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Objekt des Monats November 2012: Gustav Klimt. Kommentar zu einem nicht existierenden Selbstportrait

Gustav Klimt: Kommentar zu einem nicht existierenden Selbstporträt. Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N. 152980. Das Dokument stammt aus dem Nachlass von Auguste Fickert (1855–1910).

"Malen und Zeichnen kann ich. Das glaube ich selbst und auch einige Leute sagen, dass sie das glauben. Aber ich bin nicht sicher, ob das wahr ist." An Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat es Gustav Klimt (1862–1918) offenbar nicht gefehlt, als er die Anfangszeilen zu seinem Kommentar zu einem nicht existierenden Selbstporträt verfasste, vielmehr zweifelte er an der Aufrichtigkeit seiner Zeitgenossen, wenn es darum ging, seine Arbeit zu beurteilen. Ob er dabei auch an Friedrich Schillers Sentenz dachte, die er in der "Nuda Veritas" (1899) zitierte, sei dahingestellt: „KANNST DU NICHT ALLEN GEFALLEN DURCH DEINE THAT UND DEIN KUNSTWERK – MACH ES WENIGEN RECHT. VIELEN GEFALLEN IST SCHLIMM“.

Sein Können stellte der Künstler in zahllosen Gemälden, Zeichnungen und Skizzen unter Beweis, die heute noch – gerade im Jubiläumsjahr 2012 – wahre Begeisterungsstürme auslösen. Unterschiedlich sind nicht nur die Techniken, die in seinem Werk zur Anwendung kamen, vielfältig sind auch die Motive, die Klimt verarbeitete: Figuren, mythologische Gestalten, Landschaften und Frauen sind die gängigen Sujets. Letztere faszinierten den Maler augenscheinlich am meisten, auch wenn er selbst – siehe Kommentar – gegensätzliches behauptete. Die zentrale Aussage dennoch bleibt: "Von mir gibt es kein Selbstporträt", wobei die Begründung seitens des Urhebers lautet: "Ich bin überzeugt davon, dass ich als Person nicht extra interessant bin. An mir ist nichts besonderes zu sehen."

Der Selbstdarstellung im Bild gänzlich abgeneigt war Klimt jedoch keinesfalls, denn es existiert ein Selbstbildnis, das er in jungen Jahren als Mitglied des Kollektivs „Künstlerkompagnie“ anfertigte. Das Kunstwerk, das ihn zusammen mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch abbildet, entstand im Jahre 1887 und ist Bestandteil eines Deckengemäldes über den Feststiegen des Wiener Burgtheaters. Nicht unerwähnt bleiben sollte darüber hinaus, dass Klimt auch der Kamera gegenüber recht aufgeschlossen war: Es sind zahlreiche Fotoporträts des Künstlers erhalten, wobei es sich nicht nur um professionelle Aufnahmen, sondern auch um Privatfotografien handelt. Berühmt sind die Fotografien aus dem Atelier d’Ora (1908/09), auf denen Klimt ausnahmsweise nicht im Kittel, sondern im Anzug posiert, dazu kommen Aufnahmen etwa von Josef Anton Trcka (1914) und Pauline Hamilton (1909). Letztere entstanden im Freien und zeigen den Künstler in seinem Ateliergarten im 8. Wiener Gemeindebezirk. Die einzige Farbfotografie stammt von Fritz Walker und stellt Klimt im Garten der Villa Paulik in Seewalchen (1913) dar. Weltbekannt sind gerade die Schnappschüsse vom Attersee, die während der Sommerfrischen in den Jahren 1900 bis 1916 entstanden und ihn im Ruderboot oder am Bootssteg abbilden, auch in Gesellschaft mit seiner Lebensfreundin Emilie Flöge (1874–1952) oder deren Nichte. Fotografien, die Klimt mit Pinsel und Palette zeigen, sucht man vergeblich, obwohl er sich selbst genau in dieser Rolle verewigt wissen wollte, wie er im Kommentar festhielt: "Ich bin ein Maler, der Tag um Tag vom Morgen bis in den Abend malt, Figurenbilder und Landschaften, seltener Porträts."

Archiv der Objekte des Monats 2012