Am Donnerstag, 25. April ist die Benützung unserer Bestände nur bis 16 Uhr möglich. Leseplätze sind bis 19 Uhr verfügbar.

Eingeschränkte Benützung von Druckwerken
Seit 2. April 2024 steht ein Teil unserer Bestände für zwei Monate nicht zur Verfügung. Die betroffenen Druckwerke tragen im Katalog die Info "Außendepot – wegen Übersiedlung derzeit nicht bestellbar". Wir bitten um Ihr Verständnis!

Sie sind in:

Sie sind hier

Das böse Wien der Sechziger. Fotografien von Hilde Schmölzer

Ort und Zeit

25. Oktober 2016 bis 31. Jänner 2017
Wienbibliothek im Rathaus, Publikumsräume und Lesesaal
Rathaus, Eingang Felderstraße, Glaslift, 1. Stock, 1010 Wien
Montag bis Donnerstag 9 bis 18:30 Uhr
Freitag 9 bis 16.30 Uhr
Freier Eintritt

Zur Ausstellung

Die Ausstellung "Das böse Wien der Sechziger" zeigt eine Auswahl an Portraitfotos aus dem Vorlass, den Hilde Schmölzer 2012 der Wienbibliothek übergeben hat. Die Schau wird im Rahmen von eyes on - Monat der Fotografie gezeigt.

Als die Fotos dieser Ausstellung Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre entstanden, lebte Hilde Schmölzer in München, wo sie - vor ihrem Studium der Kunstgeschichte und Publizistik in Wien - 1956–1958 die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie besuchte. Sie sehnte sich nach Wien zurück, es erschien ihr durch die Distanz vielschichtiger und schillernder als die bayerische Landeshauptstadt, ein Sammelbecken großer Geister von einer sehr spezifischen, heute zum Teil bereits verloren gegangenen Eigenart, und alter, imperialer Tradition. Sie begann als Journalistin und Fotografin regelmäßig nach Wien zu fahren, um über Wiener gesellschaftliche und künstlerische Entwicklungen für deutsche, aber auch österreichische Zeitungen und Zeitschriften zu berichten. Im Rahmen der Interviews fotografierte Hilde Schmölzer zahlreiche Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen Malerei, Literatur, Kabarett, Film und Musik, und es entwickelte sich über die Jahre eine herausragende Sammlung an Schwarz-Weiß-Portraitfotografien.

Besonders fasziniert war Hilde Schmölzer von dem "bösen Wien", das sich damals herausgebildet hatte, von der Revolte der sechziger Jahre, die in Wien nicht so sehr auf politischer Ebene wie etwa in Deutschland stattfand, sondern vor allem in der Kunst. Im Aktionismus, dessen Akteure Otto Muehl, Hermann Nitsch und Günter Brus wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses mehrfach arretiert wurden und teilweise ins Exil auswanderten; im Kabarett mit dem Team Carl Merz, Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner, dem sich zeitweise auch Georg Kreisler anschloss, und das ein bissig-aggressives Genre populär machte; mit der "Galerie nächst St. Stephan", die provokante Kunst förderte und deren bedeutendstes Mitglied wohl Arnulf Rainer war; mit der "Wiener Gruppe", der u. a. H.C. Artmann und Gerhard Rühm angehörten, und vielen weiteren Gruppierungen und Zusammenschlüssen.

Es war eine revolutionäre, wütende Kunst, die sich aus den Frustrationen der fünfziger Jahre speiste, aus einem als hohl und substanzlos empfundenen Wirtschaftswunder, einer provinziellen, die großen internationalen Strömungen missachtenden Kulturpolitik und nicht zuletzt aus einem fehlenden österreichischen Selbstbewusstsein, das zwei Weltkriege und den Zerfall eines großen Reiches immer noch nicht verarbeitet hatte. Dass lediglich zwei Frauen, nämlich Valie Export und die skurril-makabre Theaterstücke schreibende Lotte Ingrisch, diese Männerriege durchbrachen, sagt ebenfalls einiges über die damalige Situation. Es gab wohl vereinzelt Frauen in der Kunst- und Literaturszene, aber das provokante Genre war Männern vorbehalten. Frauen waren überwiegend Musen, Modelle oder Objekte wie bei den Aktionen von Otto Muehl, bestenfalls MitarbeiterInnen, aber selten selbständig tätig.

Folder zur Ausstellung (PDF, 300 KB)

Indien 1967/68

Im Herbst 1967 flog Hilde Schmölzer zu ihrem Studienkollegen Peter Haage nach Indien, der seit 1965 an der Universität Pune deutsche Literatur unterrichtete. Ein halbes Jahr später kehrten beide - als Paar - nach Europa zurück und heirateten 1969. Die Fotografien, die Hilde Schmölzer für Reportagen in verschiedenen deutschsprachigen Printmedien anfertigte, zeigen Momentaufnahmen in den Straßen von Pune, Delhi, Mumbai und den umliegenden Dörfern, das Leben der Handwerker und Straßenverkäufer, Szenen aus dem religiösen Bereich, rituelle Waschungen am Ganges, Totenverbrennungen in Benares, Einblicke in das Hippieparadies Goa, die Architektur und Landschaft ebenso wie soziale Kontraste. Die fotografischen Arbeiten sollten einen möglichst unmittelbaren und umfassenden Eindruck vom Leben der Menschen in Indien vermitteln.

Teile dieser Fotoarbeiten wurden in der Publikation "Indiengespräche. Indien als Modellfall der Entwicklungspolitik" von Carl Friedrich von Weizsäcker, Manfred Kulessa und Jürgen Heinrichs, erschienen 1970 in München, veröffentlicht

Zur Künstlerin

Hilde Schmölzer, geboren 1937 in Linz, aufgewachsen in Steyr. Nach der Matura Besuch der zweijährigen Staatslehranstalt für Fotografie in München. Nebenbei Schauspielschule Zerboni. Ein halbes Jahr Arbeit in einem Wiener Fotoatelier. Anschließend Studium der Kunstgeschichte und Publizistik in Wien, weiter Schauspielunterreicht, Eignungsprüfung Sektion Bühnenangehörige, Mitglied einer Pantomimegruppe, Promotion 1966. Etwa 25 Jahre freiberufliche Journalistin und Fotografin für österreichische und deutsche Zeitungen und Zeitschriften. Als solche halb Europa bereist, zahlreiche Reiseberichte und Fotoveröffentlichungen. Arbeit beim ORF. Ein halbes Jahr Aufenthalt in Indien. Sechs Jahre in München. Seit 1990 ausschließlich als Autorin tätig mit Schwerpunkt Frauengeschichte und Frauenbiographien. Bis jetzt fünfzehn Bücher mit Schwerpunkt Frauengeschichte und Frauenbiographien und einen Gedichtband publiziert. "Phänomen Hexe" (1986) und "Die verlorene Geschichte der Frau" (1990) waren Bestseller. Alleinerzieherin, ein Sohn.

Ab 1992 Mitglied des PEN, in den letzten Jahren im Vorstand, im Frühjahr 2000 wegen politischer Differenzen ausgeschieden. Mitglied der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung, der IG Autorinnen/Autoren, des Österreichischen Schriftstellerverbandes und des Literaturkreises Podium, Mitinitiatorin des österreichischen Frauenvolksbegehrens. 2008 Verleihung des Berufstitels "Professorin" durch den Bundespräsidenten. Zuletzt (2015) erschienen: "A schöne Leich. Der Wiener und sein Tod" (HAYMONtb), "Die Pest in Wien" ( HAYMONtb ) und "Frauen um Karl Kraus" (Kitab Verlag).

Publikation

Hilde Schmölzer: Das böse Wien der Sechziger. Gespräche und Fotos
224 Seiten, Format 18 x 27cm, gebunden
Mandelbaum Verlag 2008
978-3-85476-285-0

Begleitveranstaltungen

17. November 2016: Lesung aus den publizistischen Werken von Hilde Schmölzer
Mit: Heidi Hagl, Elisabeth Krön, Angelika Raubek, Hilde Schmölzer
Lesesaal der Wienbibliothek

25. Jänner 2017: Hilde Schmölzer: Das Vaterhaus. Eine autobiografische Erzählung
Lesung und Fest anlässlich des 80. Geburtstags von Hilde Schmölzer

Details im Veranstaltungskalender!

Pressefotos

Um die hochauflösenden Pressebilder herunterzuladen, klicken Sie bitte mit der rechten Maustaste auf das Vorschaubild und wählen "Ziel speichern unter".

Arminio und Lena Rothstein (1962). Foto: Hilde Schmölzer
Karl Farkas. Foto: Hilde Schmölzer
Valie Export (1976). Foto: Hilde Schmölzer
Rituelle Waschung am Ganges (1967). Foto: Hilde Schmölzer
H.C. Artmann. Foto: Hilde Schmölzer
Lotte Ingrisch. Foto: Hilde Schmölzer
Anton Lehmden. Foto: Hilde Schmölzer
Peter Turrini. Foto: Hilde Schmölzer