Lexikon der Straßennamen“ ins Wien Geschichte Wiki integriert. 2017 konnte zudem eine Häusergeschichte des 1. Bezirks präsentiert werden, die die Häusergeschichte von über 1.000 Gebäuden in Wiens Innenstadt online abrufbar macht.
Ganz analog bietet die Wienbibliothek im Rathaus seit 2022 kostenlose „Wien Geschichte Wiki-Walks“ an, um Wien entlang des im Wien GeschichteWiki versammelten Wissens zu erkunden. Thematische Spaziergänge wie „Wege der Frauen an der Ringstraße“ widmen sich dem Phänomen, dass sich die Spuren von bekannten und (heute) weniger bekannten Frauen viel seltener im Gedächtnis der Stadt eingeschrieben haben, als jene von Männern. Eine verstärkte Sichtbarmachung von Frauen im Wien Geschichte Wiki soll diese historisch gewachsene Schieflage ausgleichen.
Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000) Der Eintrag zur Architektin und Widerstandskämpferin zeigt, dass das Wien Geschichte Wiki ein Ort der Verknüpfung von unterschiedlichen Quellen ist, u. a. den Beständen der Wienbibliothek im Rathaus, der Digitalen Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus, des Wiener Stadt- und Landesarchivs, des Wien Museums und der Österreichischen Mediathek. © Franz Pfemfert
2018 wurde die Kategorie „Erinnern“ präsentiert, die an Personen und Begebenheiten, wie zum Beispiel die Opfer der politischen Gewalt von Austrofaschismus und Nationalsozialismus, erinnert. Es handelt sich um die Dokumentation von Erinnerungszeichen, also Denkmäler und Gedenktafeln. Die Grundlage dafür stammt aus dem an der Universität Wien durchgeführten Forschungsprojekt „POREM – Politics of Remembrance and the Transition of Public Spaces. A Political and Social Analysis of Vienna“. Von dieser Basis ausgehend soll weiter zur Erinnerungskultur Wiens geforscht werden, wozu der aktuelle Projekt-Call „Zeitgemäße Formen des Erinnerns“ der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) aufruft.
Das Wien Geschichte Wiki wird auch vielfach mit Ausstellungen und anderen aktuellen Auseinandersetzungen verknüpft: So führt es beispielsweise zur Webausstellung „Die Zerstörung der Demokratie. Österreich, März 1933 bis Februar 1934“, die auf der gleichnamigen Ausstellung in der Wienbibliothek im Rathaus basiert. Sie bietet mit historischem Bildmaterial, Biografien der Protagonist:innen und Dokumenten eine minutiöse Auseinandersetzung und zeigt, dass die Umwandlung Österreichs in einen autoritären Staat mit faschistischem Zuschnitt keineswegs plötzlich kam.
Marianne Bendl (1857–1904), war Unternehmerin, Erfinderin
des Busenschützers und Mitglied der Pariser Erfinder-Akademie. Der Eintrag zu ihrer Person wurde basierend auf neueren Forschungen von einer Userin angelegt.
Die digitale Aufbereitung von Wissen macht historische Zusammenhänge und Netzwerke oft ganz neu sichtbar. „Es darf nicht nur um ohnehin bekannte, prominente Einzelpersonen gehen, sondern darum, eine sehr diverse Wiener Gesellschaft zu verschiedenen Zeiten nachvollziehbar zu machen und dabei auch vergessenen Lebensgeschichten der Stadt nachzugehen und diese in Verbindung zu setzen“, betont Katharina Prager, Leiterin des Wien Geschichte Wiki-Teams der Wienbibliothek im Rathaus. „Dazu brauchen wir die Unterstützung einer lebendigen und aktiven Wiki-Community, die ihr Wissen aus unterschiedlichsten Bereichen teilt.“
Das Sichtbarmachen vergessener Netzwerke ist auch ein Fokus des umfangreichen Themenportals zu Karl Kraus anlässlich seines 150. Geburtstages 2024. Hier wurde ein partizipativer, internationaler Diskurs zu Leben und Wirken des Sprach- und Kulturkritikers, Satirikers, Publizisten und Schriftstellers eröffnet. „Das Portal zu Karl Kraus im Wien Geschichte Wiki schreibt sein Leben, sein Wirken und seine Netzwerke in die Geschichte Wiens ein und bringt neue Entdeckungen der Kraus-Forschung einer breiten Öffentlichkeit nahe. Zudem wurden berufliche und persönliche Beziehungen systematisch ausgearbeitet, was spannende neue Erkenntnisse brachte“, erläutert Prager.
Verortungen
Ein Meilenstein für die Nutzung des Wien Geschichte Wikis war die Etablierung eines Kartenportals, das wichtige Karten und Pläne zur Wiener Stadtgeschichte beschreibt und auch über das Wiener Archivinformationssystem WAIS digital in hoher Auflösung zur Verfügung stellt. Es interagiert zudem mit dem GIS-(Kultur-)Portal der Stadt Wien, das eine Auswahl von Karten georeferenziert anbietet. Aus der Semantik des Wikis wurden im Laufe von 10 Jahren diverse interaktive Karten generiert, etwa zu Schäden im Zuge der Revolution 1848, von Grenzsteinen im Wiener Raum oder zum Standort von historischen und noch existierenden Brauereien. Die Markierungspunkte auf den Karten ermöglichen den Zugang zu detaillierteren Informationen.
Ein institutionell breit aufgestellter Wissensort
Als Träger des Wien Geschichte Wiki fungieren das Wiener Stadt- und Landesarchiv und die Wienbibliothek im Rathaus. Kooperationen bestehen unter anderem mit dem Wien Museum, der Stadtarchäologie Wien und Wien Kultur. Das Wiki wurde vom KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung digital umgesetzt. Gehostet wird es von der MA 01 – Wien Digital.
Weitere Informationen hier.
VERANSTALTUNGSHINWEISE
Fest: Wien Geschichte Wiki – 10 Jahre digitale Stadtgeschichte
Mittwoch, 6. November 2024, 17.00 Uhr
Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien
Mehr Information und Anmeldung hier
Konferenz: MediaWiki Users and Developers Conference
Montag, 4. bis Mittwoch, 6. November 2024
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gasometer D, Guglgasse 14, 1110 Wien
Mehr Informationen hier
EINLADUNG ZUM MITMACHEN!
Das Wien Geschichte Wiki basiert auf dem Mitmachprinzip und lebt vom Wissen der Vielen. Bringen auch Sie Ihre Expertise ein!
Notwendig ist dafür lediglich eine einmalige Registrierung oder ID Austria.
Mehr Information hier
RÜCKFRAGEHINWEIS:
Wienbibliothek im Rathaus | Presse
Mag. Valerie Besl
vielseitig ||| kommunikation
m: +43 664 8339266
valerie.besl@vielseitig.co.at
www.wienbibliothek.at
Wiener Stadt- und Landesarchiv | Presse
Magistratsabteilung 8
Mag. Hannes Tauber, MA
t: +43 1 4000 84839
hannes.tauber@wien.gv.at
www.wien.gv.at/kultur/archiv/
> Hier können Sie die Presseinformationen als pdf downloaden.

