Filmische Stadtansichten – das Wiener Rathaus zwischen Dokumentation und Inszenierung

Begrüßung: 
Suzie Wong 
Wienbibliothek 

Screening: 
Günter Krenn
Österreichisches Filmmuseum   
Paolo Caneppele
Österreichisches Filmmuseum 

Das Wiener Rathaus übernimmt in Filmproduktionen eine markante Doppelrolle: Es ist zugleich ikonisches Wahrzeichen der Stadt und atmosphärisch dichtes Setting, das Geschichten visuell wie emotional bereichert. Die neogotische Architektur mit ihren filigranen Türmchen, den hohen Arkaden und dem imposanten Mittelturm verleiht vielen Szenen einen Hauch historischer Erhabenheit. 

Selbst der Rathausmann verlässt in manchen Produktionen seine luftige Höhe, um als Protagonist ins Geschehen einzugreifen. Besonders gefragt ist das Rathaus, wenn Filme Wien als elegante, kulturell reiche Metropole zeigen oder in die angeblich „gute alte Zeit“ zurückführen möchten. Mitunter doubelt seine Silhouette sogar Weltstädte wie Paris. Eine ideale Kulisse also im Geiste des Historismus, der ja auch nur so tut, als wäre er das Original und im Grunde als das 19.-Jahrhundert-Pendant zu einem überzeugenden Filmfake angesehen werden kann. 

In zahlreichen Amateurfilmen bildet der weitläufige Rathausplatz die Bühne für feierliche Anlässe, politische Inszenierungen oder winterliche Szenerien rund um den beliebten Christkindlmarkt. Dank seines unverwechselbaren Erscheinungsbilds ist das Rathaus sofort erkennbar und vermittelt zugleich Tradition und urbane Lebensfreude.

Filmemacher*innen nutzen das Gebäude jedoch nicht nur als Kulisse: Oft wird das Rathaus selbst zum erzählerischen Element – etwa in historischen Dramen als Sitz städtischer Entscheidungsträger oder in modernen Filmen als symbolischer Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So entsteht ein Zusammenspiel aus Architektur, Atmosphäre und Storytelling, das dem Wiener Rathaus eine eigene, beinahe filmische Persönlichkeit verleiht.