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Das publizistische Werk Hilde Schmölzers. Lesung

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Vier Bücher von Hilde Schmölzer werden vorgestellt.

Ort und Zeit

17. November 2016, 19 Uhr
Lesesaal der Wienbibliothek
Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse, Stiege 6, 1. Stock, 1010 Wien

Programm

Begrüßung: Sylvia Mattl-Wurm

Lesung aus den folgenden vier Büchern:

  • Das böse Wien. 16 Gespräche mit österreichischen Künstlern. München: Nymphenburger Verlag 1973 (Neuauflage Wien:Mandelbaum Verlag, Wien 2008)
  • Rosa Mayreder. Ein Leben zwischen Utopie und Wirklichkeit. Eine Biografie. Wien: Promedia 2002 (Edition Spuren)
  • Frauen um Karl Kraus. Klagenfurt / Wien: Kitab Verlag 2015
  • Frauenliebe. Berühmte weibliche Liebespaare der Geschichte. Wien: Promedia 2009

Es lesen: Hilde Schmölzer, Angelika Raubek, Heidi Hagl und Elisabeth Krön

Anschließend Brot & Wein

Die Lesung ist eine Begleitveranstaltung zur Ausstellung "'Das böse Wien der Sechziger'. Fotografien von Hilde Schmölzer". Die Ausstellung zeigt eine Auswahl an Portraitfotos aus dem Vorlass, den Hilde Schmölzer 2012 der Wienbibliothek übergeben hat. Die Schau wird im Rahmen von eyes on - Monat der Fotografie gezeigt.

Zu den Büchern

Frauen um Karl Kraus

Die interessanten, begabten und gescheiten Frauen, mit denen sich Karl Kraus Zeit seines Lebens umgeben hat, stehen in einem seltsamen Widerspruch zu seinen frauenfeindlichen Aphorismen, in denen er in einem krassen Dualismus die Frau auf ihre Sinnlichkeit, auf ihr Geschlecht reduziert, den Mann jedoch zum Träger des Geistes macht. Die Halbweltdamen und Schauspielerinnen in seiner ersten Lebenshälfte konnten am ehesten seinem Wunschbild von der "potenzierten Frau" entsprechen. Während er im Umgang mit den Aristokratinnen und Schriftstellerinnen in seinen späteren Jahren seine Ansicht von der geistlosen Frau wohl geändert hat. Eines allerdings hatten diese Frauen alle gemeinsam: sie durchbrachen mit ihrer Vorstellung von einem freien Liebesleben die gängigen bürgerlichen Moralvorstellungen und waren schon aus diesem Grund für Kraus interessant.

Frauenliebe

Frauen haben einander zu allen Zeiten geliebt, sie haben einander begehrt, und sie haben auch sexuell miteinander verkehrt. Doch wurde Frauenliebe je nach Epoche unterschiedlich bewertet. Während sie im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit mit dem Tod bestraft werden konnten, waren Frauenfreundschaften in der Romantik nicht nur toleriert, sondern gesellschaftlich teilweise gut angesehen. Gegen Ende des 19. und im 20. Jahrhundert hingegen setzte sich unter dem Einfluss einer neuen Wissenschaft, der Psychiatrie, die Theorie von einer ererbten Abnormalität durch, die jetzt zwar weniger strafwürdig schien, dafür aber geächtet war. Sieben berühmte Frauenpaare aus verschiedenen Epochen werden in dem Buch beschrieben; wie sie gelebt, wie sie geliebt haben, in welche Zeit sie eingebunden waren, wie die Gesellschaft auf ihre Beziehung reagiert hat und wie sie sich selbst damit zurecht gefunden haben.

Rosa Mayreder

Rosa Mayreder ist die bekannteste Vertreterin der ersten österreichischen Frauenbewegung und eine der bedeutendsten Essayistinnen der Zeitenwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie hat nicht nur als führendes Mitglied im "Allgemeinen österreichischen Frauenverein" gearbeitet und feministische Essays verfasst, die heute noch durch ihre scharfsinnige Analyse bestechen, sondern auch Romane, Erzählungen, Gedichte und das Libretto zu Hugo Wolfs einziger Oper "Der Corregidor" geschrieben. Außerdem nahm sie als anerkannte Malerin an Ausstellungen im In- und Ausland teil. Hilde Schmölzer versteht es in dieser - übrigens ersten - Mayreder-Biographie unter Heranziehung noch unveröffentlichter Tagebuchnotizen, Briefe und Texte, den ganzen Menschen Rosa Mayreder zu erfassen, so wie er aus der Gegenüberstellung seiner Werke und seines Lebens sichtbar wird.

Das böse Wien

Es war eine revolutionäre Kunst, eine wütende Kunst, die sich aus den Frustrationen der fünfziger Jahre speiste. Ein zorniger Rundumschlag, der sich gegen alles Etablierte, Bürgerliche, Satte, Zufriedene richtete. Es gab die 68er Bewegung, eine Aufbruchsstimmung, den Glauben an eine neue Freiheit, mehr Emanzipation. In Wien fand dieser Aufbruch vor allem in der Kunst statt.
Es war dieses "böse Wien", das Hilde Schmölzer als junge, ebenfalls von Welterneuerungs-Ideen bewegte Journalistin und Fotografin faszinierte und sie bewog, unter diesem Titel jene Künstler zu Wort kommen zu lassen. Der Titel benennt ein Klischee, einen Mythos, auf jeden Fall aber bietet er eine griffige Formel für die gesellschaftliche, geistige Situation in dieser Stadt. Was diese Interviews und Fotos mit den Künstlern reizvoll macht: Dieser Zeitgeist ist in ihnen eingefangen. Die Gespräche und Fotos stammen aus den Jahren 1964 bis 1972, die Fotos waren teilweise bislang unveröffentlicht.

Zur Autorin und Künstlerin

Hilde Schmölzer, geboren 1937 in Linz, aufgewachsen in Steyr. Nach der Matura Besuch der zweijährigen Staatslehranstalt für Fotografie in München. Nebenbei Schauspielschule Zerboni. Ein halbes Jahr Arbeit in einem Wiener Fotoatelier. Anschließend Studium der Kunstgeschichte und Publizistik in Wien, weiter Schauspielunterreicht, Eignungsprüfung Sektion Bühnenangehörige, Mitglied einer Pantomimegruppe, Promotion 1966. Etwa 25 Jahre freiberufliche Journalistin und Fotografin für österreichische und deutsche Zeitungen und Zeitschriften. Als solche halb Europa bereist, zahlreiche Reiseberichte und Fotoveröffentlichungen. Arbeit beim ORF. Ein halbes Jahr Aufenthalt in Indien. Sechs Jahre in München. Seit 1990 ausschließlich als Autorin tätig mit Schwerpunkt Frauengeschichte und Frauenbiographien. Bis jetzt fünfzehn Bücher mit Schwerpunkt Frauengeschichte und Frauenbiographien und einen Gedichtband publiziert. "Phänomen Hexe" (1986) und "Die verlorene Geschichte der Frau" (1990) waren Bestseller. Alleinerzieherin, ein Sohn.

Ab 1992 Mitglied des PEN, in den letzten Jahren im Vorstand, im Frühjahr 2000 wegen politischer Differenzen ausgeschieden. Mitglied der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung, der IG Autorinnen/Autoren, des Österreichischen Schriftstellerverbandes und des Literaturkreises Podium, Mitinitiatorin des österreichischen Frauenvolksbegehrens. 2008 Verleihung des Berufstitels "Professorin" durch den Bundespräsidenten. Zuletzt (2015) erschienen: "A schöne Leich. Der Wiener und sein Tod" (HAYMONtb), "Die Pest in Wien" ( HAYMONtb) und "Frauen um Karl Kraus" (Kitab Verlag).