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Lebende Kriegsdenkmäler. Gesichter des Ersten Weltkriegs

Im Zahnmuseum werden auch Gipsbüsten und Moulagen typischer Verwundungen aus dem Ersten Weltkrieg verwahrt.

Ort und Zeit

13. November 2014, 19 Uhr
Universitätszahnklinik, großer Hörsaal
Sensengasse 2, 1090 Wien

Zur Veranstaltung

"Ja, das Gesicht dieser Welt wird eine Prothese sein!" So schloss Karl Kraus Ende 1916 einen Text in seiner "Fackel" ab, der sich mit der Operation eines Soldaten auseinandersetzt, der durch Granatsplitter schwerste Gesichtsverletzungen erlitten hatte. Wie sehr die Entstellungen von zehntausenden Männern im Alltag präsent waren, belegen auch andere literarische Texte, die an diesem Abend gelesen werden, etwa von Andreas Latzko und Joseph Roth. Letzterer bezeichnete die Versehrten als "Lebende Kriegsdenkmäler".

Die medizinischen Diskurse der Zeit loten Johannes Kirchner und Gabriele Dorffner aus. Beide betreuen das Zahnmuseum Wien, wo sich auch der Nachlass des Zahnmediziners Juljan Zilz (1871–1930) befindet, der sich wie kein anderer um die Behandlung von Gesichtsverletzungen kümmerte und eine mobile Kriegszahnklinik begründete. Zilz legte zudem eine Sammlung von Gipsbüsten und Moulagen typischer Verwundungen an, die noch bis 27. November 2014 unter dem Titel "Gesichter des Ersten Weltkriegs" im Zahnmuseum Wien zu sehen ist.

Programm

  • Begrüßung & Einleitung: Marcel Atze, Leiter der Handschriftensammlung Wienbibliothek
  • Im Gespräch: Johannes Kirchner, Leiter des Zahnmuseums Wien, mit Gabriele Dorffner, Historikerin
  • Lesung: Hannes Gastinger
  • anschließend Brot & Wein im benachbarten Zahnmuseum