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Objekt des Monats September 2011: Zum 25. Todestag von Helmut Qualtinger

Geschichten aus dem Wiener Wald. Jörg Huber, 1979, 84x59,5 cm, P-20397.

Auf Horvaths Vorlage basierend wurde 1979 unter der Regie von Maximilian Schell eine u.a. von Schell selbst bearbeitete Fassung der "Geschichten aus dem Wiener Wald" verfilmt. Helmut Qualtinger verkörpert die Rolle des Zauberkönigs.

Das Objekt des Monats September 2011 ist der Erinnerung an das Ableben Helmut Qualtingers am 29. September 1986 gewidmet. Auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod kommt den meisten beim Namen Helmut Qualtinger sofort sein "Herr Karl" und seine Verkörperung des Kerkermeisters Remigio da Varagine in "Der Name der Rose" in den Sinn. Mit dem "Herrn Karl" gelang Qualtinger 1961 der Durchbruch im deutschsprachigen Raum. "Der Name der Rose" sollte sein letzter Film werden; in seinem Todesjahr 1986 entstanden, war er bereits bei den Dreharbeiten von starken Schmerzen behindert.

Helmut Qualtingers Werk und Schaffen ist gekennzeichnet von einer großen Bandbreite und Vielfältigkeit. Qualtinger wurde am 8. Oktober 1928 in Wien geboren, war als 15-Jähriger Flakhelfer und legte nach Kriegsende eine sogenannte Notmatura ab. Stationen wie vier Semester Studium der Medizin, Mitwirken im "Studio der Hochschulen", im Kabarett "Die Grimasse", Publizieren unter dem Pseudonym Hans Helmut als Film-, Kabarett-, Theater- und Buchkritiker in der Zeitschrift der französischen Besatzungsmacht "Welt am Abend" und Schreiben des Bühnenerstlings "Jugend vor den Schranken" inklusive Theaterskandal bei der Uraufführung 1948 in Graz führten ihn Weihnachten 1950 zur Kabarettkarriere, die mit der Revue "Blitzlichter" im "Kleinen Theater" begann. Großes Publikumsinteresse wurde dem Team Merz-Kehlmann-Qualtinger-Bronner für Programme wie "Reigen 51" zuteil. Es folgten 1952 "Brettl vor dem Kopf" und 1956 "Blattl vor'm Mund". 1957 wurde bei der Premiere von "Glasl vor'm Aug'" der "Travnicek", der Vorgänger des "Herrn Karl", geboren. Ende der Fünfzigerjahre übersiedelte das Team, inzwischen verstärkt durch Louise Martini und Georg Kreisler, ins "Neue Theater am Kärntnertor". Am 12. Oktober 1960 fand dort, in der Walfischgasse, die Premiere von "Hackl vor'm Kreuz", der letzten Kabarett-Revue des "namenslosen Ensembles", statt. Qualtinger sah für sich keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten mehr und zog sich vom Kabarett zurück. Mit dem 1961 erschienenen "Herrn Karl" prägte Qualtinger gemeinsam mit Co-Autor Merz das Bild des abgründigen und unverbesserlichen Mitläufers und wurde dadurch weit über Österreich hinaus bekannt. Weitere Theatererfolge hatte das Autorenteam 1963 mit "Alles gerettet" - ein Stück über den Ringtheaterbrand - und 1964 mit der "Hinrichtung". Qualtingers ironische Skizzen aus Österreich wurden in mehreren Textsammlungen publiziert. Als Schauspieler schlüpfte er in zahlreiche Rollen am Theater, in Film und Fernsehen. Der weite Bogen des "Menschenimitators" Qualtinger reichte von Nestroys "Knieriem" über Anzengrubers Drechslermeister "Schalanter", Schillers "Parasit", Wedekinds "Jack the Ripper", den Großbauer Allinger in der "Alpensaga" und Thomas Bernhards "Kulterer“. Berühmt waren auch Qualtingers Lesungen, ob er nun "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, unbekannte Nestroy-Possen oder Hitlers "Mein Kampf" vortrug.

In allen Sammlungen der Wienbibliothek finden sich Bestände zu Helmut Qualtinger. Der bedeutendste Bestand ist der Nachlass von Helmut Qualtinger, der seit 1987 in der Handschriftensammlung aufbewahrt wird und Briefe, Telegramme und Lebensdokumente umfasst. Neben Druckwerken und Tonträgern in der Druckschriften- und Musiksammlung wurde in der Dokumentation eine Mappe im Tagblattarchiv angelegt. Die Plakatsammlung beherbergt Ankündigungsplakate der Filme, Theatervorstellungen und Lesungen.

Das als Objekt des Monats ausgewählte und von Jörg Huber gestaltete Filmplakat zeigt von links nach rechts Eric Pohlmann, Götz Kauffmann, Jane Tilden, Hanno Pöschl und Helmut Qualtinger. In weiteren Rollen sind André Heller, Robert Meyer und Qualtingers zweite Ehefrau Vera Borek zu sehen. Der Film wurde 1980 mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet und im Oktober 1979 beim Chicago International Film Festival und im Dezember 1981 in New York City gezeigt.

Archiv der Objekte des Monats 2011