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Objekt des Monats Juli 2017: 90 Jahre Eis am Stiel in Wien

Eskimo. Hurra ... die neuen 4 sind da! o.O., o.D., 1983,WBR

Ein Plakat der 1980er Jahre dokumentiert ein Stück Markengeschichte

Eine Plakatsammlung dient u.a. als hervorragende Quelle, um die Marken- und Firmengeschichte eines Unternehmens zu ergründen und zu bebildern. Unternehmen, vor allem wenn sie auf eine Geschichte von zahlreichen Übernahmen und sonstigen Strukturwechseln zurückblicken, haben oft kein historisches Archiv. Das gilt auch für die Marke Eskimo. Das Objekt des Monats Juli 2017 zeigt ein Werbeplakat aus den Jahr 1983. Das Gespenst "Spiri-fix" hält das "Herz am Stiel" während "Galaxy" abhebt und eine Giraffe mit paiper-förmigen Körper sich über das "Paiper Cola-Orange" hermacht. Die neuen Sorten wurden in einer für die 80er Jahre charakteristischen Filzstiftzeichnung illustriert und begleitet vom Slogan angepriesen. Vergleicht man die Eskimo Eiskarte von 1983 mit dem abgebildeten Plakat, so fällt auf, dass dem/ der heute leider unbekannten Entwerfer/ Entwerferin wohl kein oder abweichendes Bildmaterial zu Verfügung gestellt wurde. Für die Darstellung des Gespenst und des Eisherz kann man künstlerische Freiheit gelten lassen, doch die Zeichnungen von Galaxy und Paiper-Cola-Orange weichen stark von den für die Eiskarte fotografierten Produkten ab.

Eine der am Plakat abgebildeten Sorten feierte 2000 ein Comeback: die Publikation "Wickie, Slime und Paiper" hatte eine Welle von Kindheitserinnerungen und damit einhergehender, öffentlicher Wahrnehmung provoziert, die Eskimo zur kurzzeitig erhältlichen Neuauflage der 1986 eingestellten Sorte "Paiper" in der Geschmacksrichtung Zitrone-Himbeere veranlasste.

Eskimo

Das "Gefrorene" war schon ab dem Ende des 17. Jahrhunderts in Wien bekannt, doch die nächsten hundert Jahre aufgrund der hohen Preise dem Adel und den wohlhabenden Bürgern vorbehalten. Das Wiener Speiseeis, erschwinglich für eine breitere Bevölkerungsgruppe, wurde traditionell von Zuwanderern aus Italien produziert, die das Handwerk aus der Heimat mitgebracht hatten. Sie boten ihre Ware als fahrende Händler, als Gefrorenesmann, oder in ihren Eissalons feil.

Anfang des 20. Jahrhunderts sammelte Katharina Hehle, Tochter des damaligen Direktors der Wiener Milchindustrie AG (MIAG), bei einem Besuch in England praktische Erfahrungen in der Eiscremeindustrie und die MIAG richtete nach ihrer Rückkehr eine Produktion von täglich 2000 Liter Speiseeis ein, das war die Geburtsstunde der Marke "Eskimo". Zuerst wurde die Eiscreme in den Milchgeschäften und -trinkhallen in Bechern zum direkten Verzehr und in 5-Liter-Büchsen verkauft. 1927 bot die MIAG erstmals Eis am Stiel an. Dem war einiges an Erfinder- und Entwicklungsleistungen vorrausgegangen, wenige Jahre zuvor, 1923, gab es in den USA die ersten beiden Patentanmeldungen für Eis am Stiel. Die erste kam von Frank Epperson, dessen Patent laut eigenen Angaben auf einem Zufall zurückging, da er 1905 als Elfjähriger ein Glas Limonade mit Rührstab zum Abkühlen ins Freien gestellt und vergessen hatte. Das zweite Patent meldete Harry Burt an, der die aufwändige Produktion von Vanilleeis mit Schokoladenüberzug am Stiel entwickelt hatte. Burt meldete zahlreiche Patente im Bereich der Speiseeisproduktion an und entwickelte innovative Marketingkonzepte für den Speiseeisvertrieb.

Die lokale Wiener Eismarke "Eskimo" wurde 1960 an den niederländisch-britischen Konzern mit österreichischer Niederlassung, Unilever, verkauft, der die etablierte Marke nutzte, um einen nationalen Eisvertrieb zu starten. Die Produktion verblieb weiterhin in Wien und Umgebung, zunächst im 3. Wiener Gemeindebezirk, in der Lechnerstraße, und später in Groß-Enzersdorf. Den Vertrieb übernahm eine Unilever-Gesellschaft. Unilever hatte bereits mit "Langnese" große Erfolge in Deutschland erzielt und die Produkte des neuen Sortiments waren an Erfolgsideen anderer Länder orientiert, wie die beiden bis heute umsatzstarken Sorten "Jolly" (Italien, Dänemark) und "Cornetto" (Amerika). Wie stark die Marke "Eskimo" in Österreich etabliert ist, lässt sich auch daran messen, dass der Markenname des Öfteren synonym zum Produkt verwendet wird.

(K)eine Frage der Temperatur

Wer denkt, dass am meisten Eis gegessen wird, wenn es schön heiß und warm ist, der wird angesichts der europäischen Statistik des Pro-Kopf-Verbrauchs staunen. Die größten Eismengen in Europa verzehrt der Norden, in den Länder Finnland, Norwegen und Schweden schlägt der Eiskonsum mit 10-12 Liter pro Person pro Jahr zu Buche. Österreich liegt mit rund 7 Litern im Mittelfeld. Am wenigsten ist man dem Eis in Portugal und Griechenland zugetan, dort sind es nur 4-4,5 Liter.

Weiterführende Links und Literatur:

Zum Gefrorenesmann nachzulesen in unserem Wien Geschichte Wiki
Die  "Eskimo-Petition" 2000
Catarina Kossuth-Wolkenstein, Die Marke Eskimo. Eine Erfolgsgeschichte, Wien, Signum, 2000 (Wienbibliothek: B-222099)
Susanne Pauser/ Wolfgang Ritschl, Wickie, Slime und Paiper. Das Online-Erinnerungsalbum für die Kinder der siebziger Jahre, Hamburg, Rowohlt, 1999 (Wienbibliothek: A-247340)

Archiv der Objekte des Monats 2017

... neu ... Apfeleis in der Apfeleishälfte … o.O., o.D., 1981, WBR
Der große Fingerlutscher Neu o.O., o.D., 1981, WBR
Der Plattfuß, der nach Erdbeer schmeckt. neu o.O., o.D., 1981, WBR
Hurra ... jetzt sind wir da! Der große Fingerlutscher, Austria 82, Stupsi, Plattfuß o.O., o.D., 1982