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Tanz-Signale 2009: Operettenfabrik Strauss. Aktualität - Gesellschaftskritik - Zensur - Musikwerkstatt - Kitsch

Alle unsere gestreamten Veranstaltungen finden Sie auf unserem YouTube-Kanal zum Nachschauen.

Richard Genée (Genée) und Johann Strauss Sohn (Genie)

Ort und Zeit

19. März 2009, 15 Uhr, Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, Bartensteingasse 9, 1010 Wien
20. März 2009, 14 bis 21 Uhr, Großer Hörsaal des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Wien, Universitätscampus, Hof IX, 1090 Wien
21. März 2009, 9 bis 16.30 Uhr, Großer Hörsaal des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Wien, Universitätscampus, Hof IX, 1090 Wien
21. März 2009, 18.40 Uhr, Schottenkirche "Unsere Liebe Frau zu den Schotten", Freyung 6, 1010 Wien
22. März 2009, 11 Uhr, Theater in der Josefstadt, Sträußelsäle, Josefstädter Straße 24, 1080 Wien

Ausrichtung

Wenngleich die „Geburtsstunde“ der Wiener Operette schon früher anzusetzen ist, so waren es doch zwei Personen, die wesentlich zur Entwicklung und Popularisierung dieser Gattung beitrugen, Johann Strauss (Sohn) und der Theaterkapellmeister, Komponist und Librettist Richard Genée. Dieser erfahrene Theaterpraktiker – 1823 in Danzig geboren, nach Engagements an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen schließlich im Herbst 1868 an das Theater an der Wien verpflichtet – war es insbesondere, der die Wiener Operettenkomposition in den 1870er- und 1880er-Jahren als Librettist, Komponist und komponierender Ghostwriter maßgeblich beeinflusste.

Schon zu Lebzeiten von Suppè, Millöcker und Strauss – als den bedeutendsten unter allen Komponisten, die Libretti von Genée vertonten – wurde die Gratwanderung der Operette zwischen gesteuerter Massenproduktion und hohem Kunstanspruch mehr oder weniger emotionsgeladen diskutiert. Wenn sich heute die Musikwissenschaft dem Genre Operette zuwendet, bedeutet dies nicht, dass damit ästhetische Unterschiede zwischen teilweise durchaus trivialem Musiktheater und "hochwertigen" Produkten verwischt werden sollen. Vielmehr handelt es sich um die soziologische Ortung eines Phänomens, das den Geschmack, die Vorlieben, die Sehnsüchte und schließlich die Mentalitäten großer Publikumskreise widerspiegelt. Tatsache war und ist, dass die Operette ihr "seriöses" Pendant, die Oper, an Popularität übertrifft. Allein die Publikumsstatistik beweist es.

Ziel des Symposions, des Werkstattkonzerts und des abschließenden Roundtable-Gesprächs mit Theaterdirektoren, Dirigenten, Regisseuren und Musikwissenschaftlern ist es, die von 1870 bis 1883 in inniger Zusammenarbeit zwischen Strauss und Genée entstandenen Operetten – gewissermaßen als Pars pro Toto – einer Analyse hinsichtlich der Diskrepanz einerseits zwischen Erfolg und Misserfolg, andererseits zwischen vergänglicher Zeiterscheinung und gefragter Zeitlosigkeit zu unterziehen. Ausgehend von verschiedenen Aspekten des seinerzeitigen Entstehungsprozesses – französische Textvorlagen, auf das Kabarett vorausweisende Dialoge, Zwitterstellung der Musik zwischen Gesellschaftstanz und großer Oper, Komposition im Teamwork, lokale politische und gesellschaftliche Aktualität und die darauf zielende Kritik, staatliche Zensur und deren Umgehung, geschäftliche Interessen, Unterhaltung des Publikums – soll der Frage nach dem Sinn und den Möglichkeiten der Rezeption von Operette in heutiger Zeit nachgegangen werden. (Norbert Rubey)

Programm

Auftakt, 19. März 2009

in Kooperation mit der Musiksammlung der Wienbibliothek

  • Thomas Aigner (Wien): Themenführung: Die Wiener Operette

Symposion, 20. März 2009

in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien

  • 14.00 Eröffnung: Birgit Lodes, Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien; Eduard Strauss, Wiener Institut für Strauss-Forschung; Norbert Rubey, Wienbibliothek im Rathaus
  • Musik zur Eröffnung in Arrangements der 1870er-Jahre für Violine und Klavier mit Jocelyne Rainer-Gibert, Violine, und Ingomar Rainer, Klavier: Johann Strauss (Sohn), Auf der Jagd, Schnell-Polka nach Motiven der Operette Cagliostro in Wien, op. 373; Methusalem-Quadrille nach Motiven der Operette Prinz Methusalem, op. 376; Kennst du mich? Walzer nach Motiven der Operette Blindekuh, op. 381
  • 15.00 Otto Brusatti (Wien): Warum Strauss-Operetten scheitern…
  • 15.30 Pierre Genée (Wien): Richard Genée aus der Sicht der Familie

16.00 Pause

  • 16.30 Volker Klotz (Stuttgart): Richard Genée: Motor und "sine qua non" der Wiener Operette überhaupt
  • 17.00 Norbert Nischkauer (Wien): "Majestät" – zensuriert
  • 17.30 Marion Linhardt (Bayreuth): Zwischen Fachtraditionen und Individualität. Frauenrollen in den Strauss-Operetten der 1870er und frühen 1880er-Jahre

18.00 Pause 

  • 19.30 Werkstattkonzert "Das Geschäft mit der Operette – Arrangements für jeden Bedarf"
  • Potpourris und Konzertparaphrasen nach Strauss-Operetten von Richard Genée, Albert Jungmann, Eduard Schütt u. a. mit Judit Varga, Klavier
  • Moderation: Norbert Rubey

Symposion, 21. März 2009

in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien

  • 09.00 Stefan Schmidl (Wien): Die Operette der Wiener Belle Époque. Eine Beschreibung mit unbekannten Fallbeispielen
  • 09.30 Martin Lichtfuss (Wien): "Mit Borsten gestreichelt": Zu musikalischen Widerhaken in der Wiener Operette des 19. Jahrhunderts

10.00 Pause

  • 10.30 Fritz Schweiger (Salzburg): Die Symbolik der Tonarten in den frühen Operetten von Johann Strauss (Sohn)
  • 11.00 Oswald Panagl (Salzburg): Zum Libretto der Fledermaus: Motive, Sprache, Dramaturgie
  • 11.30 Norbert Rubey (Wien): Musikwerkstatt "Strauss & Genée" – "wo wir uns musicalische Einfälle theilten"

12.00 Mittagspause

  • 14.00 Round-Table "Noch Zeit für Strauss-Operetten?" mit: Wolfgang Dosch (Konservatorium Wien, Privatuniversität), Michael Lakner (Lehár Festival Bad Ischl), Martin Lichtfuss (Musikuniversität Wien), Norbert Linke (Universität Duisburg), Christian Pollack (Konservatorium Wien, Privatuniversität), Ingomar Rainer (Musikuniversität Wien), Christoph Wagner-Trenkwitz (Volksoper Wien), und andere. Moderation: Otto Brusatti

15.00 Pause

  • 15.30 Fortsetzung des Round-Table-Gesprächs

16.30 Ende des Symposions

  • 18.40 Gedenkgottesdienst für Eduard Strauss II. (1910 – 1969), Schottenkirche "Unsere Liebe Frau zu den Schotten", Freyung 6, 1010 Wien. Johann Strauss (Sohn), "Tu qui regis totum orbem"; Franz Schubert, Deutsche Messe (D 872). Mit der Chorvereinigung "Schola Cantorum" unter der Leitung von Wolfgang Bruneder

Matinee, 22. März 2009

Die Folgen der Strauss-Operette mit Laura Scherwitzl, Sopran, einem Überraschungsgast, Günther Strahlegger, Bariton. Moderation: Otto Brusatti