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Objekt des Monats April 2010: Oskar Grohe: Juli-Nacht

Juli-Nacht für eine Singstimme und Clavier componirt. Dem Meister des deutschen Lieds, Herrn Hugo Wolf, in freundschaftlicher Verehrung bescheidenst gewidmet. Eigenhändige Reinschrift, September 1890.

Vorliegendes Lied stellt eine ironische Umkehrung üblicher Widmungen dar: Nicht Hugo Wolf als professioneller Komponist bringt seinem Mäzen ein Werk aus eigener Feder dar, sondern Oskar Grohe, großherzoglicher Amtsrichter in Mannheim, dediziert dem von ihm ideell und materiell unterstützten Wolf eine selbst verfasste Komposition, die noch dazu jener musikalischen Gattung zuzuzählen ist, in der Wolf seine höchste Meisterschaft erreichte.

Grohe, Musikliebhaber und Amateurkomponist, wurde auf Wolf durch einen im Jänner 1890 in der "Münchner Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Aufsatz aufmerksam. Im April desselben Jahres nahm Grohe Briefkontakt mit Wolf auf und erbat in der Folge von ihm ein Urteil über einige seiner Musenkinder. Im Februar 2006 erwarb die Wienbibliothek für ihre Musiksammlung zwei handschriftliche Lieder Grohes aus dem Jahr 1890, darunter das Nämliche mit der Widmung an Wolf. Dabei dürfte es sich um jene Manuskripte handeln, die Grohe damals an Wolf zur Begutachtung gesandt hat. Die Handschriftensammlung der Wienbibliothek verfügt dazu über einen Brief datiert mit 25. September 1890, der Wolfs Reaktion wiedergibt: Wolf sucht zunächst das Gute an Grohes Kompositionen, um dann in der für ihn typischen schonungslosen Offenheit auf die Defizite hinzuweisen und schließlich in einer Art künstlerischem Credo zu enden:

Ihre Lieder, ich habe ihrer nur drei erhalten, (2 Manuskripte u. ein gedrucktes) sind gewiß besser als das Meiste was heutzutage auf dem Liedermarkt erscheint. Vor allem drückt sich darin ein ehrliches Bestreben aus nach Wahrheit u. natürlichem Ausdruck. Der Wille ist schon gut, aber das Fleisch, die Einfälle – – – – – – – Ja ja, die Kunst ist grausam, sie duldet nichts Falsches, […], nichts Halbes. Sein oder nicht sein, können od. nicht können, das ist eben die Frage. Glauben Sie mir, mein Freund, es giebt Zeiten in meinem Leben, wo ich mir nichts sehnlicher wünsche als großherzogl. Amtsrichter od. nur Amtsschreiber zu sein – u. warum? Weil die Kunst ein Vampyr ist, der an unserem besten Lebensmark saugt, wenn wir in ihrem Dienste stehen, weil sie im Zustande der Begeisterung wohl tröstet u. beseeligt, die Ernüchterung aber hernach, der Katzenjammer tödtlich ist.

Archiv der Objekte des Monats 2010

 

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