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Objekt des Monats Dezember 2016: "Schneesternchen". Zum 100. Todestag von Eduard Strauss

Eduard Strauss: Schneesternchen, Polka française (1877)

Vor 100 Jahren, am 28. Dezember 1916, starb Eduard Strauss, der jüngste der drei Strauss-Brüder, 81-jährig in seiner Wiener Wohnung in der Reichsratsstraße. Passend zu diesem Anlass und zur Witterung haben wir seine Polka française "Schneesternchen", op. 157, als Objekt des Monats ausgewählt.

Das "Schneesternchen" wurde am 3. März 1877 bei einem Ball der Rumänen im Wiener Grand Hotel uraufgeführt. Der für die häusliche Ausführung bestimmte Klavierauszug erschien ein halbes Jahr später.

Eduard Strauss, der "Dritte im Bunde"

Als Josef Strauss 1870 starb und Johann Strauss sich der Operette zuwandte, übernahm Eduard Strauss die alleinige Leitung der Strauss-Kapelle, die er bis 1901 innehatte. Wenngleich Eduard als Komponist im Schatten seiner beiden Brüder steht, so schuf er sich doch dank seiner Fähigkeiten als Dirigent und seines Organisationstalents bleibende Verdienste als berufener Anwalt der Strauss-Musik in zahlreichen Ländern Europas und in den USA. Dem gegenüber steht allerdings Eduards mutwillige Vernichtung des umfangreichen Notenarchivs der Strauss-Kapelle, das er im Oktober 1907 in einer Fabrik in Wien-Mariahilf und bei einem zweiten Anlass verbrennen ließ. Die Ursache dafür ist wohl in erster Linie in der Veruntreuung seines Vermögens durch seine beiden Söhne Johann (Enkel) und Josef zu suchen. Deren Lebensstil sorgte dafür, dass Eduard Strauss noch viel länger als geplant auf Tourneen gehen musste.

Bälle der Rumänen in Wien

Die 1877 veröffentlichte Polka française "Schneesternchen" ist dem Komitee des Balls der Rumänen in Wien gewidmet. Der rumänische Staat war 1861 durch den Zusammenschluss der Fürstentümer Moldau und Walachei entstanden. Rumänen siedelten aber auch auf dem Gebiet der Donaumonarchie, vor allem in Siebenbürgen. Die in Wien lebenden Rumänen veranstalteten spätestens ab den 1870er-Jahren eigene nationale Bälle, zunächst in dem zwischen Kärntner Ring und Mahlerstraße gelegenen Grand Hotel, später im Musikverein und in anderen prestigeträchtigen Lokalitäten. Das Reinerträgnis dieser Bälle floss für gewöhnlich bedürftigen Studenten rumänischer Nationalität zu. Als Protektor konnte mit Erzherzog Rainer eines der beliebtesten Mitglieder des Herrscherhauses gewonnen werden.

Eduard Strauss und Carl Michael Ziehrer

Zwecks Bereicherung der Ballmusik stellten sich nicht nur rumänische Tonsetzer mit Novitäten aus ihrer Feder ein, sondern auch die damals führenden Wiener Tanzmusik-Komponisten, Eduard Strauss und Carl Michael Ziehrer. Mit "Schneesternchen" eröffnete Strauss 1877 eine ganze Serie solcher Widmungskompositionen, bei denen es sich fast immer um eine Polka française in d-Moll oder F-Dur handelt. Ziehrer, der bereits 1874 eine Rumänische Polka veröffentlicht hatte, wurde 1879 zu einem viermonatigen Gastspiel nach Bukarest eingeladen, von dem er mit dem Ehrentitel "königlich rumänischer Hofkapellmeister" heimkehrte.

Ob die beiden Komponisten ihre Werke auf den Rumänenbällen auch selbst dirigierten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Zeitungen berichteten damals über Tanzveranstaltungen längst nicht mehr so ausführlich wie zur Zeit des Biedermeier. Vor allem wurde über die Musik kaum mehr ein Wort verloren. So ist nur für das Jahr 1881 die Mitwirkung der Strauss-Kapelle unter Eduards Leitung gesichert.

Den letzten Beitrag zu einem Wiener Rumänenball lieferte Eduard 1886 mit seiner Polka française Lyra, op. 245. Damit schließt sich der Kreis, den sein Bruder Johann 1847/48 mit seinem Aufenthalt in Siebenbürgen und Bukarest initiiert hatte.

Das Objekt

Eduard Strauss: Schneesternchen, Polka française, op. 157
Klavierauszug, Wien, C. A. Spina – Hamburg, Aug. Cranz [1877]
Wienbibliothek im Rathaus, Musiksammlung, Mc-2901

Archiv der Objekte des Monats 2016

Eduard Strauss: Schneesternchen, Polka française (1877)