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Manuskript Herbert W. Franke

Manuskript von Herbert W. Franke, WBR

Ein Großmeister der Science Fiction wird 90
Die Handschriftensammlung erwirbt ein Manuskript von Herbert W. Franke

Wer kennt den gebürtigen Wiener, der sich seit kurzem "European Grand Master of Science Fiction" nennen darf? Knapp vor seinem 90. Geburtstag, den er am 14. Mai 2017 begeht, wurde Herbert W. Franke als Autor von 20 Romanen und 200 Erzählungen aus dem Bereich der "Hard Science Fiction" – eines Genres, dem an der naturwissenschaftlichen Plausibilität der geschilderten alternativen Welten gelegen ist – mit der Verleihung dieses Ehrentitels durch die European Science Fiction Society ausgezeichnet.

"Die drei Leben des H. W. Franke"

Ö1 widmete dem promovierten Physiker kürzlich ein Radiokolleg unter dem Titel "Die drei Leben des H. W. Franke". Die Sendung machte darauf aufmerksam, dass es der Jubilar nicht nur zum international anerkannten Science Fiction-Autor gebracht habe, sondern dass er auch ein Pionier der Computerkunst sowie passionierter Höhlenforscher sei, der seine Leidenschaft in populären Sachbüchern einem breiten Lesepublikum vermittelte.

Den Computer setzte Franke bereits in den 1950er Jahren ein, um Kunstwerke zu schaffen, die einerseits die technologischen Möglichkeiten ausloteten, andererseits die Sehgewohnheiten erweitern sollten. Dass er seine literarischen Texte hingegen noch 1973 mit Bleistift auf einem handelsüblichen Block karierten Papiers ausgearbeitet hat, belegt eine aktuelle Erwerbung der Handschriftensammlung. Franke schrieb die Kurzgeschichte "Signal zum Überleben", die 1977 innerhalb des Erzählbands "Zarathustra kehrt zurück" bei Suhrkamp erschien, auf elf Blatt im A4-Format nieder. Das mit "18. 2. 73" datierte Manuskript signierte Franke gleich zweimal und widmete es einem Sammler, der den Autor offenbar brieflich um eine Handschriftenprobe gebeten hatte. Interessanterweise ist in Frankes Begleitbrief von einem Bruch in seiner literarischen Arbeitsweise die Rede: Es bereite ihm Schwierigkeiten, ein passendes Manuskript zu finden, da er "seit vielen Jahren nur noch mit dem Tonband arbeite" (Brief vom 27. Oktober 1978). Vermutlich ließ er dann die diktierten Texte von geübter Hand auf der Schreibmaschine abtippen (Personal Computers mit halbwegs nutzerfreundlichen Textverarbeitungsprogrammen kamen übrigens erst im Laufe der 1980er Jahre auf den Markt).

"Signal zum Überleben"

In der Erzählung "Signal zum Überleben" sitzt eine vierköpfige Crew mit ihrem Raumschiff auf einem sich "im Jugendstadium" befindlichen, lebensfeindlichen Planeten fest. Eine Woche nachdem die Gestrandeten einen Notruf über Funk abgegeben haben, empfangen sie eine binärcodierte Botschaft unbekannten Ursprungs. Abram, der Chemiker der Crew, erkennt, dass es sich um die Darstellung eines Moleküls handelt, und stellt den Stoff her. Aber was sollen sie damit anfangen? Wurde ihnen die Formel eines Nahrungsmittels, eines Medikaments oder gar eines Gifts, "Hilfe zum schmerzlosen Tod", mitgeteilt? Franke gestaltet in "Signal zum Überleben" eine Kardinalfrage der menschheitlichen Fortschrittsgeschichte. Der Mensch hat sich Wissen und Techniken angeeignet, um alle möglichen Stoffe herzustellen, von denen er nicht sicher weiß, was sie bewirken: Wird er durch sie gerettet oder geht er erst recht an ihnen zugrunde? Und wie wird die Entwicklung des Planeten durch die Freisetzung des Stoffes beeinflusst? Ferner wird aber auch – über das Bild der verschlüsselten Botschaft – die Frage nach der Quelle von Wissen und Inspiration des Menschen aufgeworfen.

Ein Arbeitsmanuskript

Das Manuskript der Erzählung ist ein typisches Arbeitsmanuskript, das zeigt, wie ein Autor an einem Text feilt. In der zentralen Erkenntnisszene sagt Abram im ersten Schreibansatz gerade heraus, er wisse jetzt, dass es sich bei der empfangenen Botschaft um die Formel eines Moleküls handle. Franke streicht die jähe Auflösung des Rätsels weg und lässt Abram genauer ausführen: "Das hier sind Kohlenstofftetraeder, und hier haben wir einen Oktanring Benzolring. Es ist die ra handelt sich um ein Molekül".
Vor der Drucklegung muss Franke den Text aber noch einmal im Detail überarbeitet haben. Kurz bevor der Besatzung des Raumschiffs endgültig der Geduldsfaden reißt, vertilgt sie im Manuskript die letzten Reserven von "Trockenbrot". In der Druckfassung gibt es als Suppenbeilage dann immerhin "Trockenzwieback".

Archiv der Neuerwerbungen 2017

 

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