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Nachlass Ellen Müller-Preis

Ellen Müller-Preis in Aktion auf dem Reichssportfeld, dem Veranstaltungsort der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Bild: Gerhard Riebicke

Neu in der Benützung ist der 2014 aus Familienbesitz übernommene Nachlass der österreichischen Fechterin Ellen Müller-Preis, die am 6. Mai 1912 in Berlin geboren wurde. Zum Sport kam sie durch ihre Tante Wilhelmine Werdnik (1885–1980), eine Meisterin der Planche, die dem Fechten ihr Leben lang verpflichtet war. 1911 hatte Werdnik den österreichisch-kroatischen Fechter Milan Neralitsch (1875–1918) geheiratet, der 1900 bei den Sommerspielen in Paris Bronze mit dem Säbel gewann. 1922 ehelichte sie den Wiener Universitätsfechtmeister Martin Werdnik, dessen Fechtsaal sie nach dessen Tod alleine weiterführte. In diesem startete die Karriere von Ellen Preis, die im Alter von 19 Jahren völlig überraschend Europameisterin wurde und im Jahr darauf ihren größten Erfolg feiern sollte: Bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles gewann sie die Goldmedaille im Florett der Damen.

Aus der bis dahin unbekannten Fechterin wurde über Nacht ein Shooting Star, der sich vor den Kameras nicht mehr retten konnte. Insofern besticht der Nachlass vor allem durch die vielen hundert Aufnahmen, die berühmte Fotografinnen und Fotografen von der jungen Frau anfertigten, die vom Äußeren an die deutsche Schauspielerin Franka Potente aus dem Film "Lola rennt" erinnert. Die überlieferten Fotos stehen dann meist unter dem Motto "Ellen ficht", aber es befinden sich auch Aufnahmen von Müller-Preis in Abendgarderobe darunter, die zeigen, wie gut sich sportlicher Erfolg für einen gesellschaftlichen Aufstieg schon immer eignete. Zu den Künstlerinnen und Künstlern, die Müller-Preis ablichteten, zählen u. a.: Franz Blaha, Albert Hilscher, Kitty Hoffmann, Earl V. Lewis, H. W. Mager, Gerhard Riebicke, Lothar Rübelt, Josef Hans Strof, Franz Votava, Peter Weller, Maurus Wilhelm Willinger und Juda Berish Zimbler.

Dreißig Jahre währende Karriere

Ellen Müller-Preis blieb lange sportlich erfolgreich, ihre Zeit als Aktive endete erst 1962. Die Wettkämpfe aus diesen drei Jahrzehnten sind bestens fotografisch dokumentiert. Im Falle etwa der Olympischen Spiele 1932 ist sogar die über Wochen dauernde Anreise an die Westküste der USA dank privater Aufnahmen nachvollziehbar. Auch zu anderen Olympiateilnahmen, vor allem jener 1936 in Berlin, wo Müller-Preis den dritten Platz belegte, bietet der Nachlass zahlreiches Anschauungsmaterial. Zu verfolgen sind aber auch ihre Nachkriegstitel, so wurde sie in den Jahren 1947, 1949 und 1950 Weltmeisterin. Und im vergleichsweise hohen Alter von 44 Jahren erreichte sie noch einmal das Finale der letzten Acht bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne.

Dozentin für historisches Fechten

Zum Bestand gehören neben den Fotografien auch das Manuskript einer unveröffentlicht gebliebenen Autobiographie sowie eine wissenschaftliche Arbeit über die Geschichte der Fechtkunst, die am Beginn ihrer zweiten Karriere stand – namentlich als Professorin und Dozentin für Bühnenfechten und historisches Fechten am Reinhardt-Seminar, an der Burg und an der Wiener Staatsoper. Ellen Müller-Preis starb am 18. November 2007 in Wien-Lainz.

Archiv der Neuerwerbungen 2015

Nach ihrem Olympiasieg ein begehrtes Objekt der Fotografen: Ellen Müller-Preis, im Studio von Juda Berish Zimbler. Wien 1932