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Das Kraus-Archiv – Karl Kraus und seine Archivarin Sophie Schick | 22.10.2024

Begleitveranstaltung zur Karl Kraus-Ausstellung

Sophie Schick, WBR, Nachlass Paul Schick – Sophie Schick, ZPH 943, Archivbox 6

Ort und Zeit

Dienstag, 22. Oktober 2024, 18.30 Uhr
Lesesaal der Wienbibliothek im Rathaus 
Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse, Stiege 6 (Glaslift), 1. Stock, 1010 Wien

Vor Ort und Livestream / Ihre Anmeldung erleichtert uns die Organisation.

Zur Veranstaltung

Karl Kraus wurde nicht ins Exil vertrieben. Er starb am 12. Juni 1936 in seiner Wiener Wohnung. Sein Werk und sein „Archiv“, das seine Freundin Helene Kann bereits 1925 mit seiner Zustimmung aufzubauen begann, musste allerdings auf verschlungenen Wegen vor den Nationalsozialisten gerettet werden und gelangte unter anderem in die Schweiz, nach Schweden und in die USA. Verschiedene Menschen – unter ihnen Helene Kann, Anita Kössler und Oskar Samek – waren in den folgenden Kriegsjahren damit beschäftigt, sich für die Rettung weiterer Materialien, Ordnung und Entzifferung derselben sowie für mögliche posthume Publikationen einzusetzen.

Nach dem Krieg nahm der selbst gerade aus dem Exil zurückgekehrte Anwalt Paul Schick, der als Bibliothekar in den Dienst der Stadt Wien getreten war, die Verbindung zu den „Krausianern“ im Exil auf – es gelang ihm fast den gesamten Nachlass an die heutige Wienbibliothek im Rathaus zu holen. An seiner Seite arbeitete seit 1959, unbezahlt und mit bemerkenswertem Engagement, Zofia Rowinska („Zosia“), die durch Heirat Sophie Schick wurde. Während Paul Schicks Arbeit am Kraus-Archiv wie auch seine Kraus-Monografie bis heute als Grundlage der Kraus-Forschung geschätzt werden, rankten sich um Sophie Schicks Persönlichkeit zwar diverse Mythen von der schwierigen „gate-keeperin“, aber sowohl ihre Expertise wie auch ihr Hintergrund blieben weitgehend unbekannt. Sie war nicht nur selbst Flüchtling, Shoa-Überlebende und Widerstandskämpferin, sondern auch Historikerin, Pädagogin, Übersetzerin und schließlich Karl Kraus-Forscherin. Ihr Engagement für Kraus im postnationalsozialistischen Österreich war ebenso bemerkenswert wie ihr Leben faszinierend.

Die Schriftstellerin und Kraus-Forscherin Martina Bilke, mit der sie abseits des Austauschs über Kraus eine Freundschaft verband, hat Sophie Schicks Leben zu deren 110. Geburtstag in den wiener heften erstmals grundlegend aufgearbeitet. Im Gespräch mit Katharina Prager wird es in dieser Veranstaltung um die Rettung und Rückkehr des Kraus-Archivs gehen, um das Leben und Wirken von Sophie Schick und nicht zuletzt um das Faszinosum Kraus, das über Sprach- und Ländergrenzen wie auch über Zeitbrüche hinweg anhält.

Programm

Im Gespräch
Martina Bilke, Kraus Forscherin und Autorin
Katharina Prager, Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin – Wienbibliothek im Rathaus

Lesung
Alma Hasun, Schauspielerin 

Allgemeine Informationen

Mit der Teilnahme an dieser Veranstaltung stimmen Sie der Veröffentlichung von Fotos, Video- und Audioaufzeichnungen, die im Rahmen der Veranstaltungen entstehen, zu.