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Objekt des Monats Juli 2012: Volks- und Luftbad der Wiener in den Donauauen

Volks- und Luftbad der Wiener in den Donauauen (1917). Wienbibliothek, Tagblattarchiv, TS 162

Ob Sommerbäder, Hallen- oder Kombibäder, wenn es um das kühle Nass geht, ist die Bundeshauptstadt ein veritables Bäderparadies und braucht hier den Vergleich mit den europäischen Metropolen nicht scheuen. Alleine die Stadt Wien als größter Anbieter betreibt nicht weniger als 49 Einrichtungen, die Badespaß pur versprechen.

Bäder haben in Wien Tradition. Schon im Mittelalter verbrachten die Wiener ihre Freizeit gerne in "Badestuben". Nach Ihnen wurde ein ganzes Stadtviertel, das Stubenviertel, benannt. In der frühen Neuzeit ließ die Badelust zwar nach, die Badestuben verschwanden, doch ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde Baden wieder ein populäres Vergnügen, für das die Wiener die Seitenarme der Donau nützten. Da sich immer wieder schwere Unfälle ereigneten, sah sich Kaiser Joseph II. wiederholt veranlasst das "gefährliche Baden" zu verbieten. Gleichzeitig entstanden Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Freibäder an der Donau. Das bekannteste darunter war das "Ferro-Bad", das der Arzt Pascal Joseph Ferro an der Donau in der Nähe des Augarten errichten ließ. Während das Ferro-Bad den eher wohlhabenden Kreisen vorbehalten war, entstanden zur Förderung der Gesundheit und Hygiene der sozial deklassierten Bevölkerungsschichten "Armenbäder", die bei freiem Eintritt benutzt werden konnten. Parallel dazu begann in dieser Zeit auch die systematische Einführung des Schwimmunterrichtes für die breite Masse.

Mit der Donauregulierung mussten die kleinen Strombäder geschlossen werden. Ersatz dafür bot ab 1876 das Kommunalbad, das, man staune, bereits 1898 Schauplatz einer Schwimm-Europameisterschaft der Herren war. Ein Meilenstein in der Wiener Bädergeschichte wurde mit der Eröffnung des Dianabades am Donaukanal 1810 gesetzt. Nach dem Umbau 1842 verfügte es über die lange Zeit größte Schwimmhalle Europas, die im Winter auch zum Ballsaal umfunktioniert werden konnte. Auch das Sophienbad war gleichzeitig Badeanstalt und Ballsaal.

Trotz dieser und zahlreicher anderer öffentlicher und privater Initiativen dauerte es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bis Wien endgültig zur Stadt der Bäder wurde. Ein gewisser Florian Berndl, seines Zeichens Masseur, Pedikeur und Naturheiler "entdeckte" das Gänsehäufel und richtete dort eine Kolonie von Sonnenanbetern ein. 1906 übernahm die Stadt Wien die Insel, 1907 wurde das legendäre Sommerbad eröffnet. Und dann ging es Schlag auf Schlag: 1912 errichteten die Sportler des Arbeiterschwimmvereines das Arbeiterstrandbad, zeitgleich entstand das Strandbad Stadlau.

Einen absoluten Höhepunkt aber erlebte die Bäderkultur in der Zeit des Roten Wien. Im Konzert mit einem ehrgeizigen Wohnbauprogramm, das bis zum heutigen Tag für Bewunderung sorgt, errichtet die Sozialdemokratische Stadtregierung zwischen 1919–1934 neben den neuen Strandbädern, eine Vielzahl von Freibädern abseits der Donau. Zu den prominentesten zählen hier: das Strandbad Alte Donau (1918), das Bundesbad Alte Donau (1919), das Krapfenwaldl (1923), das Ottakringer Bad (1926), das Hohe Warte-Bad (1927) und legendäre Kongreßbad, auch 'Konge', genannt Der Zeitungsausschnitt aus dem "Interessanten Blatt" vom 13. September 1917 zeugt von der enormen Popularität, die die Wiener Bäder bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfahren haben. Der Ausschnitt ist der Sachmappe "Badeanlagen" aus dem sogenannten "Tagblattarchiv" entnommen. Der Bestand wird momentan katalogisiert und über den Katalog auch online zugänglich gemacht.

Archiv der Objekte des Monats 2012