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Objekt des Monats August 2011: Johann Viktor Krämer schreibt aus Kairo

Postkarte von Johann Viktor Krämer an seine Schwester Therese vom 14.1.1899.

Wenn man die vor kurzem eröffnete Neuaufstellung von 544 Meisterwerken der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere durchwandert, stößt man auf eines der schönsten Gemälde des späten 19. Jahrhunderts, auf Johann Viktor Krämers Taormina in der Sonne.

Johann Viktor Krämer, geboren am 23. August 1861 – es jährt sich also im August sein 150. Geburtstag – zählte zu den berühmtesten und best bezahlten Malern der 1890er Jahre und der Jahrhundertwende. Aufgrund des Arbeitsverhältnisses seines Vaters als Maschinenbauingenieur bei der Familie Liechtenstein in Adamsthal in Brünn kam ihm eine besondere Förderung durch Fürst Johannes von Liechtenstein zugute. Er konnte die Wiener Kunstgewerbeschule absolvieren und anschließend an der Akademie der bildenden Künste studieren, wo er nach der Allgemeinen Malschule 1883–88 Meisterschüler des berühmten Orientmalers Leopold Carl Müller wurde. Aufgrund seiner zahlreichen Auszeichnungen und Reisestipendien startete Krämer bereits 1888 eine zweijährige Studienreise nach Madrid und Südspanien, nach Tunis, Algier, Karthago sowie nach Neapel und Rom, 1894 hielt er sich mit Josef Engelhart und Theodor von Hörmann längere Zeit in Sizilien auf; 1898 brach er abermals zu einer großen Orientreise auf, die ihn über Sibenik, Dubrovnik und Brindisi jeweils für mehrere Monate nach Ägypten und nach Palästina führte, wo er bis in das Jahr 1900 blieb.

Die als Objekt des Monats ausgewählte Postkarte an seine Schwester Therese in der elterlichen Wohnung in der Harmoniegasse stammt von Johann Viktor Krämers Orientreise 1898–1900, die durch eine Serie von Postkarten, aber auch durch andere zahlreiche Dokumente, bestens belegt ist. Krämer traf Anfang Jänner 1899 in Alexandrien und schließlich in Kairo ein. Auf der mit 14.1.1899 datierten Postkarte führte er über die visuellen Reize der Stadt fast schon Beschwerde: "ES IST HIER SO VIEL ZU SEHEN, DASS ICH NOCH GAR NICHT ZUM MALEN KOMMEN KONNTE..." Auf einer weiteren Karte im Februar schreibt er, dass er ausschließlich in Aquarell arbeite, weil es zu sehr staube und dies die einzig mögliche Maltechnik wäre.

Ein Jahr nach seiner Rückkunft, stellte Krämer, der 1897 zu den Begründern der Wiener Secession zählt, in der XI. Ausstellung der Secession (1901) neben Gemälden auch 70 Studien und Skizzen seiner großen Orientreise aus. Obige Postkarte ist Teil des schriftlichen Nachlasses Krämers (gest. 1941), den die Wienbibliothek 2006 erwerben konnte.

Archiv der Objekte des Monats 2011