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Geschichte der Wienbibliothek im Rathaus

Schon seit dem späten Mittelalter gab es eine Bibliothek der Stadt Wien. Die früheste Erwähnung einer Bibliothek im Alten Rathaus stammt aus dem Jahr 1466: Eine Kammeramtsrechnung verzeichnete damals die Reparatur eines Schlosses „in der librej“.

1632 wurde die bedeutende Bibliothek der Bürgerschule (Domschule) zu Sankt Stephan mit ihren wertvollen Beständen – darunter die Privatbibliothek des ehemaligen Direktors der Schule, des Humanisten, Mediziners, Astronomen und Philosophen Georg Ratzenberger (Rektor von 1503 bis 1537) – ins Alte Rathaus transferiert und mit der Stadtbibliothek vereinigt. Der bis dahin gesammelte Bestand der Bibliothek im Rathaus umfasste vor allem Verwaltungsschriftgut (Handwerks-, Markt-, Polizei-, Infektions- und Steuerordnungen) sowie historische Werke, die im Auftrag des Magistrats verfasst worden waren.

Im April 1856 beschloss der Wiener Gemeinderat unter Bürgermeister Johann Kaspar Freiherr von Seiller die Errichtung „einer wohl eingerichteten Communal-Bibliothek“. Was anfangs nur als Verwaltungsbibliothek für den Amtsgebrauch gedacht war, entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte bis heute zu einer der wichtigsten wissenschaftlichen Bibliotheken mit Wien-Bezug. Sie kann nicht nur einzigartige Viennensia und Austriaca, sondern auch umfangreiche Nachlässe vieler Persönlichkeiten vorweisen.

1889 – nur drei Jahre nach der Übersiedlung ins Neue Rathaus – erfolgte per Gemeinderatsbeschluss eine einschneidende Organisationsänderung: Das mit der Bibliothek vereinigte Stadtarchiv (heute Wiener Stadt- und Landesarchiv) wurde als eigene Abteilung ausgegliedert. Gleichzeitig schloss man die Bibliothek mit dem 1887 gegründeten Historischen Museum der Stadt Wien (heute Wien Museum) zu den „Städtischen Sammlungen“ zusammen. In weiterer Folge entwickelte sich die Stadtbibliothek von einer Amtsbibliothek zu einer wissenschaftlichen Einrichtung. Diese beschäftigte sich mit der Erforschung und Dokumentation der Geschichte Wiens. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhren die Sammlungen und Buchbestände durch den Erwerb zahlreicher Nachlässe und Vermächtnisse von Personen aus dem öffentlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Leben einen bedeutenden Zuwachs. 1905 wurden die Handschriften- sowie die Musiksammlung als eigenständige Organisationseinheiten der Bibliothek begründet. 1923 kam die Plakatsammlung und 1930 die Dokumentation hinzu.

Im Jahr 1939 erfolgte die organisatorische Trennung der „Städtischen Sammlungen“ in Museum und Stadtbibliothek. Seit 1977 führte die Bibliothek die Bezeichnung „Wiener Stadt- und Landesbibliothek“, 2006 wurde sie in „Wienbibliothek“ mit dem Zusatz „im Rathaus“ umbenannt. Die in der Musiksammlung aufbewahrten Schubert-Bestände der Bibliothek (350 Schubert-Autografe) fanden 2001 Aufnahme in das „Memory of the World“-Register der UNESCO.

Die Wienbibliothek im Rathaus zählt heute – neben der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek Wien – zu den drei größten wissenschaftlichen Bibliotheken Wiens. Neben der Druckschriftensammlung mit rund 750.000 Bänden besitzt sie rund 1600 Nachlässe, etwa 250.000 katalogisierte Einzelautografen (Handschriftensammlung), knapp 120.000 Musikhandschriften und -drucke und ca. 450.000 Plakate. Damit ist sie die erste Adresse für Forschende und Studierende zu wienspezifischen Themen.