
Objekt des Monats Dezember 2014: Elise Richters Sanitätshund

Die Wiener Romanistin Elise Richter machte am 9. Dezember 1914 eine Erfindung beim Vorstand des Deutschen Vereins für Sanitätshunde in Oldenburg bekannt: Sie hatte eine Figur zum Nachspielen von Kriegsszenarien vor Augen, wobei es sich um jenes Tier handelte, das an der Front zur Rettung verwundeter Soldaten eingesetzt wurde. Am 4. Oktober 1914 schrieb sie in ihr Tagebuch: "Idee ein Kriegsspielzeug zu entwerfen." Zwei Tage später heißt es: "Den Sanitätshund gezeichnet, schwierig, die Beine des Hundes zu treffen das Uhrwerk leicht."
Sanitätshunde kamen im Ersten Weltkrieg auf österreich-ungarischer Seite insbesondere an der Karpaten- sowie an der italienischen Front zum Einsatz, sowohl in den Dolomiten als auch am Isonzo. Allein bis Ende Juli 1917 wurden 1553 Hundeführer sowie 1086 Hunde in unterschiedlichen Verwendungsklassen mobilisiert. Die Tiere leisteten Boten- und Meldedienste, wurden aber auch als Wachhunde verwendet, die nicht nur die Flucht von Gefangenen verhinderten, sondern auch Pferde zusammenhielten. Darüber hinaus dienten Hunde als Zug- und Lastentiere, aber auch als Rattenfänger in den Schützengräben. In der Hauptsache wurden sie als Such- und Sanitätshunde eingesetzt, die einer hochspezialisierten Ausbildung unterzogen werden mussten. Für den Einsatz sowohl im Flachland wie auch im schneereichen Hochgebirge eigneten sich am besten die als genügsam und verlässlich geltenden Schäferhunde, daneben aber auch Dobermannpinscher und Airdale-Terrier. Da es an brauchbaren Tieren mangelte, erging Anfang 1916 ein Aufruf des Kriegsministeriums an die Bevölkerung, geeignete Hunde für die Verwendung im Sanitätsdienst abzugeben.
Elise Richters Idee eines Kriegsspielzeughundes war kein Erfolg beschieden. Das sollte andere Erfinder freilich nicht davon abhalten, ähnlich geartete Figurinen zu entwickeln: In Wien produzierte die 1873 gegründete Puppenfabrik Emil Pfeiffer unter der Marke "Tipple Topple" Tierfiguren aus Masse, unter anderem auch Sanitätshunde, die zu Verkaufsschlagern wurden und heute begehrte Sammelobjekte darstellen.
Archiv der Objekte des Monats 2014
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- September 2014: Kasperl träumt von Liebe und Apfelstrudel
- August 2014: Stefan Zweig schickt eine Karte aus Przemysl
- Juli 2014: Theaterspielen als Seelenbalsam
- Juni 2014: Louis Treumann posiert im Land der Skipetaren
- Mai 2014: Musikdruck "Rosa, wir fahren nach Lodz!"
- April 2014: Karl Kraus. Aus eigenen Schriften
- März 2014: Wir spielen Weltkrieg
- Februar 2014: Wiener Kriegsausstellung
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