
Vom Lesen und Schreibenlernen in der Migrationsgesellschaft und im Zeitalter der Digitalisierung
Ort und Zeit
29. September 2016, 19 Uhr
Lesesaal der Wienbibliothek
Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse, 1. Stock, 1010 Wien
Zugang baustellenbedingt über Stiege 8!
Programm
Begrüßung: Sylvia Mattl-Wurm, Direktorin Wienbibliothek im Rathaus
Podiumsdiskussion mit:
- Susanne Göd, Schulleiterin Kinderinsel an der Wasserwelt, Öffentliche Volksschule
- Heide Lex-Nalis, Sprecherin der Plattform EduCare
- Hilda Swiczinsky, ehem. Hausobfrau Kinderhaus Hofmühlgasse
- Jürgen Czernohorszky, Amtsführender Präsident des Wiener Stadtschulrates
- Stefan Thomas Hopmann, Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien
- Josef Reichmayr, Schulleiter, Integrative Lernwerkstatt Brigittenau
Moderation: Heidi Schrodt, Vorsitzende der Bildungsinitiative BildungGrenzenlos
Anschließend Brot & Wein und Besuch der Ausstellung "Tafelkratzer, Tintenpatzer. Schulgeschichten aus Wien" mit Mag. Reinhard Buchberger, Kurator Wienbibliothek
Zur Ausstellung
Tafelkratzer, Tintenpatzer
"Erste Klasse: Tafelkratzer, zweite Klasse: Tintenpatzer..." – so beginnt ein traditionelles österreichisches Volksschülergedicht. Es steht stellvertretend für den Beginn eines neuen Abschnitts im Leben des Kindes: den Eintritt in die Schule, die mit ihren Ritualen, ihrer Disziplin und den jährlichen Bewertungsmechanismen den "Ernst des Lebens" einläutet. Erstmals treten damit auch jene drei Kulturtechniken ins Kinderleben, die seit jeher den Kern der Bildung ausmachen: das Rechnen, Schreiben und Lesen. In Anbetracht der kulturellen Bedeutung von Schriftlichkeit ist die Leistung der "Taferlklassler" kaum zu über schätzen: Volksschule – bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Österreich unter dem Namen "Trivialschule" bekannt – ist alles andere als eine triviale Sache!
Mit Fibeln und Schulbüchern durch die Jahrhunderte
Wie jedes Schulkind weiß, hat Maria Theresia die Schulpflicht in Österreich eingeführt. Mit der von ihr erlassenen "Allgemeinen Schulordnung" (1774) beginnt aber nicht nur die Geschichte der Pflichtschule mit all ihren Licht- und Schattenseiten, sondern auch eine Tradition heimischer Schulbücher und Lesefibeln, die das ambivalente Bild der Primarschulbildung nachzeichnen: an den ausgestellten Büchern, die von der Barockzeit bis zur Gegenwart reichen, ist sowohl der ausgeprägte Traditionalismus, als auch das bunte Spektrum der verschiedensten Lernmethoden und pädagogischen Konzepte bemerkenswert.
Schulgeschichten aus Wien
erzählen auch diesmal die vielfältigen Bestände der Wienbibliothek und werfen interessante Fragen auf: Welche Schule besuchte Franz Grillparzer, wie waren seine Noten? Wie kommt der Hahn auf’s ABC und inwiefern war Johann Nestroy ein "schlimmer Bub"? Was hat Franz Schubert mit Kopfrechnen zu tun? Worin besteht der Unterschied zwischen "katholischen" und "israelitischen" Fibeln, und wie lernten gekrönte Häupter lesen? Wer verpasste Eugenie Schwarzwald auf der Weihnachtsfeier? Wie gelangte Maria Montessoris Glockenspiel nach Wien, welche Rolle spielte das "Pädagogische Institut" in der Schulreform? Wie verlief der Schulalltag in den beiden Weltkriegen? Und schließlich: Wann und warum tauchten eigentlich Schultüten in Wien auf?