Am Mittwoch, 20. März, ist die Benützung unserer Bestände nur bis 16 Uhr möglich. Der Lese- und Lernbereich ist bis 19 Uhr geöffnet.

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Unsere Aktivitäten

Die 1999 begonnenen Arbeiten zur Provenienzforschung und Restitution konzentrierten sich in den ersten Jahren ausschließlich auf direkt von jüdischen Eigentümer*innen erworbene Objekte sowie auf die Übernahme von beschlagnahmten Objekten und die mangelhafte Restitution von entzogenem Eigentum nach 1945. Im Kontakt mit anderen Bibliotheken und im internationalen Erfahrungsaustausch zur Provenienzforschung wurde aber bald klar, dass es Fälle geben könnte, die durch diese Recherche nicht erfasst werden. Die Wienbibliothek im Rathaus hat daher versucht, die Spuren von „herrenlosem Gut“, das nicht über die üblichen Erwerbungsvorgänge in ihren Bestand kam, zu sichern. Drittens konzentrierten sich die Recherchen in den letzten Jahren auf die indirekte Erwerbung von Bibliotheksbeständen, die während der NS-Herrschaft geraubt worden und über Umwege in die Bibliothek gelangt waren. Dabei geht es um Spuren eines möglichen Raubs in „gutgläubig“ erworbenen Werken.

Die Aktivitäten der Wienbibliothek im Rathaus in den Bereichen Provenienzforschung und Restitution umfassen Personenrecherchen im In- und Ausland, die Erstellung von Berichten an die Wiener Rückstellungskommission sowie an Dienststellen des Magistrats. Auch die Kontaktaufnahme mit den Erb*innen, die Koordination des Übergabeprozesses und die Auskunft zu Anfragen magistratsinterner Stellen und externer Personen gehören zu den Aufgaben unserer Mitarbeiter*innen.

Ausgehend von den Inventarverzeichnissen bzw. Zugangsprotokollen aus der Zeit von März 1938 bis Ende 1946, wurden in der Musiksammlung sowie der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus alle Erwerbungen näher untersucht. In der Druckschriftensammlung erfassten wir aufgrund der hohen Zahl an Inventarnummern für diese Phase nur Erwerbungen von Privatpersonen, öffentlichen Stellen sowie aus dem Dorotheum.

Auf diese Art und Weise wurden in der Wienbibliothek im Rathaus 865 Erwerbungsvorgänge (die jeweils ein Objekt bis Tausende Objekte umfassen können) untersucht. Davon wurden 795 als „unbedenklich“ und 17 als „bedenklich“ eingestuft.

Mehr als 2.800 inventarisierte Objekte und 24 vorher nicht erschlossene Kartons konnten bislang an die Eigentümer*innen restituiert werden, wobei der überwiegende Teil wieder angekauft oder der Bibliothek zum Geschenk gemacht wurde.

Dem Nationalfonds übergeben werden 21 Objekte, die von der VUGESTA (anonymes jüdisches Vermögen) angekauft wurden.

371 Objekte aus 64 Erwerbungsvorgängen sind mangels ausreichender Unterlagen nicht eindeutig einzuschätzen. Deren Datensätze werden deshalb (ohne Präjudiz auf Restitutionswürdigkeit) dem Internet-Portal des Nationalfonds (www.kunstrestitution.at) übermittelt.

„Herrenloses Gut“

Ergänzend dazu hat die Wienbibliothek im Rathaus versucht, die Spuren von „herrenlosem Gut“, das nicht über die üblichen Erwerbungsvorgänge in ihren Bestand kam, zu sichern. Dafür wurden alle Akten der Bibliothek im Zeitraum von 1938 bis 1950 durchgesehen, die nicht unmittelbar in Zusammenhang mit Erwerbungen standen – diese waren bereits ab 1999 gesichtet worden. Auf diese Weise sollten Hinweise auf möglicherweise „bedenkliche“ Bestände aufgespürt werden. Dabei stießen wir auf zwei neue Fälle, die erst viel später in den Inventaren auftauchen.

  • Bibliothek und Sammlung Michael Holzmann: Die Sammlung umfasst mehr als 200 Druckschriften, vor allem literaturgeschichtliche, biografische und bibliografische Werke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hinzu kommen ca. 200 Autografen sowie eine halbe Archivbox nicht detailliert erschlossenen Inhalts mit Korrespondenzen, Stammbuchblättern, eigenen Entwürfen, Lebensdokumenten und Manuskripten.
  • Sammlung Helene und Elise Richter: 1.866 Objekte, bestehend aus der persönlichen Korrespondenz der Schwestern, Notizkalendern und Tagebüchern sowie Lebensdokumenten.

Da die Erb*innensuche in beiden Fällen bisher erfolglos verlief, wurden Informationen über die Objekte dieser Sammlungen dem Nationalfonds für die Kunst-Datenbank www.kunstrestitution.at übermittelt.

Vorbesitzer*innenvermerke

Im Rahmen einer Teilrevision der Bestände wurden ab 2003 sämtliche Bände, die in den Jahren 1938 bis 1946 inventarisiert worden waren, auf allfällige Provenienzspuren (Exlibris, Sammlervermerke, handschriftliche Vermerke wie Widmungen) untersucht, im Katalog der Druckschriftensammlung eingetragen und auf diese Weise online verfügbar gemacht. Insgesamt unterzogen wir rund 40.000 Bände einer Revision. In rund 11.000 Bänden wurde ein Vorbesitzervermerk gefunden, jedoch handelt es sich dabei zum überwiegenden Teil um Bestände der riesigen „Sammlung Portheim“, der 1937 erworbenen Bibliothek des Privatgelehrten Max von Portheim. Auch andere unbedenkliche (auch von der Bibliothek selbst angefertigte) Sammlungsvermerke konnten registriert werden.

> Hier finden Sie eine Liste aller Vorbesitzer*innenvermerke.

Berichte

Die Stadträtin für Kultur und Wissenschaft berichtet jedes Jahr an den Wiener Gemeinderat über die Restitutionsaktivitäten der Wienbibliothek im Rathaus und des Wien Museums. Diese Restitutionsberichte sind hier zu finden.

Kontakt

Forschung und Partizipation
Mag. Christian Mertens
Tel.: +43 1 4000 84978
E-Mail: christian.mertens@wienbibliothek.at