Am Donnerstag, 25. April ist die Benützung unserer Bestände nur bis 16 Uhr möglich. Leseplätze sind bis 19 Uhr verfügbar.

Eingeschränkte Benützung von Druckwerken
Seit 2. April 2024 steht ein Teil unserer Bestände für zwei Monate nicht zur Verfügung. Die betroffenen Druckwerke tragen im Katalog die Info "Außendepot – wegen Übersiedlung derzeit nicht bestellbar". Wir bitten um Ihr Verständnis!

Sie sind in:

Sie sind hier

Wien und die Wiener und andere Texte. Ein Abend für Curt Stenvert

Alle unsere gestreamten Veranstaltungen finden Sie auf unserem YouTube-Kanal zum Nachschauen.

Curt Stenvert: Antiautoritäre Kinderreime

Ort und Zeit

29. September 2011, 19 Uhr
Lesesaal der Wienbibliothek
Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse, Stiege 6 (Lift), 1. Stock, 1010 Wien

Programm

  • Begrüßung: Sylvia Mattl-Wurm (Direktorin der Wienbibliothek)
  • Einleitende Worte: Jürgen Hein (Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster)
  • Texte von Curt Stenvert gelesen von Antonia Stenvert-Mittrowsky und Robert Reinagl
  • Im Anschluss Brot & Wein
  • Büchertisch: Verlag Johann Lehner

"Er schreibt kritisch und witzig gegen menschliches Fehlverhalten an. Wenn er Johann Nestroy und Sigmund Freud seine 'Freunde' nennt, Freud schon mit der "Muttermilch" in sich aufgesogen hat, dann spielt er auf das Hinter- und Abgründige, das Menschliche und Allzumenschliche der 'Wiener Seele' an. Mit kritischem Blick auf den sogenannten 'Fortschritt' der Menschheit zielt er auf Veränderung des Bewusstseins." (Jürgen Hein)

Im heurigen Jahr wird Curt Stenvert abermals von der Österreichischen Galerie durch eine Ausstellung mit dem Titel "NEODADAPOP" geehrt. Curt Stenvert nimmt mit seinem Schaffen als bildender Künstler, Filmemacher und Autor zahlreicher Texte, die sowohl in Prosa, wie auch in Lyrik verfasst sind, einen festen Platz in der österreichischen Kunstgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts ein. Die Wienbibliothek hat in mehreren Etappen zwischen 1989 und 2005, teilweise von Curt Stenvert persönlich und nach 1991 von seiner Witwe Antonia Stenvert-Mittrowsky 19 Archivboxen, mehrere Mappen und Großformatemappen erworben. Sein Nachlass befindet sich in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek und enthält neben Manu- und Typoskripten, Drehbücher, Werknotizen, Korrespondenz, Fotos und Diplome, die einen Überblick über sein breites Schaffensfeld und sein Werk geben. Die Plakat- und Druckschriftensammlung beherbergen über hundert Plakate und Plakatentwürfe, sowie zahlreiche Ausstellungskataloge und Publikationen seiner Texte.

Zum Autor

Curt Stenvert wurde am 7. September 1920 als Kurt Steinwender in Wien geboren. Er studierte von 1945 bis 1949 er an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Albert Paris Gütersloh und Karl Sterrer (beide Malerei) und bei Fritz Wotruba (Bildhauer). Anschließend betrieb er das Studium der Theaterwissenschaften (Prof. J. Gregor) und Filmwissenschaft (Prof. V. Börge) an der Universität Wien. Er bewegte sich während seiner Studienzeit im Umkreis der Wiener Phantasten, nahm jedoch eine andere künstlerische Entwicklung und kehrte Ende der vierziger Jahre der Gruppe den Rücken. Stenvert zählt zu den Gründungsmitgliedern der Sektion Österreich des internationalen "Art Club", in dem u.a. auch Friedrich Achleitner, Ilse Aichinger, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Wander Bertoni, Maria Biljan-Bilger, Herbert Boeckl, Arik Brauer, Jeannie Ebner, Paul Flora, Hans Fronius, Ernst Fuchs, Elfriede Gerstl, Rudolf Hausner, Wolfgang Hollegha, Friedensreich Hundertwasser, Wolfgang Hutter, Ernst Jandl, Maria Lassnig, Anton Lehmden, Friederike Mayröcker, Josef Mikl, Kurt Moldovan, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Gerhard Rühm, Alfred Schmeller, Hans Weigel und Oswald Wiener verkehrten. Albert Paris Gütersloh war dessen Präsident und Mentor.

In Stenverts Frühwerk ist der Versuch einer Synthese von Kinetismus, Konstruktivismus, Futurismus und Kubismus auszumachen. Dies führte ihn über die Photographie von Bewegungsabläufen zum Film. Die erstem Filme entstanden, "Der Rabe" (1951; nach dem Gedicht von Edgar Allen Poe), "Wienerinnen im Schatten der Großstadt" (1951/52) und "Flucht ins Schilf" (1952/53). Für seine Filme wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt für seinen Erstling „Der Rabe“ das Diplom der II. Internationalen Filmfestspiele von Venedig und das Diplom der Filmfestspiele Edinburgh. Ein Stipendium des Institut Francais Wien führte ihn 1953 für einen Studienaufenthalt nach Paris. Zwischen 1951 und 1956 entstanden zahlreiche Dokumentar- und Experimentalfilme, wie "Gigant und Mädchen" (Film-Biennale Venedig 1955), "Situation 1964 - Ein Film über Franz Schubert" (ein "optisches Gedicht" zu Schuberts "Unvollendeten"), sowie Kunstfilme, wie "Alfred Kubin - Abenteuer einer Zeichenfeder" und "Die Impressionisten".

1957 heirateten die Burgschauspielerin Antonia Mittrowsky und Curt Stenvert. Die Kurt-Steinwender-Filmproduktion GmbH wurde im selben Jahr protokolliert. Stenvert erhielt 1959 den Österreichischen Staatspreis für den Film "Die Kugel und der Mensch". Es folgte 1962 der Silberne Bär der XII. Internationalen Filmfestspiele Berlin für den Farb-Cinemascope-Film „Venedig“ und eine besondere Belobigung anlässlich der Verleihung des Österreichischen Staatspreises. Ab 1962 stellte Curt Stenvert wieder die Bildende Kunst in den Mittelpunkt seines Schaffens und entwickelte die sogenannte "Objektkunst". Das Filmrequisit wurde zum autonomen künstlerischen Ausdrucksmittel, insbesondere wurde die Objektgruppe „Menschliche Situation“ zur „szenischen Inszenierung“. Objektkunst bedeutete nun für ihn Auseinandersetzung mit Problemen der Gegenwart und der Zukunft. Drei Jahre später schrieb er sein "Manifest I der Funktionellen Kunst des 21. Jahrhunderts" (heute im Besitz der Österreichischen Galerie Wien), worin er die geistigen Grundzüge seiner Objektkunst zusammenfasste und von der "Pop-Art" abgrenzte. Im selben Jahr wurde Stenvert Mitglied der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs und des „Verbandes österreichischer Industrieller“. 1966 wurde er zur Teilnahme an der XXXIII. Internationalen Kunstbiennale in Venedig nominiert, wo er erstmals seine "Menschlichen Situationen" zeigte; Objekte, welche provozierend Situationen der Gesellschaft darstellen. In der Folge erhielt Stenvert zahlreiche Einladungen zu Ausstellungen, u.a. in Frankreich, Schweden, Holland, Italien und Deutschland. Eine im Auftrag der VÖEST und der Alpine Montan geschaffene Signal- und Informationsplastik zeigte er 1967 auf der EXPO in Montreal und schuf 1967/70 im Auftrag der MA 7 – Kulturamt der Stadt Wien die erste windbewegte Bewegungsplastik für eine Schule in der Döblinger Krottenbachstraße. 1969 erfolgte die Umwandlung des Künstlernamens Curt Stenvert in den offiziellen Familiennamen. 1971 entwickelte Stenvert seine funktionelle Kunst weiter und fasste das Ergebnis im "Manifest II der kybernetischen Malerei der Funktionellen Kunst des 21.Jahrhunderts" zusammen. Seit diesem Jahr entstanden seine kybernetischen Bilder, in denen er sich nun auch für die Ursache, den Antrieb und die Motivation der Bewegung interessierte. Es folgte 1976 die erste One-Man-Show auf der Art 7` Basel. 1977 übersiedelte er mit seiner Familie nach Deutschland. 1979 wurde ihm der Berufstitel Professor durch den österreichischen Bundespräsidenten verliehen. Ab 1982 entwickelte Stenvert die „Prozess-Perspektive“, welche die „Raum-Perspektive“ im Tafelbild ablösen sollte.
Am 3. März 1992 starb Curt Stenvert im Alter von nur 71 Jahren.

Ausstellung im Belvedere

CURT STENVERT-NEODADAPOP
Orangerie, Unteres Belvedere
5. Oktober 2011 bis 15. Jänner 2012