Am Donnerstag, 25. April ist die Benützung unserer Bestände nur bis 16 Uhr möglich. Leseplätze sind bis 19 Uhr verfügbar.

Eingeschränkte Benützung von Druckwerken
Seit 2. April 2024 steht ein Teil unserer Bestände für zwei Monate nicht zur Verfügung. Die betroffenen Druckwerke tragen im Katalog die Info "Außendepot – wegen Übersiedlung derzeit nicht bestellbar". Wir bitten um Ihr Verständnis!

Sie sind in:

Sie sind hier

Objekt des Monats Jänner 2009: Notenhandschriften Ferdinand Raimunds

erster Entwurf des Duetts "Brüderlein fein" von Ferdinand Raimund.

Im Teilnachlass des Literaturhistorikers und Direktors der Städtischen Sammlungen, Carl Glossy, fanden sich zehn Notenhandschriften Ferdinand Raimunds. Soweit sie bisher identifiziert werden konnten, handelt es sich um – nur teilweise textierte – Melodieentwürfe zum romantischen Original-Zaubermärchen mit Gesang "Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär" sowie zum Original-Zauberspiel "Die gefesselte Phantasie".

Die Theaterstücke Raimunds enthalten in ihrer Originalgestalt einen hohen Musikanteil – eine Ouvertüre sowie mehrere Solonummern, Ensembles und Chöre. Die Komponisten dieser Schauspielmusiken waren Joseph Drechsler, Conradin Kreutzer, Wenzel Müller und Philipp Jacob Riotte. Die kürzlich aufgefundenen Entwürfe zeigen jedoch, dass Raimund – zumindest in den beiden genannten Fällen – in einem weit höheren Ausmaß als bisher angenommen an der musikalischen Konzeption seiner Bühnenwerke mitwirkte. Das gilt insbesondere für jene Partien, in denen er selbst auftrat.

Die hier abgebildete Seite stellt den ersten Entwurf des Duetts "Brüderlein fein" dar: Zweivierteltakt und die vom Sprachrhythmus abgeleitete Abfolge von Triolen, Viertel- und Achtelnoten. In einem schon länger bekannten Blatt findet sich eine Zwischenversion, in der anstelle der Achtelnoten punktierte Achtel und Sechzehntel erscheinen. Die unterschiedlichen Entwürfe zeigen, dass Raimund große Schwierigkeiten mit dem musikalischen Rhythmus hatte. Joseph Drechsler aber verdanken wir, dass die Melodie heute im Rhythmus eines Wiegenliedes – im Sechsachteltakt – vorliegt. Erst dadurch stellt sich der einschmeichelnde Charakter des Gesangs ein, mit dem die Jugend, die sich von Fortunatus Wurzel für immer verabschiedet, diesen zu beruhigen versucht.

Die anderen Entwürfe auf der abgebildeten Seite beziehen sich auf das Aschenlied und auf einen verworfenen Schlusschor. Die (nicht abgebildete) Rückseite des Blatts enthält den Schluss eines Rollenhefts zu einer nicht identifizierten Bühnenkomposition Wenzel Müllers in dessen eigener Handschrift.