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Objekt des Monats Dezember 2010: H. C. Artmann an Peter Rosei, Postkarte vom 23. März 1981

H. C. Artmann an Peter Rosei, Postkarte vom 23. März 1981, Vorderseite

Nein, bei dem Mann mit dem weißen Hut, womöglich der Boss der schnauzbärtigen Truppe, handelt es sich trotz einer verblüffenden Ähnlichkeit nicht um H. C. Artmann, der unter die Westmänner gegangen ist, sondern um keinen Geringeren als Luke Short (1854–1893), den berühmten amerikanischen Revolverhelden, der sein Geld als Whiskyhändler, Saloonbesitzer und Armeepfadfinder verdiente – und als Glücksspieler wieder verloren hat. Seine Biographie liest sich abenteuerlich, ähnlich wie die Lebensläufe der Mitstreiter auf dieser Photographie, die in der ersten Reihe (2.v.l.) auch den legendären Wyatt Earp (1848–1929) zeigt, den man als einen der Protagonisten der Schießerei vom O. K. Corral (26. Oktober 1881) kennt.

Entdeckt hat H. C. Artmann diese Karte auf einer Reise in die USA, die ihn 1981 auch nach Palm Springs, in die dort gelegenen Indianerreservate, geführt hat. Wenn er unterwegs war, forschte Artmann ständig nach kuriosen Postkartenmotiven, die er mit entsprechenden Texten versehen, an die Daheimgebliebenen schicken konnte. Im Vorlass seines Freundes Peter Rosei, den die Wienbibliothek im Rathaus im Sommer 2010 erworben hat, finden sich etliche solcher Spaßnachrichten, die in diesem Fall so lautet: "Lieber Peter, wie gefällt Dir meine crew? Mit diesen Herren tyrannisiere ich den ganzen Westen! So long / Dein H. C." Offenbar hat Artmann besonderen Gefallen an Luke Short gefunden, den er auffällig markiert hat. In seine Rolle wäre Artmann sicher gerne einmal geschlüpft. Denn Rollenspiele dieser Art haben den Grand Seigneur der österreichischen Literatur seit jeher interessiert. Man kennt ihn als Sherlock Holmes und als zähnefletschenden Vampir namens Dracula. Und man kennt ihn selbstverständlich aus dem Band "Von denen Husaren und anderen Seil-Tänzern" unter dem Namen Hieronymo Caspar Laërtes de Artmano als barocken Husaren, geboren im Jahre 1621, wie die biobibliographischen Daten aus dem Band "hosn rosn baa" verraten. Als Mann des Wilden Westens war er bislang nicht bekannt. Doch augenscheinlich hat Artmann – einmal vor Ort – auch an dieser Rolle Geschmack gefunden.

Archiv der Objekte des Monats 2010

H. C. Artmann an Peter Rosei, Postkarte vom 23. März 1981, Rückseite